Nosgoth Closed Beta: Legacy of Kain als Free-to-Play angespielt

Sasan Abdi
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Nosgoth Closed Beta: Legacy of Kain als Free-to-Play angespielt

Vorwort

Wer in der immer größer werdenden Welt der Free-to-Play-Spiele vom Start weg einen Vorteil haben möchte, sollte bei der Entwicklung am besten auf die Strahlkraft einer bekannten Marke setzen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Kein Wunder also, dass gerade die großen Publisher gerne einen solchen Weg beschreiten.

So wie Square Enix, das durch die Eidos-Akquise in den Besitz der ehemals legendären „Legacy of Kain“-Reihe gelangt ist: Das Vampir-Setting und die Hintergrund-Geschichte dieser Reihe sollen dazu beitragen, dass das von Psyonix als Third-Person-Shooter entwickelte „Nosgoth“ zügig sein Publikum findet. Wir haben die Beta des Free-to-Play-Shooters ausprobiert.

Spoiler-Warnung: Da ein Spieletest nicht immer gänzlich ohne die Wiedergabe einzelner wichtiger Handlungselemente der Geschichte möglich ist, bitten wir all jene, die vorab nichts über die Handlung des Spiels erfahren möchten, nur das Fazit zu lesen. Wir bemühen uns jedoch stets, die Wiedergabe auf absolut notwendige Erzählelemente zu beschränken.

Systemanforderungen

Testsystem und Herstellerempfehlung „Nosgoth“
Komponente Testsystem Herstellerempfehlung
Betriebssystem Windows 8.1 (64-Bit) Windows Vista, 7, 8
Prozessor Phenom II X6 1075T 2 GHz, Multi-Core
Arbeitsspeicher 8 GByte 8 GByte
Grafik Radeon HD 7970 GeForce GTX 260 / Radeon HD 5850
Festplattenspeicher ca. 8 GByte
Internetanbindung Mehrspieler-Titel / Steam

Auf einen Blick

Echten Freunden der „Legacy of Kain“-Spiele ist Nosgoth erst einmal ein Dorn im Auge. Denn eigentlich handelt es sich um ein Projekt, das die Serie ursprünglich als Einzelspieler-Titel neu aufleben lassen sollte. Aus dem großen Comeback von Kain wurde allerdings nichts, weil sich Square Enix nach den Eidos-Wirren kurzerhand für den Free-to-Play-Weg entschied.

Beachtlich ist dabei, das „Nosgoth“ bereits seit geraumer Zeit entwickelt wird. Erstmals angekündigt im Jahr 2013 und damit gute zehn Jahre nach dem letzten „Kain“, wird der Titel nach aktueller Planung wohl frühestens im Winter offiziell an den Start gehen und wird bis dahin, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur in der Closed Beta spielbar sein. Möglich, dass die Transformation von einem Single- zu einem F2P-Titel derart viel Zeit verschlingt; es spricht aber in jedem Fall für das Projekt, dass der Titel nicht überhastet an den Start gebracht wird.

Kein „Kaine“, aber trotzdem gut

Ein echtes „Legacy of Kaine“ ist „Nosgoth“ trotz der Geschichte und der Entwicklungsdauer auch sonst nicht. Im Prinzip übernehmen die Entwickler einfach das grundlegende Setting samt einiger, vornehmlich formaler Details und kombinieren dieses mit der Schnellatmigkeit eines Arena-Shooters.

Aktuell existieren dazu zwei Modi: Ein Siege genannter und Capture-the-Flag sehr ähnlicher und ein Team-Deathmatch-Modus (TDM), bei dem sich je vier Vampire mit je vier Menschen messen. Weitere Modi sollen folgen. Für einen ersten Eindruck reichen die insgesamt 30 Minuten währenden Matches aber allemal. Auf ausgewogenen, schon jetzt angenehm abwechslungsreichen und teils prächtig in Szene gesetzten Karten spielt jedes Team für 15 Minuten je eine Fraktion. Am Ende werden die errungenen Punkte in Form von Abschüssen bzw. gehaltenen Fahnen addiert – und fest steht der Gewinner. Klingt erstmal reichlich klassisch – und ist doch irgendwie packend.

Einen guten Teil des von der ersten Minute existenten Reizes von „Nosgoth“ geht von den Unterschieden der Fraktionen aus. Während die Menschen eher unbeweglich, dafür aber feuergewaltig sind, können sich die Vampire extrem flexibel durch die Umwelt bewegen und jederzeit überraschend zuschlagen. Und während die Vampire darauf spezialisiert sind, eine Formation auseinander zu treiben, ist ein kompetentes menschliches Team aufgrund der sich ideal ergänzenden Klassen kaum zu knacken.

Die Kompetenzen sind also gegensätzlich, was bei kompetenten Mitspielern zu sehr strategischen Runden führen kann. Denn für die Menschen gilt: Bloß nicht trennen lassen! Für die Vampire ist dagegen klar: Eine geschlossene Menschengruppe ist quasi unbesiegbar. Ein gutes Vampir-Team wird deswegen alles daran setzen, die Menschen zu separieren, während die Menschen sich meistens gemeinsam an strategisch wichtigen Punkten verschanzen werden. Die Folge: Teilweise belauert man sich minutenlang und sucht nach Schwachstellen und Fehlern, bevor die große Action losbricht.

Nosgoth in der Vorschau
Nosgoth in der Vorschau

Die Unterschiede der Fraktionen im allgemeinen sind natürlich auf die Unterschiede der einzelnen Klassen zurückzuführen.

  • Der Reaver ist für Anfänger der ideale Einstieg in die Welt der Vampire. Er kann sich als Nahkampfeinheit an allerlei Wänden hochziehen und bestens an Gegner heranpirschen, um diese regelrecht zu befallen.

  • Flankiert wird der Revaer im Idealfall vom Tyrant: Massig-muskulös und bei Bedarf verdammt schnell, kann dieser Fleischberg viel einstecken und kurzerhand Unordnung in einen eben noch disziplinierten menschlichen Haufen bringen.

  • Ähnliches gilt auf andere Weise für den Deceiver, der menschliche Gestalt annehmen, sich so einschleichen und dann zu hinterhältigen Meuchelattacken ansetzen kann.

  • Die heimliche Krönung aber ist die schwer steuerbare Flugklasse der Sentinel: Wenn alle Stricke reißen, kann ein kompetenter Sentinel die Gegner dadurch mürbe machen, dass er per Flugangriff einzelne Menschen entführt – und diese abseits von jeder Hilfe bei seinen Mitspielern fallen lässt.

Die menschlichen Klassen sind weniger ausgefallen, wissen in der Kombination aber ebenfalls zu gefallen. Der einfachste Einstieg ist auf dieser Seite für das Gros der Spieler wahrscheinlich der Hunter, der mit seiner Armbrust zumindest auf kurze und mittlere Distanz passablen Schaden anrichten kann. Die Alchemisten sind dagegen so etwas wie die Brechstange: Statt gezieltem Schaden erzeugen sie mit ihren Explosionskugeln umfangreichen Flächenschaden, der insbesondere in engen Arealen tödlich ist. Die Propheten verstehen sich dagegen mit einer abgesägten Schrotflinte bestens auf den Nahkampf, während der Scout das Gegenteil ist und mit seinem Langbogen selbst kilometerweit noch ein Ziel treffen kann.

Ordentlich ist allerdings nicht nur die Vielfalt der Klassen und dass sie sich ergänzen, sondern auch, dass das Balancing weitgehend in Ordnung geht. Allerdings haben wir in höheren Spielerleveln beobachtet, dass es auf jeder Seite je eine Klasse gibt, die spielentscheidend sein kann: Sowohl ein exzellenter Sentinel als auch ein hervorragender Alchemist können den Unterschied ausmachen.

Weiter aufgelockert wird die Spielmechanik durch unterschiedliche Perks, derer jede Klasse zwei verwenden kann. Diese können eher defensiver Natur sein, sodass der Charakter einem Gegner beispielsweise zu eigenen Gunsten Lebensenergie entzieht, oder aber offensiv, sodass besonderer Schaden in Form eines Schusses oder Flächenschaden durch eine Flammenwand ausgeteilt werden.