Linux: Das freie Betriebssystem wird 23 Jahre alt
Wurde erst kürzlich Debian GNU/Linux 21 Jahre alt, so wurde heute vor 23 Jahren der Linux-Kernel von Linus Torvalds aus der Taufe gehoben. Seitdem hat er eine rasante Entwicklung durchlaufen und ist heute in fast allen Bereichen des täglichen Lebens vom Supercomputer bis zur Fußgängerampel zu finden.
Als Torvalds am 25. August 1991 seine Mail an die Newsgroup comp.os.minix abschickte und ein neues Betriebssystem ankündigte, konnte er nicht ahnen, dass seine Schöpfung ihn lebenslang beschäftigen wird und ein viertel Jahrhundert nach den bescheidenen Anfängen beispielsweise die US-amerikanische Marine das Sonar ihrer nuklearen U-Bootflotte von Linux steuern lässt, eben so wie es auf der Raumstation ISS und bei der Federal Aviation Administration (FAA), der amerikanischen Flugkontrolle, als Betriebssystem eingesetzt wird. Zudem ist das immer mehr Raum greifende Cloud-Computing ohne Linux nicht denkbar. Die Liste der schnellsten Supercomputer der Welt war im Juni zu 97 Prozent von Linux dominiert. Der Kernel ist zu fast 95 Prozent in der Programmiersprache C geschrieben, gefolgt von Assembler mit 2,8 Prozent. Das C++ nur den dritten Platz mit 1,8 Prozent belegt ist Torvalds Abneigung gegen diesen Dialekt geschuldet.
Heute stellen große Unternehmen regelmäßig Kernel-Entwickler ein, da von der Weiterentwicklung des Kernels auch das Unternehmen selbst profitiert. Red Hat und Intel trugen bisher mit 10,2 und 8,8 Prozent am meisten zu den insgesamt über 17 Millionen Zeilen Quelltext bei. Die meisten Einträge in das Repository (Commits) auf Kernel.org hat mit über 20.000 Einträgen aber Torvalds selbst geleistet. Die Kosten für die Kernel-Entwicklung werden bei geleisteten 5.526 Mannjahren auf mehr als 300 Millionen US-Dollar geschätzt. Insgesamt haben 13.036 Personen Code zum Kernel beigetragen.
Der Streit, ob Linux nun ein Betriebssystem ist oder nicht – Torvalds hat es in seiner ersten Mail als solches bezeichnet – geht unvermindert weiter. Da man mit dem Kernel alleine schlecht arbeiten kann, ist die größte Gruppe bei den Verfechtern von GNU/Linux zu finden. Erst durch das Zusammengehen des GNU-Projekts und der GNU Toolchain mit dem Kernel entstand ein System, das sowohl Entwicklungswerkzeuge als auch Terminal-basierte Anwendungen bot und somit die Bezeichnung Betriebssystem verdient.
Das Maskottchen von Linux, der Pinguin Tux wurde von Torvalds selbst ausgesucht, weil er trotz der Tatsache, dass er einmal von einem Pinguin gebissen wurde, diese Tiere mag. Kaum bekannt ist, das die Forschergruppe Spacewatch der University of Arizona mehrere Asteroiden auf die Namen Torvalds, Stallman, GNU und Linux getauft hat.