Uselessd: Die erste Abspaltung von Systemd nach Streit
Uselessd ist der erste Fork von Systemd. Er reduziert Systemd wieder fast auf die Ebene eines Init-Systems. Der Name des Projekts, uselessd, ermöglicht mit Absicht zwei Lesarten: nutzlos (useless) oder nutze weniger (use less). Das Ein-Mann-Projekt entstand aus der Webseite Boycott Systemd, die Systemd-Gegner versammelt.
Der Streit um Systemd ist noch lange nicht beigelegt, auch wenn außer Gentoo und Slackware alle relevanten Linux-Distributionen das System-Management-Werkzeug bereits integriert haben oder dies mit ihren nächsten Veröffentlichungen tun. Während das Team um Lennart Poettering sich um die Zukunft der Distributionen Gedanken macht, werden die Gegner von Systemd aktiver. So werden bereits Funktionen von Systemd für BSD und verwandte Distributionen umgemünzt.
Uselessd zielt in erster Linie auf Linux-Anwender, auch wenn die Umsetzung von Systemd als Init-System für BSD ebenfalls in Angriff genommen wurde. Uselessd entsteht durch Weglassen. Die Kritik an Systemd, die hier umgesetzt wird, reibt sich an der tiefen Verwurzelung von Systemd in viele wichtige Prozesse, weshalb uselessd den vermeintlichen Wildwuchs wieder entfernt. Als Grundlage wird Systemd 208 verwendet.
Zu den entfernten Komponenten gehört unter anderem das Journal, das bei Systemd die Stelle von Werkzeugen wie syslog zum Protokollieren der Systemereignisse übernommen hat. Hier ist der Kritikpunkt, das die binären Logs, die journald schreibt, leicht ihre Konsistenz verlieren könnten. Zudem wird bemängelt, dass Coredumps ebenfalls vom Journal erfasst werden anstatt vom Kernel Messaging System KMSG.
Udev wurde wieder aus Systemd entfernt, der Anwender soll bei uselessd frei entscheiden können ob er udev, eudev oder eine andere Implementation verwenden will, um seine Gerätedateien zu verwalten. Ebenfalls entfernt wurden einige Unit-Types, die nach Ansicht des Entwicklers von uselessd nichts in Systemd zu suchen haben. Dazu zählen der eng an udev gebundene Typ device sowie timer swap, mount und automount. Zudem wurden die Daemonen hostnamed, timedated, localed und vor allem logind entfernt. Zusätzlich wurde systemd-fsck durch eine Service-Datei ersetzt die, wie vor Systemd, /sbin/fsck startet.
Das Projekt uselessd macht einen ernsthaften Eindruck, auch wenn es aus einer Ecke kommt, die von Bewahrern der reinen (Unix)-Lehre bis hin zu Apologeten des Linux-Untergangs oder der Gleichschaltung mit Windows ein schillerndes Bild bietet.