München: LiMux steht nicht generell auf dem Prüfstand
Stefan Hauf, Pressesprecher für die Stadtverwaltung im Münchner Rathaus, stellte einige Fehlinterpretationen zur aktuellen Berichterstattung über eine eventuelle Abkehr von Linux und Rückmigration zu Microsoft-Produkten klar. Die gerade begonnene Untersuchung sei nicht primär durch Beschwerden von Mitarbeitern ausgelöst worden.
Es gehe bei der internen Untersuchung vielmehr darum, den zukünftigen Kurs zu bestimmen nachdem das Projekt nach über 10 Jahren im letzten Dezember offiziell abgenommen worden war. Dabei gehe es nicht nur um LiMux sondern um Organisation und Kosten, Performance, Anwenderfreundlichkeit und Zufriedenheit der Mitarbeiter mit der Gesamt-IT der bayrischen Landeshauptstadt.
Die interne Expertenkommission, die mit der Evaluierung befasst ist, soll prüfen, welche Betriebssysteme und Software, sowohl proprietär als auch Open Source, diese Kriterien am besten erfüllen. Es gehe dabei nicht primär um eine Abkehr von LiMux und die Hinwendung zu Windows, betonte Hauf. Es werde keinerlei Entscheidung fallen, bevor der Report der Kommission nicht vorliege und ausgewertet sei.
Die Beschwerden, die sich laut Hauf im zu erwartenden Rahmen halten, beziehen sich in der Mehrzahl auf Kompatibilitätsprobleme beim Dokumentenaustausch mit der Außenwelt. Hier solle ein angedachter Wechsel von OpenOffice auf LibreOffice Abhilfe schaffen. Eine Finanzierung weiterer kompatibilitätsfördernder Updates zu LibreOffice sei zudem denkbar.
Einen Termin für einen Abschluss der gerade begonnenen Untersuchung gebe es nicht, so Hauf. Sollte die interne Kommission zu keinen klaren Ergebnissen kommen, so sei eine anschließende externe Untersuchung durch IT-Experten möglich.
Aus einer ähnlichen internen Untersuchung ging 2003 die Entscheidung für Open Source hervor. Die Alternative war ein Wechsel von Windows NT zu Windows XP und einem aktuelleren Microsoft Office. Die Entscheidung sei damals vom Willen der Abkehr von der Abhängigkeit zu einem Hersteller und der Hinwendung zu freier Software und offenen Formaten geprägt gewesen. Eine erneute Entscheidung, so sie denn ansteht, wird von den gewählten Vertretern der Stadt getroffen. Der Stadtrat steht derzeit mehrheitlich hinter LiMux. Der neue Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und sein Vize-OB Schmid (CSU) hatten sich kritisch zu LiMux geäußert. Experten aus dem Stadtrat taten diese Kritik jedoch als „sachfremde Einzelmeinung von Juristen“ ab.
Bereits in der Vergangenheit hatte es des Öfteren Presseberichte über Unstimmigkeiten gegeben. So hatte Microsoft 2013 von Hewlett Packard eine Studie zu den Kosten von LiMux erstellen lassen und kam zu dem Ergebnis, dass die Zahlen der Stadt geschönt seien. Im August 2013 sprach die Stadt von 23 Millionen Euro Unkosten für die Umstellung auf LiMux und OpenOffice. Dies sei wesentlich günstiger als die vermeintlichen 34 Millionen Euro, die Lizenzen und weitere Ausgaben für Windows bis 2013 gekostet hätten. Die Microsoft-Studie ging jedoch von über 60 Millionen Euro Unkosten für die Umstellung aus und bezifferte die Kosten für Windows im gleichen Zeitraum auf 17 Millionen Euro. Dabei ging aber laut Münchens damaligem Bürgermeister Christian Ude (SPD) die Studie von falschen Zahlen und Annahmen aus. Ude bezeichnete in einem Interview mit dem Linux-Magazin die Studie damals als nicht belegbar und politisch instrumentalisiert.