Huawei MediaPad X1 im Test: Träge Software auf 7 Zoll im Alugewand
2/2Software & Performance
Als Prozessor kommt der zwar noch relativ neue, aber auf vergleichsweise alte Technik setzende HiSilicon Kirin 910 zum Einsatz. Während das Tablet auf das Standardmodell vertraut, setzt das Smartphone Ascend P7 auf die schnellere T-Variante mit 200 MHz höherem Maximaltakt.
Der Kirin 910 besteht aus vier Cortex-A9-CPU-Kernen und einer Mali-450-MP4-GPU und wird in 28 Nanometer gefertigt. Die Konkurrenz vertraut überwiegend auf die neueren und schnelleren Cortex-A15- oder Krait-Kerne von ARM und Qualcomm in Verbindung mit Adreno- und Mali-6xx-GPUs. Huaweis nächste Octa-Core-SoC-Generation (4 × A15 + 4 × A7) in Form des Kirin 920 findet erst beim hierzulande bisher nicht erhältlichen Honor 6 Verwendung. Der Griff zu einem vergleichsweise alten Prozessor mit einfacher Speicheranbindung macht sich in allen Benchmarks bemerkbar.
- 3DMark Ice Storm Unlimited
- GFXBench 3 1080p T-Rex Offscreen
- GFXBench 3 1080p Manhattan Offscreen
- SunSpider 1.0.2
- SunSpider 1.0.1
- Google Octane 2.0
- Google Octane
- Browsermark 2.1
- Geekbench 3 Total Multi-Core
- Geekbench 3 Total Single-Core
- Geekbench 3 Integer Multi-Core
- Geekbench 3 Integer Single-Core
- Geekbench 3 Floating Point Multi-Core
- Geekbench 3 Floating Point Single-Core
- Geekbench 3 Memory Multi-Core
- Geekbench 3 Memory Single-Core
- CF-Bench
Während sich Smartphones wie das Motorola Moto E und Moto G auch ohne High-End-Hardware und rekordverdächtige Benchmarks noch vergleichsweise performant anfühlen, zeigt sich das MediaPad X1 als echte Softwarekrücke. Die Hardware des Tablets ist mit dem veralteten Android 4.2 und dem nicht mehr aktuellen Emotion UI 2.2 überfordert und begrüßt den Anwender immer wieder mit kleinen Rucklern und größeren Aussetzern. Obwohl zwei Gigabyte Arbeitsspeicher verbaut sind, reagiert das MediaPad X1 bereits gemächlich, wenn nur wenige Apps geöffnet sind. Ab fünf bis sechs offenen Programmen wird beinahe jede Berührung von Rucklern begleitet. Teilweise laden sogar die Homescreens nach dem Verlassen einer App neu, was sich durch einzeln nacheinander aufpoppende App-Icons bemerkbar macht. Reproduzierbar zeigt sich die Trägheit an der ausziehbaren Statusleiste. Diese fährt erst dann aus, wenn der Finger bereits die Mitte des Displays erreicht hat.
Doch nicht nur die Trägheit des Systems enttäuscht, es finden sich auch nervige Fehler in Huaweis Android-Version. Der Google-Browser Chrome schließt sich auf dem MediaPad X1 von Zeit zu Zeit gerne selbst und der Kalender meldet sich ebenfalls regelmäßig mit einer Meldung, dass er beendet werden musste, obwohl er nie gestartet wurde. Huawei macht bei der 18-monatigen Zeitreise zurück zur Veröffentlichung von Android 4.2.2 aber nicht Schluss, sondern hat es sogar geschafft, die alte Suche aus Android 2.3 Gingerbread in das System zu integrieren.
Wer Googles Suchleiste als Widget dem Homescreen hinzufügen möchte, kann sich also zwischen der bald vier Jahre alten Version und Google Now entscheiden. Doch bereits die Navigation durch das Widget-Menü ist mühselig, weil auf dem Testgerät schon nach der Installation von wenigen Anwendungen durch 28 Seiten Widgets gewischt werden muss. Darüber hinaus unterscheidet das Widget-Menü nicht nachvollziehbar nach „Alle“ und „Downl. fertig“. Gemeint sind wahrscheinlich heruntergeladene Apps, die ein Widget mitbringen, doch einige der nachträglich installierten Anwendungen fehlen in der Übersicht. Tragisch komisch wird es allerdings, wenn Huaweis grafische Komplettüberarbeitung der Android-Oberfläche an ihre Grenzen stößt und das Emotion UI für die Google-Apps „Docs“, „Drive“ und „Tabellen“ das gleiche Icon verwendet.
Die Leistung des MediaPad X1 ist nicht katastrophal schlecht. Für Apps und einfache Spiele ist sie ausreichend und auch Musik oder Filme spielt das Tablet ruckelfrei ab. Wenn Mindestanforderungen wie eine flüssige Bedienung oder ein fehlerfreier Betrieb aber nicht erfüllt werden, muss das Urteil negativ ausfallen. Dass Huawei es besser kann, zeigte der Test des Smartphones Ascend P7.
Laufzeiten
Diese Schlussfolgerung muss trotz der sehr guten Laufzeiten gezogen werden. Denn nur für Filme sind knapp 400 Euro auch dann zu viel, wenn das MediaPad X1 diese für weit über zehn Stunden als 720p-Stream abspielen kann. Selbst im anspruchsvollen Browser-Dauertest hält das Tablet über zehn Stunden durch. Die Nennladung des Akkus von 5.000 mAh kommt in beiden Szenarien voll zum Tragen. Als Smartphone verwendet erreicht das MediaPad X1 im Alltag eine Laufzeit von im Schnitt zwei bis drei Tagen, was ebenfalls vorbildlich ist.
Fazit
Das so oft zitierte Ruder kann auch mit sehr guten Laufzeiten nicht mehr herumgerissen werden. Selten lagen Fluch und Segen bei einem Gerät so nah beieinander. Beim MediaPad X1 treffen ein Top-Display, eine weitestgehend gute Verarbeitung und der große Akku auf ein grandios misslungenes Softwarepaket. Wenn ein 18 Monate altes Betriebssystem, das trotzdem unfertig wirkt, und teilweise bald vier Jahre alte Apps wie die Suche kombiniert werden, kann das nicht gutgehen.
Glücklicherweise ist Software austauschbar, sodass Huawei mit einem Update auf die Software des Ascend P7 nachbessern könnte. Wenn Ruckler und Fehler abgestellt werden können, könnte sich das Tablet schlagartig zu einem deutlich interessanteren Gerät wandeln.
Wer aktuell auf der Suche nach einem 7- oder 8-Zoll-Tablet mit Android und LTE ist und auf die Telefon-Funktion verzichten kann, sollte weiterhin zum Google Nexus 7 greifen oder das neue Nvidia Shield Tablet in Betracht ziehen.
- Top-Display, das mit Auflösung, Helligkeit und Darstellungsqualität überzeugt
- weitestgehend gute Verarbeitung
- sehr lange Laufzeiten
- Telefon-Funktion
- Speicher erweiterbar
- permanent Ruckler und kleine Aussetzer
- nervige Fehler im Betriebssystem
- Android 4.2 ist 18 Monate alt
Das Huawei MediaPad X1 ist seit August zur unverbindlichen Preisempfehlung von 399 Euro erhältlich. Dieser Preis wird im Preisvergleich aktuell um 10 Euro unterboten.
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