Core i7-5820K und 5960X im Test: Intel Haswell-E mit sechs und acht Kernen
2/9CPUs mit bis zu acht Kernen
Hinter dem Codenamen „Haswell-E“ steckt die kleinste Abwandlung der bereits seit eineinhalb Jahren im Notebook und Desktop genutzten „Haswell“-Architektur für das Profi-Segment. „Haswell-EP/EN“ lautet der Codename der größeren CPUs, die mit bis zu 18 Kernen auf den Markt kommen werden.
In der Basis sind „Haswell“, „Haswell-E“ und „Haswell-EP/EN“ gleich. Intel setzt erneut auf das Prinzip des Converged Core. Es beinhaltet, dass ein einziges Design der Prozessorkerne in allen Varianten der CPUs zum Einsatz kommt. Folglich greifen alle Neuerungen, die Intel mit „Haswell“ vor über einem Jahr eingeführt hat, auch bei den neuen Varianten.
Die Unterschiede von „Haswell“ zu „Haswell-E“ liegen also nicht bei den CPU-Kernen selbst, sondern in deren Anzahl und dem Speicher – sei es auf dem Die oder auf dem Mainboard. Bei „Haswell-E“ ist neben den maximal acht Kernen inklusive Unterstützung von Hyper-Threading in erster Linie der bis zu 20 MByte große L3-Cache zu nennen, aber auch das Speicherinterface, das weiterhin vier Kanäle bietet, erfährt mit DDR4 eine Aktualisierung.
Das Mehr an Kernen sowie der größere L3-Cache hat jedoch seinen Preis. Da die Fertigung wie beim Vorgänger bei 22 nm verbleibt, wächst der Die des Core i7-5960X auf 356 mm² (17,6 mm × 20,2 mm), der Core i7-4960X kam auf 257 mm² (15,0 mm × 17,1 mm). Auf der Fläche bringt Intel 2,6 Milliarden Transistoren unter, der Vorgänger zählte 1,86 Milliarden. Da es keinen nativen Sechs-Kern-Die von „Hawell-E“ geben wird, sind die beiden kleineren Ableger gleich groß, es werden lediglich die beiden Kerne sowie die dazugehörenden L3-Cache-Scheiben mit jeweils 2,5 MByte deaktiviert. Das war bei Ivy Bridge-E auch schon so. „Sandy Bridge-E“ brachte noch zwei native Varianten mit.
Architektur | Kerne | Die-Fläche | Transistoren | |
---|---|---|---|---|
Core i7-5960X | Haswell-E | 8 | 356 mm² | 2,60 Milliarden |
Core i7-5930K | Haswell-E | 6 | 356 mm² | 2,60 Milliarden |
Core i7-5820K | Haswell-E | 6 | 356 mm² | 2,60 Milliarden |
Core i7-4960X | Ivy Bridge-E | 6 | 257 mm² | 1,86 Milliarden |
Core i7-4930K | Ivy Bridge-E | 6 | 257 mm² | 1,86 Milliarden |
Core i7-4820K | Ivy Bridge-E | 4 | 257 mm² | 1,86 Milliarden |
Um den Core i7-5820K trotz nur wenig Unterschied beim Takt um fast 200 US-Dollar unter dem Core i7-5930K positionieren zu können, hat Intel die verfügbaren PCI-Express-Lanes für Grafikkarten von 40 auf 28 reduziert. Damit fällt eine der markanten Besonderheiten der Plattform in Bezug auf die Abgrenzung zur Mainstream-Schiene mit nur 16 Lanes für Grafikkarten beim Core i7-5820K deutlich kleiner aus.
Modell | Kerne / Threads |
Takt / mit Turbo |
L3-Cache | PCIe 3.0 Lanes |
Speicher | TDP | Preis |
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Core i7-5960X | 8 / 16 | 3,0 / 3,5 GHz | 20 MB | 40 | DDR4-2133 | 140 Watt | $999 |
Core i7-4960X | 6 / 12 | 3,6 / 4,0 GHz | 15 MB | 40 | DDR3-1866 | 130 Watt | $999 |
Core i7-5930K | 6 / 12 | 3,5 / 3,7 GHz | 15 MB | 40 | DDR4-2133 | 140 Watt | $583 |
Core i7-4930K | 6 / 12 | 3,4 / 3,9 GHz | 12 MB | 40 | DDR3-1866 | 130 Watt | $583 |
Core i7-5820K | 6 / 12 | 3,3 / 3,6 GHz | 15 MB | 28 | DDR4-2133 | 140 Watt | $389 |
Core i7-4820K | 4 / 8 | 3,7 / 3,9 GHz | 10 MB | 40 | DDR3-1866 | 130 Watt | $323 |
Da Multi-GPU-Lösungen, die eine Vielzahl an PCIe-Lanes von der CPU erforderlich machen, allerdings selten anzutreffen sind und die Lane-Verteilung pro Slot nur geringe Auswirkungen auf die Leistung der Grafikkarten hat, werden die meisten Anwender auch mit den 28 Lanes mehr als zurecht kommen. Erst ab drei oder gar vier Grafikkarten wird die kleinste CPU zum Problem. Die Grafikkarten und fehlende Multi-GPU-Profile bereiten dann in der Regel noch viel größere Sorgen, wie der Artikel „Haswell-E“ mit 1/2/3/4 GPUs gegen „Ivy Bridge-E“ zeigt.
Der Turbo-Modus des neuen Flaggschiffs liegt bei Last auf allen sechs Kernen überraschend hoch. 3,3 GHz liegen näher am maximalen Turbo auf einem Kern als am Basistakt. Bei den beiden Sechs-Kern-Varianten gilt wiederum bekannte Schema: der Turbo auf allen Kernen liegt nahe am Basistakt – insbesondere beim Core i7-5930K ist unter Betrachtung der zusätzlichen Leistungsaufnahme die Mehrleistung zu vernachlässigen.
Modell | Basis-Takt | 1 & 2 Kern | 3 & 4 Kerne | 5 & 6 Kerne | 7 & 8 Kerne |
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Core i7-5960X | 3,0 GHz | 3,5 GHz | 3,3 GHz | 3,3 GHz | 3,3 GHz |
Core i7-5930K | 3,5 GHz | 3,7 GHz | 3,6 GHz | 3,6 GHz | – |
Core i7-5820K | 3,3 GHz | 3,6 GHz | 3,4 GHz | 3,4 GHz | – |
Core i7-4960X | 3,6 GHz | 4,0 & 3,9 GHz | 3,9 & 3,8 GHz | 3,8 & 3,7 GHz | – |
Turbo 1/2 Kerne: Maximaltakt bei Belastung eines Kerns/zweier Kerne Turbo 3/4 Kerne: Maximaltakt bei Belastung von drei/vier Kernen Turbo 5/6 Kerne: Maximaltakt bei Belastung von fünf/sechs Kernen Turbo 7/8 Kerne: Maximaltakt bei Belastung von sieben/acht Kernen |
Bei den Preisen bleibt Intel der Tradition treu. Das Flaggschiff geht für 999 US-Dollar ins Rennen und auch der Preis des zweitschnellsten Modells bleibt mit 583 US-Dollar unverändert. Lediglich der Einstieg in Form des Core i7-5820K wird 20 Prozent teurer als zuvor ausfallen. Dabei nutzt Intel vor allem die stärkerer Abgrenzung von „Haswell“ mit maximal vier Kernen, die beim Core i7-4790K bereits 339 US-Dollar kosten: 50 US-Dollar trennen größten Vier-Kern- und kleinen Sechs-Kern-Chip.
Der neue Sockel LGA2011-v3
Auf Sockel LGA2011 (intern „Sockel R“) folgt Sockel LGA2011-v3 („Sockel R3“). Diese Wahl der Bezeichnung ist allerdings irreführend. Denn was nach einer kleinen Überarbeitung klingt, ist mechanisch inkompatibel: „Haswell-E“ passt nicht in Platinen mit dem alten LGA2011.
Um das deutlich zu machen, greifen Mainboard-Hersteller erneut zu eigenen Mitteln: Selbst entworfene Logos auf den Verpackungen sollen auf den Unterschied aufmerksamer machen.
Ein Blick auf die Unterseite der CPUs offenbart die Unterschiede. „Haswell-E“ zeigt deutlich mehr Kontaktflächen als der Vorgänger „Ivy Bridge-E“, die von Intel selbst allerdings gar keine Verwendung finden.
Asus hingegen greift auf den eigenen X99-Mainboards 60 zusätzliche Pins über einen speziellen Prozessorsockel ab. Dadurch soll die maximal mögliche Spannung von regulär 1,9 bis 2,0 Volt auf 2,1 bis 2,2 Volt ansteigen. Bei extremen Übertaktungsversuchen soll das den Mainboards einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.
Privatanwender, die die CPU mit Standardeinstellung bei maximal 1,2 Volt laufen lassen, können hingegen keinen Nutzen aus dieser Anpassung ziehen – im Gegenteil. Wie Intel auf Nachfrage von ComputerBase mitteilt, ist der von Asus genutzte Sockel nicht als Teil der Plattform validiert. Intel teilt mit, dass die Garantie der CPU beim Einsatz in entsprechenden Mainboards formal erlischt.
Intel hat die neuen Core i7 Extreme Desktop Prozessoren mit dem Intel Sockel 2011-v3 validiert und getestet, um die höchste Leistung und die bestmögliche Erfahrung für den Endanwender zu bieten. Support für andere Sockel-Designs ist außerhalb des Rahmens durch die Validierung der Haswell-E-Plattform durch Intel.
Intel
Ob der Hersteller defekte CPUs darauf untersuchen wird, lies Intel zum Start der Plattform offen. Erkennen lässt sich der Einsatz im „OC Sockel“ leicht. Die sonst nicht benötigten Kontaktflächen der CPU, die mit den Pins des Sockels in Berührung standen, weisen erkennbare Kontaktstellen auf.
Asus gab buchstäblich in letzter Minute vor dem Start der Plattform ebenfalls noch ein Statement ab, in der der Hersteller betont, dass dies eine Eigenentwicklung ist und bei Problemen mit Prozessoren Asus die Garantie übernimmt. Dabei betont Asus jedoch auch, dass die Umstände „normal und angemessen“ sein müssen – den Spielraum gibt es aber in vielen Fällen, insbesondere wenn es bei K-Modellen um Overclocking geht, welches von der Garantie generell nicht abgedeckt ist.
Update 01.09.2014, 15:45 Uhr: Asus hat das Statement noch einmal aktualisiert:
Die Stellungnahme von Intel weißt ausschließlich darauf hin, dass sie den OC Socket nicht validieren, da es sich um ein Eigendesign von ASUS handelt. Hierbei handelt es sind um keine Stellungnahme zur Garantie, sondern eine Aussage zum Validierungsprozess rund um Intels eigenes Referenzdesign und deren Spezifikationen.
Intel validiert keine Mainboards – nur den Referenz-Sockel selber. Dieser Umstand könnte auch zu folgender Situation führen: Ein eigenentwickeltes und unzureichend validiertes VRM-Design mit Referenz-Sockel beschädigt einen Prozessor. Durch die umfassende Qualitätskontrolle und Validierungsprozesse durch ASUS ist ein solches Szenario aber nicht möglich.
Intel validiert keinerlei Optimierungen von ASUS (oder anderen Mainboard-Herstellern) – wie z.B. eigene VRM-Designs, BIOS/UEFI-Optimierungen, Platinen-Layouts oder Speicher-Topologie-Designs.
Folglich bleibt die Garantie von Intel hierdurch unverändert.
Asus