Test in der Mittelklasse: Netzteile mit 500/550 Watt im Vergleich
4/9Inneres
Zur Analyse der verwendeten Elektronik öffnet ComputerBase das Netzteil und demontieren die Platine. Nicht nachmachen, es besteht Lebensgefahr!
Aerocool GT-500SG
Aerocool nutzt für das GT-500SG Technik aus dem Hause HEC mit LLC-Resonanzwandlung und DC-DC-Modulen für die +3,3- und +5-Volt-Leitung. Für die Kühlung sorgt der 139-mm-Lüfter DFS132512H mit Gleitlager des Herstellers Young Lin. Einfache Gleitlagerlüfter sind preiswert und anfangs leise, ihre Lebensdauer ist aber im Vergleich zu hochwertigen Kugellager- oder FDB/HDB-Modellen geringer. Zudem werden derartige Lager mit zunehmender Nutzungsdauer oft lauter.
Bei der Betrachtung der Elektronik fallen die für ein Gold-Netzteil dieser Wattklasse großen Kühlkörper auf. Insbesondere der L-förmige Kühler der Sekundärseite ist deutlich voluminöser als bei vielen anderen Netzteilen. Durch die Löcher wird die Belüftung der darunter liegenden DC-DC-Module sichergestellt.
Die Eingangsfilterung ist vollständig, auch ein passiver Überspannungsschutz ist in Form des MOV vorhanden. Bei den Kondensatoren setzt Aerocool auf Mittelklasse: Ein 85-Grad-Modell von Teapo mit 400 Volt Spannungsfestigkeit und 470 Mikrofarad Kapazität dient als Primärkondensator. Auf der Sekundärseite werden Elkos von Teapo, Polymer-Feststoffkondensatoren von CapXon sowie ein einzelner Elko von Sus'con verwendet. Letzterer ist eher unterhalb der Mittelklasse einzuordnen.
Die Sicherungsfunktionen des Weltrend Wt7527V stellen die versprochenen Schutzschaltungen zur Verfügung. Die Lötqualität ist gut. Etwas ungünstig ist hingegen die Entscheidung, einige der Sekundärkondensatoren oberhalb der Feststoffmodelle auf langen Beinen zu montieren.
BitFenix Fury 550W
BitFenix setzt beim Fury auf die bekannte Aurum-Plattform aus dem Hause FSP in der Single-Rail-Version und ergänzt eine für ein 550-Watt-Netzteil sehr große Anschlussplatine für die abnehmbaren Kabelstränge. In dieser Preisklasse auf eine gruppenregulierte Schaltung mit Active Clamp und Synchrongleichrichtung zu setzen, ist eine eher ungewöhnliche Entscheidung. Die meisten Modelle in dieser Preisklasse setzen für besseres Verhalten bei asymmetrischer Belastung inzwischen auf unabhängig regulierte +3,3- und +5-Volt-Schienen.
Für den notwendigen Luftstrom sorgt der 120-mm-Lüfter mit hochwertigem FDB-Lager von Protechnic (Modell: MGA12012HF-A25).
Die Eingangsfilterung ist bis auf den fehlenden passiven Überspannungsschutz (MOV) vollständig. Bei der Bestückung setzt BitFenix von Anfang an auf Qualität: Sowohl der 105-Grad-Panasonic-Primärkondensator mit 270 Mikrofarad Kapazität und 450 Volt Spannungsfestigkeit als auch die auf der Sekundärseite verbauten Nippon-Chemicon-105-Grad-Elkos sind eine erstklassige Wahl.
Der Sicherungschip vom Typ Weltrend WT7527 stellt die versprochenen Schutzschaltungen zur Verfügung. Die Analyse der Hauptplatine bestätigt, dass es sich um ein Single-Rail-Netzteil handelt. Die Lötqualität ist gut, punktuell könnte man aber noch sauberer arbeiten und einzelne Kabelenden entschlossener kürzen.
Corsair RM Series RM550
Corsair verwendet für das RM550 die PUQ-Gold-Platine von CWT in der Variante mit den vergrößerten Kühlkörpern. Primärseitig setzt Corsair somit auf eine Double-Forward-Schaltung, statt der derzeit in der Oberklasse gebräuchlicheren LLC-Resonanzwandlung. Im Vergleich zur ursprünglichen Version von CWT wählt Corsair unterschiedliche PWM- und PFC-MOSFETs, eine andere PFC-Diode sowie vier, statt zwei +12-Volt-MOSFETs.
Zudem befindet sich der Haupttransformator näher an der Gehäusewand, um ihn im direkten Luftstrom des Corsair-135-mm-Lüfters (Modell NR135L, FDB-Lager) zu positionieren. Das Corsair RM550 unterscheidet sich daher im Detail von anderen Netzteilen auf Basis der gleichen Schaltung.
Der Luftstrom wird von einer transparenten Leitfolie gelenkt, die rund ein Drittel der Lüfterfläche blockiert. Derartige Maßnahmen sind kritisch zu sehen, da jegliche zusätzliche Beeinflussung des Luftstroms so nahe am Lüfter die Förderungsleistung senkt und gleichzeitig das Geräuschniveau durch Verwirbelungen erhöht.
Die Eingangsfilterung ist vollständig. Der passive Überspannungsschutz (MOV) befindet sich neben dem Primärkühlkörper und ist durch einen großen Klecks Klebstoff verdeckt. Die Kondensatorenausstattung orientiert sich an den US-amerikanischen Anforderungen: Der luxuriöse 105-Grad-Primärkondensator mit 390 Mikrofarad Kapazität und 400 Volt Spannungsfestigkeit bringt im europäischen 230-Volt-Netz kaum Vorteile, wenn auf der Sekundärseite Mittelklasse-Kondensatoren verwendet werden. Der Primärkondensator wird hierzulande kaum belastet und erwärmt sich kaum, weshalb auch Mittelklasse-Modelle an dieser Stelle eine problemlose Wahl sind, wenn nicht im ganzen Netzteil auf erstklassige Komponenten gesetzt wird.
Auf der Sekundärseite verwendet Corsair Polymer-Feststoffkondensatoren, 105-Grad-Elkos von CapXon, JunFu sowie einen einzelnen Nippon-Chemicon für den +5-Vsb-Bereich. Insgesamt ist die Bauteil-Auswahl daher trotz semi-passiver Kühlung nur der Mittelklasse zuzuordnen. Die Anschlussplatine für das vollmodulare Kabelmanagementsystem trägt weitere Filterkondensatoren und wird über dicke 12-AWG-Kabel versorgt.
Die Analyse der Platine bestätigt, dass es sich um ein Single-Rail-Netzteil handelt. Der Sicherungschip vom Typ Weltrend WT7502 unterstützt die angegebenen Schutzschaltungen, OCP fehlt aber wie vom Datenblatt angekündigt. Zudem wird die +12-Volt-Leitung nicht überwacht. Die Lötqualität unseres Testmusters ist gut.
FSP Aurum 92+ 550W
Die im Aurum 92+ verwendete Schaltungsplattform entspricht der aus dem be quiet! Straight Power E9 und dem BitFenix Fury. Es handelt sich um die klassische, gruppenregulierte Aurum-Plattform mit Active Clamp und Synchrongleichrichtung, die von FSP für die Platin-Version auf höchste Effizienz getrimmt wurde.
Um die Belüftung kümmert sich der 120-mm-Lüfter mit Gleitlager des Typs MGA12012HF-A25 von Protechnic. Aurum-typisch sind die eher kleinen Kühlkörper. Beim hohen Wirkungsgrad des Aurum 92+ fällt an diesen nur wenig Wärme an, weshalb der offene Aufbau zur besseren Belüftung aller Bauteile ohne eigenen Kühler nützlich ist.
Die Eingangsfilterung ist weitgehend vollständig, ein passiver Überspannungsschutz (MOV) ist nicht vorhanden. Der Hersteller gibt an, dass das verwendete Schaltungsdesign mitsamt des PFC/PWM-Controller-Chips FSP 6600 keinen MOV benötigt. Aus Sicht der Redaktion ist ein passiver Überspannungsschutz als zusätzliche Sicherheitsstufe immer wünschenswert.
FSP entscheidet sich bei der Bestückung für erstklassige Bauteile: Der 105-Grad-Primärkondensator mit 270 Mikrofarad Kapazität und 450 Volt Spannungsfestigkeit wird von Panasonic zugekauft, die 105-Grad-Elkos der Sekundärseite stammen von Nippon-Chemicon.
Als Sicherungschip kommt der Weltrend WT7579 IC zum Einsatz, der alle versprochenen Schutzschaltungen tatsächlich bereitstellt. Unsere Analyse der Platine bestätigt, dass die angegebenen vier getrennt gesicherten +12-Volt-Leitungen auch physisch vorhanden sind. Die Lötqualität ist insgesamt gut, die Kabelenden sind gründlich gekürzt. Punktuell wurde etwas heiß gelötet, Probleme sind aber nicht zu erwarten. Die Verarbeitung der Zusatzplatine für das modulare Kabelmanagement ist ebenso problemlos.
Thermaltake European Series Gold London 550W
Thermaltake verwendet ebenfalls Technik aus dem Hause CWT, Grundlage ist die PUQ-Gold-Plattform. Wie Corsair und Enermax setzt Thermaltake auf die Variante mit großen Kühlkörpern und positioniert den Haupttransformator neu, um die Anforderungen an den Luftstrom zu reduzieren. Die DC-DC-Module befinden sich bei der Thermaltake-Interpretation der Double-Forward-Plattform auf der Kabelmanagementplatine. Den Luftstrom stellt ein mit Thermaltake beschrifteter 140-mm-Lüfter mit Kugellager bereit, der von Yate Loon gefertigt wird (Modell: TT-1425B).
Die Eingangsfilterung ist vollständig und umfasst einen passiven Überspannungsschutz (MOV). Bei den Kondensatoren folgt Thermaltake ebenfalls dem technisch nicht nachvollziehbaren Marketing-Trend zum teuren Primärkondensator: Der Nippon-Chemicon-105-Grad-Elko mit 400 Volt Spannungsfestigkeit und 330 Mikrofarad Kapazität macht nur auf der Liste der Produktmerkmale Eindruck. Schlussendlich wird die Lebensdauer vom schwächsten Glied der Bauteilkette begrenzt, was in Europa selten der Primärkondensator ist. Die Kombination eines teuren Exemplars mit den preiswerten 105-Grad-Modellen von CapXon und JunFu ist daher wenig sinnvoll. Die günstigen Modelle sind unterhalb der Mittelklasse einzuordnen, die lange Garantiezeit von fünf Jahren und die Positionierung im Luftstrom beruhigen allerdings. Auf der Kabelmanagementplatine abseits jeglichen Lufthauchs verbaut Thermaltake Polymer-Feststoffkondensatoren mit höherer Lebenserwartung.
Ein Blick auf die Hauptplatine bestätigt, dass das London nur über eine +12-Volt-Leitung verfügt. Der Sicherungschip vom Typ Weltrend Wt7502V stellt die versprochenen Schutzschaltungen bereit, OCP und die Überwachung der +12-Volt-Leitung fehlen aber wie in den technischen Daten korrekt angegeben. Die Lötqualität ist ordentlich.