LG G3 im Test: Eine Frage der Prioritäten
2/3Performance & Oberfläche
Unter der Haube des G3 steckt ein Snapdragon 801 mit vier Kernen und Adreno-330-GPU aus dem Hause Qualcomm, der auch im Sony Xperia Z2 und HTC One (M8) zum Einsatz kommt und im Falle des G3 mit maximal 2,46 Gigahertz taktet. Je nach Speicherkonfiguration bietet das Smartphone zwei Gigabyte (16 GB) respektive drei Gigabyte (32 GB) Arbeitsspeicher. Alle Angaben und Benchmarks im Test beziehen sich auf das 2-GB-RAM-Modell.
Durch den starken Prozessor positioniert sich das G3 im Alltag und in Benchmarks in den oberen Reihen. Apps starten schnell, das Smartphone zeigt sich als sehr reaktionsfreudig. Auch die Ladezeiten fallen sehr kurz aus. Neben Alltagsanwendungen stellen auch aufwendige 3D-Spiele den Prozessor vor keine großen Herausforderungen. Spiele laden schnell und laufen flüssig, erhöhen aber die Abwärme des Smartphones.
Beim Multitasking fällt auf, dass das G3 vereinzelt kleine Denkpausen einlegt. Auch kommt es beim Wechsel zwischen Homescreens oder Seiten im Launcher zu kurzen Rucklern. Der Startbildschirm wird nach Benchmarks neu geladen, was wiederum zu Rucklern und Wartezeiten führt, bis die Widgets erneut geladen wurden. Die Hardware ist leistungsstark genug, die Software wird dieser Grundlage bisher nicht gerecht.
Die Oberfläche des G2 war mit vielen Funktionen und Untermenüs sehr überladen, beim Nachfolger lässt der Hersteller Einfachheit walten. Das aktuelle Android 4.4.2 hat LG erneut nach den eigenen Vorstellungen überarbeitet. Durch eine flache Optik wirkt die Oberfläche zurückhaltender, zudem hat LG einige redundante Funktionen gestrichen und für mehr Übersicht gesorgt. Die Statusleiste wirkt aufgeräumter und auch Untermenüs fallen strukturierter aus. Die Tastatur hat der Hersteller ebenfalls überarbeitet. Diese lässt sich nun bis maximal zur Hälfte des Bildschirms in ihrer Höhe einstellen. Weiterhin kann per Wischgeste in Richtung der Wortvorschläge ein Wort aus der Autokorrektur übernommen werden, ohne den Finger von der Tastatur zu nehmen. Bei gedrückt gehaltener Leertaste lässt sich per Wisch nach links oder rechts der eingegebene Text per Cursor bequem und präzise durchgehen. Die Tastatur überzeugt durch eine kluge Autokorrektur und ein gutes Tippgefühl, ohne überladen zu wirken.
- SunSpider 1.0.1
- SunSpider 1.0.2
- Google Octane
- Google Octane 2.0
- Browsermark 2.1
- 3DMark Ice Storm Unlimited
- GFXBench 3 1080p T-Rex Offscreen
- GFXBench 3 1080p Manhattan Offscreen
- CF-Bench
- Geekbench 3 Total Multi-Core
- Geekbench 3 Total Single-Core
- Geekbench 3 Integer Multi-Core
- Geekbench 3 Integer Single-Core
- Geekbench 3 Floating Point Multi-Core
- Geekbench 3 Floating Point Single-Core
- Geekbench 3 Memory Multi-Core
- Geekbench 3 Memory Single-Core
Neben der von LG gewohnten Notiz-App QuickMemo+ und den Mini-Anwendungen QSlide erhält die Neuerung „Smart Notice“ Einzug. Dieses Feature arbeitet kontextabhängig ähnlich wie Google Now und stellt zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Wetter Hinweise bereit. Es wird darauf hingewiesen, ob etwa ein Regenschirm notwendig ist oder aufgrund hoher Temperaturen viel getrunken werden sollte. Auf einem zusätzlichem Homescreen haben Nutzer die Möglichkeit, Tipps rund um das G3 zu bekommen oder per „G Health“ Schritte und verbrauchte Kalorien zu zählen. Nach Samsung widmet sich nun also auch LG dem Thema Fitness. Ebenfalls mit an Bord ist Knock Code, bei dem der Bildschirm in vier gleichgroße Quadrate geteilt wird und der Anwender in einer von ihm definierten Reihenfolge auf das Display tippt, um das G3 zu entsperren.
Im Vergleich zum Vorgänger macht die Oberfläche ein großer Schritt nach vorne, weil sie leichtfüßiger ist und ansprechender aussieht. An die Konsistenz von HTC Sense oder einem unveränderten Android-Betriebssystem kommt LG trotz guter Ergänzungen allerdings nicht. Vor allem aber trüben die Performance-Probleme den ansonsten guten Eindruck.
Kamera
Neben dem Display und der Oberfläche bewirbt LG die Kamera als eines der Kernstücke des G3. Die Kamera bietet eine Auflösung von 13 Megapixeln und einen optischen Bildstabilisator, die maximale Videoauflösung beträgt UHD (3.840 × 2.160). Die wirkliche Besonderheit der Kamera ist allerdings der Laser-gestützte Autofokus. Mit Hilfe des Infrarot-Lasers, der neben der Kamera Platz nimmt, soll das G3 deutlich schneller fokussieren können und so auch sich bewegende Elemente scharf und zügig einfangen. Durch die Infrarot-Strahlung wird der Abstand zum Objekt gemessen. Vom schnelleren Fokus sollen vor allem Schnappschüsse profitieren. Auch nachts soll dadurch ein schnelleres Fokussieren ermöglicht werden.
In der Praxis kann dem Fokus bei in der Nähe des Suchers befindlichen Elementen eine hohe Geschwindigkeit attestiert werden, dies gelingt auch bei Dunkelheit relativ zügig. Wird die Kamera probeweise von der Landschaft auf ein nahegelegenes Element geschwenkt, ist das Objekt nach rund einer Sekunde scharf gestellt.
Bei guten Lichtverhältnissen kann die Kamera des G3 ihre Stärken am besten ausspielen. Farben werden sehr natürlich eingefangen und auch Kontraste und Details stimmen. Hinzu kommt ein geringes Bildrauschen, auch in weiter entfernten Bereichen. Rückschritte bei der Qualität gibt es erst bei abnehmenden Lichtverhältnissen: Mit zunehmender Dunkelheit nehmen Rauschen und Artefakte zu, wodurch Details verloren gehen. An dieser Stelle kann zumindest für nahe Objekte der Blitz durch eine relativ ausgewogene Ausleuchtung Besserung bringen. Sofern das Licht stimmt, eignet sich die Kamera des G3 gerade durch den schnellen Fokus für gute Schnappschüsse. Mit Einbruch der Dämmerung leidet jedoch auch die Kamera des G3 an den typischen Smartphone-Krankheiten.
Videoaufnahmen überzeugen durch sehr natürliche Farben und durch detailreiche und scharfe Bilder aufgrund der hohen Auflösung. Die Bilder sind klar und frei von Artefakten. Die Tonspuren weisen allerdings ein relativ hohes Grundrauschen auf.
Konnektivität
In puncto Konnektivität hat LG nichts anbrennen lassen und spendiert dem G3 eine komplette Ausstattung. Das Smartphone verfügt über WLAN nach ac-Standard, LTE-A mit bis zu 150 MBit/s im Downstream, Bluetooth 4.0 LE sowie (A-)GPS und GLONASS. Ein Infrarot-Sender für den Einsatz als Universalfernbedienung, Miracast, DLNA und NFC runden das Gesamtpaket ab.
Für mobiles Surfen und Telefonie wurde das O2-Netz im Raum Düsseldorf und Ruhrgebiet verwendet. Der Empfang überzeugt im Test, es kam im Alltag zu keinem Abbruch eines Telefonats oder eines Downloads, Internetseiten laden zügig. Die Gesprächspartner waren jederzeit klar und verständlich zu hören, auch die Lautstärke in Telefonaten gibt keinen Grund zur Klage. Zudem konnte das G3 auch als Navigationsgerät überzeugen. Im Modus für hohe Genauigkeit stellte das Smartphone in wenigen Sekunden eine stabile GPS-Verbindung her und führte ohne Aussetzer durch die ausgewählte Route.
Laufzeiten
Ein Akku mit 3.000 mAh soll das QHD-Display und den starken Prozessor mit ausreichend Energie befeuern. Bereits der Vorgänger verfügte über 3.000 mAh, fiel mit einem kleineren und niedriger auflösenden Display allerdings stromsparender aus. Bei der Vorstellung des G3 beteuerte LG, mit Optimierungen rund um Bildwiederholrate und Prozessorleistung die gleiche Akkulaufzeit wie beim Vorgänger zu ermöglichen. Die guten Ergebnisse des Vorgängers kann das G3 allerdings nicht erreichen.
Im Alltagsnutzen bei rund 30 Minuten Telefonie, stets aktiviertem WLAN sowie der Nutzung von verschiedenen Messengern und mobilem Internet erreicht das G3 zwischen einem und anderthalb Tagen. Stehen viele Spiele auf dem Programm, sinkt die Akkulaufzeit deutlich. Der Vorläufer verlangte erst nach etwa zwei Tagen nach Strom. Doch gravierender werden die Unterschiede im Video- und Browser-Dauertest: mit knapp 6 Stunden Videos geht dem G3 gegenüber dem G2 eineinhalb Stunden eher die Puste aus. Beim Surfen war nach vier Stunden Schluss. Damit liegt LGs Proband weit abgeschlagen hinter den konkurrierenden Flaggschiffen. Trotz der angekündigten Bemühungen des Herstellers reicht der gleiche Akku bei größerem Bildschirm und vor allem deutlich höherer Auflösung nicht aus, um an die guten Laufzeiten des Vorgängers heranzukommen.