Grafikkarten: Erneut gefälschte Nvidia GeForce GTX 660 im Handel
Im deutschen Einzelhandel sind erneut gefälschte Grafikkarten vom Typ Nvidia GeForce GTX 660 aufgetaucht. Bereits vor 18 Monaten hatte diese Variante Fälschern Pate gestanden. Die Leistung der Fälschung liegt deutlich unter der des Originals.
Auf die Grafikkarten aufmerksam geworden war Heise Online. Eine Analyse der als GTX660 4096MB Nvidia Bulk bezeichneten Grafikkarte zeigt, dass kein 960 Shader starker GK106 sondern der nur 144 Shader umfassende GF106 zum Einsatz kommt, statt GDDR5 wird DDR3 verwendet – die GPU stammt damit nicht einmal aus derselben Generation.
Die gefälschten Grafikkarten wurden über den Großhändler Kosatec nach Deutschland gebracht, der vermeintliche Lieferant Point of View konnte die Seriennummer der Grafikkarte dem eigenen Angebot jedoch nicht zuordnen. Wer die Grafikkarten in den Verkehr gebracht hat, bleibt damit vorerst ungeklärt. Im Handel zu finden sein sollen die betroffenen Produkte mittlerweile nicht mehr, Käufer einer entsprechenden Karte sollten sich an ihren Händler wenden. Die Ausstattung mit vier Gigabyte Arbeitsspeicher lässt eine Identifizierung der Fälschung leicht zu – eine solche Speicherausstattung gibt es bei der GeForce GTX 660 nicht.
Es ist nicht das erste Mal, dass die GeForce GTX 660 Fälschern Pate stand. Vor anderthalb Jahren berichteten Leser im Forum von ComputerBase von einem ähnlichen Fall. Auch damals kam auf der vermeintlichen Grafikkarte DDR3-Speicher statt GDDR5 und eine deutlich kleinere GPU zum Einsatz. Weitere zwei Jahre zuvor hatten Leser im Forum von vermeintlichen GeForce GTX 275 berichtet, die im Kern auf einer GeForce 9500 GT basierten. In beiden Fällen waren die Grafikkarten Teil von sehr günstigen Komplettsystemen, die Händler selber beteuerten, von dem Betrug nicht gewusst zu haben. In Asien sind dubiose Angebote von gefälschten Grafikkarten weit verbreitet.
Der Großhändler Kosatec hat seine Behauptung, die Grafikkarten direkt beim Hersteller Point of View bestellt zu haben, gegenüber ComputerBase bekräftigt. Entsprechende Rechnungen liegen der Redaktion vor.
„Wir versichern hiermit ausdrücklich, dass wir zu keinem Zeitpunkt Kenntnis von einer Manipulation der Ware hatten oder uns ein dahingehender Verdacht bekannt war. Zudem können wir lückenlos nachweisen, dass wir die betroffenen Artikel in insgesamt vier Chargen vom 2. bis 18. Juli 2014 direkt beim Nvidia-zertifizierten Hersteller „Point of View“ bezogen haben, mit dem wir seit 2008 zusammenarbeiten“, vermeldet der Händler auf seiner Internetseite.
Point of View wiederum erklärte, nicht mehr im Zusammenhang mit den Fälschungen genannt werden zu wollen. Die betroffenen Produkte habe das Unternehmen nicht selber sondern im Auftrag fertigen lassen. Wie die Fälschungen, die mit vorerst 293 GeForce GTX 660 und 110 GeForce GTX 650 nur einen geringen Umfang haben, in die Lieferkette gelangt sind, bleibt weiterhin offen. Nvidia hat eigene Ermittlungen eingeleitet.
Point of View erklärte am Freitag gegenüber c't in einer weiteren Stellungnahme, die betreffenden Karten zurückzunehmen. Kosatec sei als Großhändler bereits informiert, die ausgelieferten Grafikkarten sollen dort zurückgerufen werden. Weiterhin betont der Hersteller, die Lage sowohl intern als auch in den Fabriken in China zu untersuchen und alle Karten, die nicht den echten Spezifikationen entsprechen, vom Markt zu nehmen.