Pebble Steel vs. Android Wear: Smartwatch-Platzhirsch gegen Titelaspirant
2/3Pebble Steel vs. Gear Live
Das Betriebssystem der Uhren von Pebble ist anderthalb Jahre alt, Android Wear ist brandneu. Wie sich Uhren beider Lager von der Hardware bis zur Software unterscheiden, klären die folgenden Abschnitte.
Optik
In einer optischen Gegenüberstellung der Pebble Steel mit der Samsung Gear Live hat die Pebble „als Ersatz einer klassischen Uhr am Handgelenk“ klar die Nase vorn. Die Gear Live versucht durch Metallelemente das im Vergleich minderwertige Armband zu kaschieren, scheitert aber am edlen Leder oder Stahl der Pebble. Die Pebble Steel gibt sich gediegener und eleganter und wirkt im Gesamtbild erwachsener.
Doch das sportliche Erscheinungsbild der Samsung Gear Live birgt auch einen nicht von der Hand zuweisenden Vorteil in Bezug auf die Haptik: Durch runde Innenseite des Uhrengehäuses passt sie sich der Armkontur besser an und ist somit noch etwas angenehmer zu tragen.
Neben der Zugabe des sekundären Armbandes, das mittels kleinem Schraubenzieher selbst gewechselt werden kann, fällt das weitere Zubehör der Pebble Steel spärlich aus. Ein USB-Netzteil für das beiliegende Ladekabel wird vergebens gesucht. Eine auf Englisch gehaltene Schnellanleitung erläutert kurz die Bedienung und verweist für weitere Fragen auf die Pebble-App und die Webseite des Herstellers. Die Gear Live setzt auf eine proprietären Ladeclip, über deren schnellen Defekt bereit zahlreiche Erfahrungsberichte im Netz kursieren. Ein alternatives Armband gibt es nicht.
Hardware
Beim Blick auf die technischen Daten wird klar: Pebble muss sich in nahezu jedem Bereich den Android-Alternativen geschlagen geben. Kleineres Display, geringe Auflösung und ein nicht mehr aktueller SoC sowie ein mit acht Megabyte minimalistisch gehaltener Flash-Speicher sehen auf den ersten Blick ernüchternd aus.
Pebble | Pebble Steel | Samsung Gear Live | LG G Watch | Motorola Moto 360 | |
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Form: | Tonneau | rechteckig | rund | ||
OS: | Pebble OS | Android Wear | |||
Kompatibilität: | iOS, Android | Android | |||
Display: | 1,26 Zoll 144 × 168 Pixel (176 ppi) E-Paper |
1,63 Zoll 320 × 320 Pixel (278 ppi) Super AMOLED |
1,65 Zoll 280 × 280 Pixel (240 ppi) IPS |
~ 1,60 Zoll 320 × 320 Pixel OLED |
|
Bedienung: | 4 Tasten | Touch, Sprache | |||
SoC: | ARM Cortex-M3, 80 MHz | Qualcomm Snapdragon 400, 1,2 GHz | ? | ||
Arbeitsspeicher: | 96 KB | 512 MB | ? | ||
Speicher: | 8 MB | 4 GB | ? | ||
Anbindung: | Bluetooth 4.0 LE | ||||
Sensoren: | Beschleunigungsmesser digitaler Kompass |
Beschleunigungsmesser digitaler Kompass Gyroskop Herzfrequenzmesser |
Beschleunigungsmesser digitaler Kompass Gyroskop |
Schrittzähler Herzfrequenzmesser Lichtsensor ? |
|
Akku: | 130 mAh | 300 mAh | 400 mAh | ? kabelloses Laden |
|
Abmessung: | 36 × 52 × 11,5 mm | 34 × 46 × 10,5 mm | 37,9 × 56,4 × 8,9 mm | 37,9 × 46,5 × 9,95 mm | 46 × 46 × 12 mm |
Gewicht: | 38 Gramm | 56 Gramm | 59 Gramm | 63 Gramm | ? |
Schutz: | wasserdicht 5 ATM | Gorilla Glass wasserdicht 5 ATM |
IP67 | ||
Preis: | 150 Euro | 249 Euro | 199 Euro | 199 Euro | ? |
Auslieferung: | 4. Juli | 8. Juli | 4. Juli | „im Sommer“ |
Doch die Flinte muss Pebble nicht gleich ins Korn werfen. Eine funktionale Smartwatch, die den eigentlichen Sinn der Steuerung, Verwaltung und Benachrichtigung am Handgelenk erfüllt, muss nicht vollgepackt mit modernster Technik daherkommen. Auch erweiterte Funktionen wie Herzfrequenzmesser werden so vergebens an der Pebble gesucht.
Einen eigenen Weg geht die Pebble hinsichtlich der verwendeten Display-Technologie. Hier kommt ein aus dem E-Book-Reader-Bereich bekanntes monochromes E-Paper-Panel mit insgesamt 16 Graustufen zum Einsatz. Neben der Senkung des Energiebedarfes weist die E-Paper-Technik gegenüber LCD-Anzeigen einen gesteigerten Blickwinkeln und eine bessere Ablesbarkeit auch bei starkem Sonneneinfall auf.
Das Display bietet trotz einer Pixeldichte von nur 176 ppi keinen Grund zur Beanstandung, selbst bei genauer Betrachtung sind keine Bildpunkte auszumachen. In der Gegenüberstellung mit dem Nebenbuhler aus dem Hause Samsung fällt jedoch der Helligkeitsunterschied beider Displays auf. Die Pebble Steel verfügt gegenüber der Gear Live über keine Intensitätsregulierung der Hintergrundbeleuchtung und bleibt so deutlich dunkler. Der Nutzer kann die Hintergrundbeleuchtung unter dem Menüpunkt „Display“ lediglich an- beziehungsweise abschalten sowie den Punkt „Motion: Shake it to light“ wählen. Ist diese Option aktiviert, erstrahlt das Display, wenn das Handgelenk stark geschüttelt wird.
Das Gehäuse der Pebble Steel ist bis fünf ATM wasserdicht und kann somit beim Duschen, Baden oder im Regen genutzt werden. Auf dem in einer Tonneau-Form gehaltenen Korpus verteilen sich insgesamt vier Knöpfe, die jeweils verschiedene Funktion für die Navigation (Hoch / Runter), das Auswählen sowie das Zurückblättern inne haben. Die Bedienung hinsichtlich Knopfdruck stellt sich als selbsterklärend und einfach heraus, wenn auch nicht so komfortabel wie mit den Touch-Displays der Mitstreiter – Touch unterstützt Pebble nicht.
Die drei Knöpfe auf der rechten Seite dienen dem Navigieren sowie Auswählen innerhalb des Menüs, die alleinstehende linke Taste lässt den Nutzer in den vorherigen Menüpunkt zurückkehren. Hinsichtlich der Knöpfe fallen scharfe Kanten negativ auf.
Der Ladeanschluss findet sich bei der Pebble Steel auf der linken Gehäuseseite wieder. Dies hat zum Vorteil, dass die Kontakte nicht in Berührung mit der Haut kommen und durch Schweiß eventuell korrodieren. Bei der LG G Watch war das im Test negativ aufgefallen.
Zum Laden der Smartwatch wird kein spezieller Adapter benötigt, das Ladekabel wird über einen Magneten am Gehäuse befestigt. Während des Vorgangs zeigt eine kleine RGB-LED den Status der Aufladung an. Ein vollständiger Ladezyklus nimmt im Test 220 Minuten in Anspruch und genügt für eine Betriebsdauer von vier Tagen und zwanzig Stunden. Die vom Hersteller angegebene Laufzeit von fünf bis sieben Tagen wird somit nur knapp verfehlt. Das Ergebnis katapultiert die Pebble Steel hinsichtlich Laufzeit weit vor die Samsung Gear Live und LG G Watch, die rund eineinhalb Tage durchhalten. Der niedrige Energiebedarf resultiert zum einen aus der Verwendung eines sparsamen Display sowie aus der überschaubaren Anzahl an Sensoren.