Core i7-5820K und 5960X im Test: Intel Haswell-E mit sechs und acht Kernen
3/9DDR4-Speicher
Ein Grund für den neuen Sockel ist ein weitere Neuerung der Plattform: DDR4-Speicher. Haswell-E ist dabei knapp die erste kommerzielle Lösung, die den neuen Speicherstandard nutzt. Die Server-Prozessoren „Haswell-EP“ als Teil der „Grantley“-Plattform werden erst in gut zwei Wochen vorgestellt.
DDR4 ist die logische Weiterentwicklung des 2007 verabschiedeten DDR3-Standards. Verabschiedet wurde der Standard im September 2012. Mit Stand August 2014 ist DDR4 von DDR4-1600 bis DDR4-3200 spezifiziert. DDR4-4266 wurde auf Präsentationen für die Zukunft allerdings schon in Aussicht gestellt.
Die Unterschiede zum Vorgänger beginnen bereits bei der Mechanik: Statt 240 sind es nun 288 Pins pro Modul (204 auf 260 bei SO-DIMM), die Kerbe zur korrekten Ausrichtung des Riegels im Speicherslot wandert erneut an eine andere Stelle. Das verhindert den Einsatz der Module in falschen Slots – und anders herum.
Darüber hinaus fallen die Kontakte an beiden Seiten des DDR4-Moduls kürzer aus als in der Mitte. Anwender hätten sich immer wieder zögerlich gezeigt, die erforderliche Kraft aufzubringen, DDR3-Module im Slot zu versenken – durch die reduzierte Reibungsfläche fällt der benötigte Druck jetzt niedriger aus.
Intern behält DDR4-Speicher zwar das achtfache Prefetching von DDR3-Speicher bei (zwei Zugriffe pro Takt × vierfachem I/O-Takt), davon abgesehen hat sich auch im logischen Aufbau viel getan. Das beginnt beim I/O-Interface, bei dem sich der neue DDR4-Speicher sehr stark an der Struktur von GDDR5-Speicher orientiert. Hohe Bandbreiten und zusätzliche Einsparungen bei der Leistungsaufnahme sind das Ziel. Zusammen mit der von 1,5 Volt auf 1,2 Volt gesenkten Eingangsspannung soll der Energiebedarf der Module im Vergleich zum Vorgänger um 35 Prozent sinken.
Die größten Neuerungen die Fehlerkorrektur, die für Endkunden allerdings keine Rolle spielt. DDR3 bot wie viele Vorgänger lediglich ein einziges Feature: ECC (error-correcting code). DDR4 wird darüber hinaus eine einhundertprozentige Erkennung von 1- und 2-Bit-Fehlern über die integrierte CRC-Funktionalität (cyclic redundancy check) bieten.
Aller Anfang ist schwer, auch für DDR4. Während DDR3-Speicher mit (nicht offiziell standardisierten) DDR3-3000 und darüber ausgeliefert wird, beginnt DDR4 auf den ersten Blick eher konservativ: Intel unterstützt offiziell maximal DDR4-2133. Allerdings hat die Geschichte gezeigt, dass nach der ersten zögerlichen Anfangsphase der Stein sehr rasch ins Rollen kommt.
Der Speicher ist auch schon weiter. Micron hat mit der Auslieferung von DDR4-3200 bereits begonnen. Spätestens zum Jahresende werden erstmals Taktraten erzielt werden, die jenseits dessen liegen, was DDR3 bisher geschafft hat.
Auch bei DDR4-Speicher unterstützt XMP 2.0 beim Auffinden der besten Kombination aus Takt und Latenz. Im BIOS lässt sich das System damit einfach übertakten, DDR4-2800 lief auf dem Asus X99-Deluxe problemlos. Die meisten Mainboardhersteller werben bereits mit DDR4-3200 – die passende Vorarbeit der Speicherhersteller vorausgesetzt.
Die guten Timings bei heutigem DDR3-1866 verhelfen der alten X79-Plattform zu einem hohen Speicherdurchsatz, DDR4-Speicher kommt selbst bei höherem Takt nur mit Ach und Krach darüber, mit sechs Kernen liegt die X99-Plattform noch darunter. Erst wenn die Messlatte weiter nach oben geschoben wird, kann DDR4 entsprechend zulegen. Dann zeigt sich allerdings schon heute, welcher Zugewinn bei der Leistung noch möglich ist. Sechszehn (theoretisch) bis sechs Prozent mehr Leistung beim Wechsel von DDR4-2.133 auf DDR4-2.800 sind ein ordentlicher Zuwachs. ComputerBase wird sich dieser Thematik in einem späteren Artikel nochmals separat annehmen.
Der Durchbruch von DDR4-Speicher wird jedoch erst dann kommen, wenn die passenden Mainstream-Lösungen auf dem Markt sind. Hier stehen Intels „Skylake“-Prozessoren für den kompletten Markt vom Einsteiger-Notebook bis zum gehobenen Mainstream-Desktop-PC ganz oben auf der Liste. Sie sollen Mitte 2015 erscheinen.
Die Exklusivität der neuen Technologie hat derzeit ihren Preis. Erste DDR4-Module kosten im Handel gut 50 Prozent mehr als gleich schnell getaktete DDR3-Riegel.