Fallout 3: Rollenspiel im Grenzbereich: „Kill everything“
Markenzeichen der Fallout-Reihe war es schon immer, dem Spieler weitreichende Freiheiten zu geben. Der Let's-Play-Spieler Many A True Nerd hat diesen Aspekt verinnerlicht und das Rollenspiel mit einer ganz eigenen Rolle gespielt – mit dem Ziel, jeden Charakter der Spielwelt zu töten, entsteht ein kurioses Beispiel Spielkultur.
Neben den moralischen Implikationen eines virtuellen Amoklaufes zeigt das „Kill-Everything“-Projekt auf, wie sich die Spielerfahrung mit einem selbst gewählten Ziel verändert und wie flexibel die Mechaniken des Rollenspiels sind: Maximal bösartig zu sein ist zwar von Bethesda nicht vorgesehen, aber trotzdem möglich. Obwohl Fallout 3 gelegentlich nicht oder seltsam auf den kreativen Spieler im Todesrausch reagiert, ließ sich das Spiel samt seinen Erweiterungen erfolgreich beenden.
I wanted to see how far the plot could stretch; how would the game respond to me intentionally trying to break the plot, by constantly attacking the people it really wants me to be friends with?
Many A True Nerd
Die Mechanik des Spiels stellte dennoch neue und gelegentlich unerwartete Herausforderungen an den Spieler. So war etwa die Wegfindung des gigantischen Kampfroboters Liberty Prime an den Charakter Vargas gebunden; da dieser bereits unter den Toten weilte, wollte sich der Roboter in der letzten Mission des Spiels nicht in Bewegung setzen. Um nicht auf Konsolenbefehle zurückgreifen zu müssen, begann Many A True Nerd eine Fehde mit der Fraktion des Roboters, um diesen zum Endpunkt der Mission locken zu können.
Nicht nur das Ziel der Serie, sondern auch die Präsentation trägt zu dem sich langsam entfaltenden, makaberen Spektakel bei. Nachdem Many A True Nerd den Vault-Aufseher des Tutorial-Levels getötet hat, stellt er fest, dass seine Tochter zu seiner Leiche geht, um zu trauern – und zwar dynamisch, wonach sich der Vorspieler einen Spaß daraus macht, mit dem Toten zu experimentieren und Amanda in eine Art Zombie zu verwandeln.
In Teilen ist die Präsentation daher durchaus schockierend; es geht offenkundig darum, möglichst böse zu sein. Am Ende verzeichnet der Rekorder des Pip-Boys 1.286 Tote, die unsterblichen, aber ebenfalls niedergeschlagenen Charaktere nicht mitgezählt. Die insgesamt 30 Videos lassen sich über YouTube einsehen.