Samsung Gear Live im Test: Noch die schönste Smartwatch im Land
Einleitung
LG konnte sich mit Auslieferung der G Watch am 4. Juli den Titel der ersten verfügbaren Android-Wear-Uhr sichern. Seit 8. Juli liefert Google nun auch die Gear Live von Samsung aus. Weil das Wearable-Betriebssystem Android Wear abgesehen von der Form der Uhr unverändert auf allen Smartwatches zum Einsatz kommt, bleiben für Hersteller nur Variationen bei Design und verbauter Hardware. Während Motorola auf die runde Form setzt, folgt Samsung dem Aussehen der bisherigen Gear-Uhren. Auch OLED-Display und Herzfrequenzmesser werden erneut verbaut. Wie gut das Paket von Samsung aufgestellt ist, hat ComputerBase getestet.
Samsung Gear Live
Samsung macht es sich ohne Neuentwicklung und mit Übernahme des Gear-Designs zwar leichter als LG, das Endresultat weiß aber auf Anhieb besser als die G Watch zu gefallen. LG hat zwar den Titel der ersten verfügbaren Smartwatch mit Android Wear gewonnen, doch in puncto Design, Haptik und Ergonomie ist die Gear Live in jeder Disziplin der G Watch überlegen.
Das fängt beim Gehäuse an, dessen Vorderseite aus gebürstetem Edelstahl und einem polierten Übergang zum Display deutlich deutlich mehr hermacht als das einfache schwarze Rechteck, das die G Watch ist. Und obwohl das Gehäuse der Uhr größer ist, fällt das Gewicht mit 59 zu 63 Gramm zugunsten von Samsung aus. Gleichzeitig sieht die Gear Live mehr nach Uhr aus und kommt mit ihrem matten Metallgehäuse klassischen Zeitgebern näher. Praktisch ist der An- und Aus-Knopf der Gear Live. So kann die Uhr auch ohne Ladeschale gestartet werden.
Auf die schicke Optik folgt die bessere Haptik. Egal ob Gehäuse, Band oder Schließe, all diese Komponenten fühlen sich mindestens eine Stufe hochwertiger als bei LG an. Das gebürstete Metall lässt ein teureres Produkt vermuten, doch beide Uhren werden für 199 Euro auf Google Play angeboten. Edel ist zwar auch das Kunststoffband der Gear Live nicht, es ist aber besser in das Gehäuse integriert und fühlt sich weniger labberig als das Band der G Watch an. Das Armband ist nicht mit der technisch besseren Schließe versehen, doch erneut gelingt Samsung zumindest ein qualitativ besseres Abschneiden.
Obwohl die G Watch trotz komplett gerader Rückseite im Test nicht unangenehm am Handgelenk saß, zeigt Samsung mit einer leichten beziehungsweise stärkeren Wölbung am Übergang zum Armband, dass es noch besser gelöst werden kann. Summa summarum sieht die Gear Live besser aus, fühlt sich besser an und sitzt besser am Handgelenk.
Hardware
Im schöneren Gehäuse der Gear Live sitzt im Vergleich zur G Watch leicht abweichende Technik. Die Displays der beiden Uhren sind mit 1,63 (Samsung) zu 1,65 Zoll annähernd gleich groß, sodass dieser Punkt nicht ins Gewicht fällt.
Samsung Gear Live | LG G Watch | Motorola Moto 360 | |
---|---|---|---|
Form: | rechteckig | rund | |
OS: | Android Wear | ||
Display: | 1,63 Zoll 320 × 320 Pixel (278 ppi) Super AMOLED |
1,65 Zoll 280 × 280 Pixel (240 ppi) IPS |
? |
Bedienung: | Touch, Sprache | ||
SoC: | Qualcomm Snapdragon 400, 1,2 GHz | ? | |
Arbeitsspeicher: | 512 MB | ? | |
Speicher: | 4 GB | ? | |
Übertragungsstandards: | Bluetooth 4.0 LE | ||
Sensoren: | Beschleunigungsmesser digitaler Kompass Gyroskop Herzfrequenzmesser |
Beschleunigungsmesser digitaler Kompass Gyroskop |
? |
Akku: | 300 mAh | 400 mAh | ? |
Abmessung: | 37,9 × 56,4 × 8,9 mm | 37,9 × 46,5 × 9,95 mm | 46 × 46 × ? mm |
Gewicht: | 59 Gramm | 63 Gramm | ? |
Schutz: | IP67 | ||
Preis: | 199 Euro | 199 Euro | ? |
Auslieferung: | 8. Juli | 4. Juli | „im Sommer“ |
Sofort sichtbar ist indes die höhere Auflösung der Gear Live. Zwar sind auch auf der Gear Live einzelne Pixel bei genauer Betrachtung auszumachen, doch auf der G Watch sind diese schon bei regulärer Entfernung erkennbar. Weil Samsung ein AMOLED-Display verbaut, werden Farben deutlich lebendiger dargestellt und der Kontrast fällt sichtbar höher aus. In puncto Blickwinkelstabilität schneidet die Gear Live ebenfalls besser ab. Und obwohl die G Watch auf Google Play explizit über ihr Always-on-Display beworben wird, bietet auch Samsung diese Funktion in den Einstellungen von Android Wear.
Anders sieht es bei der maximalen Helligkeit aus. Schon die G Watch ist bei starkem Sonnenschein nur noch schwer abzulesen. Doch während bei der G Watch auf maximaler Helligkeit 430 cd/m² anliegen, sind es auf der Gear Live nur 290 cd/m². Damit wird die Ablesbarkeit schon bei weniger starkem Sonnenschein eingeschränkt. Im Test fällt außerdem auf, dass Samsungs Uhr nur bis Helligkeitsstufe fünf reicht, während bei LG Stufe sechs das Maximum darstellt. Nur mit Hilfe der höheren Helligkeit kann LG das Ruder beim Display aber nicht mehr herumreißen. Deshalb: Punkt für Samsung.
Dass Samsung mit einem Herzfrequenzmesser zudem mehr Hardware als LG verbaut, kann weitestgehend vernachlässigt werden. Denn dieser arbeitet wie auf den bisherigen Gear-Uhren unbefriedigend. Bei gleichbleibendem Ruhepuls ermittelt die Gear Live um bis zu 20 Schläge die Minute abweichende Werte. Außerdem muss der Arm für die Messung sehr ruhig gehalten werden. Für tendenzielle Messungen ist der Herzfrequenzmesser aber ausreichend.
Die Nennladung des Akkus der Gear Live fällt mit 300 mAh 25 Prozent niedriger als bei der G Watch aus. Trotz des sparsameren AMOLED-Displays kann die vermeintlich bessere Technik diesen Unterschied nicht ausgleichen. Die Gear Live hält im Schnitt 28 bis 30 Stunden und somit etwa 6 bis 8 Stunden weniger lange durch als die G Watch. Bei Uhren, die ohnehin jeden Abend geladen werden müssen, ist dies zu verschmerzen. Allerdings missfällt bei der Gear Live insbesondere der fummelige Micro-USB-Clip, der zudem nicht sonderlich stabil zu sein scheint. LGs magnetische Ladeschale ist der Lösung von Samsung Meilen voraus.