i-rocks Golem im Test: Tastatur mit Scherentastern für Spieler
2/3Äußerlichkeiten
Das ComputerBase zur Verfügung gestellte Modell der Golem weicht nur in Details von finalen Versionen ab. Serienmodelle werden mit einheitlicher Beschriftung der Status-LEDs ausgestattet und mit ISO-Layout ausgeliefert. Enter- und Backspace-Taste der deutschen Version weisen also übliche Größe auf. Im Karton der finalen Version wird außerdem eine Betriebsanleitung liegen.
Zusatztasten hat i-rocks über dem Nummernblock platziert. Neben Tasten zur Steuerung der Lautstärke befindet sich hier eine Möglichkeit, in den „Gaming“-Modus zu wechseln. Dieser erlaubt über den USB-Anschluss 13 Eingaben pro Sekunde (PS/2: in drei Stufen bis maximal 120) und deaktiviert Windows- sowie Anwendungstaste.
Qualitativ besticht das Chassis durch seine glatte Oberfläche, die Verschmutzungen minimale Angriffspunkte bietet, aber nicht ganz an die hochwertigere Anmutung teurer Modelle mechanischer Machart heranreichen kann. Aufgrund der mit den Tastern einhergehenden Gewichtsersparnis lässt sich das Chassis entsprechend leichter verschieben, ungewollte Ortsänderungen sind jedoch nicht zu erwarten. Die Hochstellfüße sind dabei solide ausgeführt und klappen trotz gummierter Standflächen auch beim Umsetzten des Chassis nicht versehentlich ein.
Um die orange Beleuchtung der Tasten im starken Kontrast zum Rot der Tastatur umzusetzen, werden die Tastenkappen vollständig aus transluzentem Kunststoff gefertigt. Die Beschriftung wird anschließend aus der schwarzen, potentiell langlebigen Oberflächenbeschichtung ausgeschnitten („Laser-cut“-Verfahren). Dabei stehen lediglich binäre Betriebsmodi über die längere Betätigung der „Druck“-Taste zur Wahl: An oder Aus, eine Regelung der Helligkeit ist nicht möglich.
Während die Ausleuchtung der gesamten Tastenkappe anders als bei mechanischen Tastern keine Schwierigkeiten bereitet, sind es hier flache Blickwinkel, die Farb- und Helligkeitsverläufe hervortreten lassen. Diese Eigenheit liegt in der Position der LEDs unterhalb der Gummiglocken begründet, die das Licht ungünstig brechen und typisch für Rubberdome-Tastaturen ist. Lediglich das Logo der Herstellers auf der „Enter“-Taste ist im „pad-printing“-Verfahren aufgetragen. i-rocks hat es jedoch versäumt, die Segmente der Status-LEDs voneinander zu trennen, was besonders bei der Aktivierung des Spielemodus auffällt.
Alltagserfahrungen
Rubberdome-Technik ist günstig und flexibel in der Herstellung, leidet aber unter Alterungsprozessen. Das Gummi der Glocken verändert mit zunehmender Lebenszeit seine Eigenschaften, weshalb die Charakteristik der Schalter nicht konstant bleiben muss.
Neben den Rubberdomes selbst bestehen die Schalter aus zwei voneinander getrennten Leiterfolien. Die Trennschicht besteht ebenfalls aus einer dünnen Folie, die an den Kontaktpunkten ausgeschnitten ist, wobei i-rocks die drei Schichten fest miteinander verklebt. Signale werden übertragen, indem der Schaft der Tastenkappe die Gummiglocke eindrückt. Durch den Druck werden die darunterliegenden Leiterfolien zusammengepresst, wodurch ein Kontakt geschlossen wird. Tasten werden hierbei durch die Gummiglocken hindurch beleuchtet, die Golem nutzt dazu ein unterhalb der Taster angebrachtes, von den Rändern her angestrahltes Plexiglas-Element, das nur wenige Dioden zur Ausleuchtung erfordert.
Bei den in der Golem verbauten Scissor-Tastern handelt es sich um eine besondere Variante der Rubberdome-Switches, die sich von günstigeren Ausführungen unterscheidet. Der Schalter wird hier zusätzlich durch einen scherenförmigen Stabilisator unterstützt, der Chassis und Low-Profile-Tastenkappen an vier Stellen über Kreuz verbindet („Scissor-Switch“). In der Regel verdoppelt sich auf diese Weise die Lebensdauer von fünf auf zehn Millionen Anschläge, i-rocks gibt sogar 30 Millionen „Klicks“ an. Aufgrund der Technik sitzen Kappen dabei „strammer“ und weisen nur minimales Spiel auf. Der Stabilisator sorgt zwar für eine gleichmäßige Abnutzung der Taster und eine unabhängig von der Position der Finger saubere Auslösung, ist gegenüber Fremdkörpern aber anfälliger.
Die technischen Spezifikationen der konkreten Ausgestaltung der Taster sind nicht ungewöhnlich. i-rocks gibt einen Hubweg von 3,8 Millimetern sowie einen taktil markierten Punkt mit 55 Gramm Widerstand (15 Gramm Toleranz) an, der rund nach der Hälfte des Hubweges überwunden und bereits beim initialen Eindrücken der Kappe spürbar wird. Der Signalpunkt liegt hingegen bauartbedingt am Ende des Hubweges.
Um einen Eindruck von der Klangcharakteristik zu vermitteln, nutzen wir ein Großmembranmikrofon des Typs t.bone SC-450 USB, das in einem Abstand von 50 Zentimetern zur obersten Tastenreihe auf einem entkoppelten Tischstativ platziert wird. Der Aufbau entspricht somit ungefähr der üblichen Hörposition. Leichte Verfälschungen durch die Aufnahme lassen sich dennoch nicht vermeiden; Ziel des Verfahrens ist es lediglich, die jeweilige Charakteristik von Schaltern, Kappen und Ausführung sowie etwaige akustische Besonderheiten anschaulich zu machen.
Um verschiedene Eingabearten zu simulieren, schreiben wir jeweils einen Satz bewusst langsam, in zügiger Geschwindigkeit sowie mit deutlichem Kraftaufwand. Als Referenz dienen die drei einleitenden Sätze des letzten Kapitels aus Daniel Kehlmanns „Vermessung der Welt“. Die vorangestellte Ansage dient als Referenzpunkt für die Lautstärke, um die Konfiguration des jeweils vorhandenen Audiosystems zu ermöglichen. Da die Sprachsequenz nicht immer mit exakt identischem Geräuschpegel gesprochen werden kann, dient sie nur der groben Orientierung.
Da der Widerstand der Glocke anschließend maximal abfällt, ist die Tennung von Signal- und taktilem Punkt im Alltag kein Problem, selbst wer sanft tippt, gerät – anders als bei abweichenden Umsetzungen – nicht in Gefahr, Eingaben unzuverlässig zu übertragen – die Glocken müssen nicht bewusst mit überschüssiger Kraft bis zum Ende des Hubweges geschlagen werden, um die Leiterfolien zuverlässig zusammenzupressen; hier reicht bereits eine sanftere Herangehensweise. Ursächlich dafür ist die Innenseite der Glocken, die mit Kranz und Dorn frühzeitigen Kontakt mit der Folienschicht herstellen.
Subjektiv vermittelt dies den Eindruck präziser Charakteristik mit weichem Anschlag, wozu auch die Scissor-Stabilisierung beiträgt. Entsprechend schreibt es sich auf der Golem schnell, sicher und, auch aufgrund der Tastertechnik in Verbindung mit flachen Kappen, leise. Eine vernünftige Alternative zu mechanischen Tastern anzubieten gelingt i-rocks also ohne Frage. Ob die Lebensdauer tatsächlich bei 30 Millionen Klicks liegt, lässt sich ohne Laborausrüstung allerdings nicht prüfen.
Die Tastenkappen sind flacher als bei mechanischen Tastaturen, die Bauhöhe des Chassis ist es hingegen nicht. Das lässt eine Handballenauflage bereits weniger stark vermissen. Zu steil sind die Hochstellfüße, deren Benutzung in einem Anstellwinkel von rund 12,5 Grad resultiert.
Auch wenn die i-rocks nur wenige Features auflistet: Das, was der Hersteller umsetzt, funktioniert gut. Und zwar von den sinnvoll und platzsparend angeordneten Zusatztasten bis hin zur Beleuchtung, deren Helligkeit eine Regelung durch das sinnvoll gewählte Niveau kaum vermissen lässt. Medien-Shortcuts sollten in dieser Preisklasse allerdings zur Grundausstattung gehören. Im Gegenzug bleibt immerhin das Layout schlicht. Dazu gesellen sich ein solide verarbeitetes Gehäuse, das, keinesfalls üblich, Kabelkanäle anbietet und in Details wie der Akustik der sanft und sicher einrastenden Hochstellfüße einen hochwertigen Eindruck erzeugt.
Wie viele andere auf Rubberdome basierenden Eingabegeräte erreicht die Golem ein Key-Rollover von 2. Im „WASD“-Bereich hat der Hersteller die Tastenmatrix allerdings optimiert und erreicht lokal Werte von 13 über USB respektive 24 per PS/2-Anschluss – sofern Nutzer bereits über einen entsprechenden Adapter verfügen. Die Umsetzung übertrifft damit das, was im Regelfall mit dieser Technik erhältlich ist.