Industriespionage: Huawei soll Testroboter von T-Mobile kopiert haben
T-Mobile wirft Huawei in einer Klage vor, Industriespionage betrieben zu haben. Es geht um einen Roboterarm, mit dem Mobiltelefone getestet werden können: Huawei-Mitarbeiter sollen Teile sowie Details zur Software und zum Design entwendet haben.
In der Klageschrift (PDF) wird der Roboterarm als über Jahre entwickelter, wichtiger Bestandteil der Produktplanung von T-Mobile beschrieben. Vor diesem Hintergrund will der US-Provider die Hardware „mit großer Vorsicht behandelt“ haben, um „das Geschäftsgeheimnis hinter dem Roboterarm selbst, den zugehörigen Teilen, der Software und der Funktionalität“ zu schützen.
Und trotzdem scheint die Technologie ihren Weg zu Huawei gefunden zu haben. Das jedenfalls wirft T-Mobile dem chinesischen Hersteller vor: „Huawei hat diese Technologie gestohlen. Es hat diese gestohlene Technologie genutzt, um einen verbesserten eigenen Testroboter zu entwickeln, der zum eigenen Nutzen verwendet wird.“ Dazu habe Huawei seine partnerschaftliche Beziehung als Geräte-Hersteller für T-Mobile missbraucht, um an das vertrauliche Material zu gelangen.
Konkret wirft T-Mobile zwei Huawei-Mitarbeitern vor, sich 2012 und 2013 unerlaubten Zugang zu einem Labor von T-Mobile verschafft zu haben. Dies sei geschehen, nachdem das Unternehmen sich geweigert habe, Huawei Details zum „Tappy“ genannten Roboterarm bereitzustellen. Tappy wurde 2006 in Betrieb genommen und simuliert die Nutzung von Smartphones durch eine menschliche Hand.
Die Huawei-Mitarbeiter sollen den Roboter fotografiert sowie Teile und Informationen entwendet haben. Der Vorgang wurde laut T-Mobile von Überwachungskameras aufgezeichnet – die beschuldigten Huawei-Mitarbeiter bestreiten aber, dass es sich bei den Gefilmten um sie handelt.
Vor diesem Hintergrund fordert T-Mobile von Huawei nicht nur eine finanzielle Entschädigung, sondern auch, dass das Gericht die Nutzung der gestohlenen Informationen und damit die Nutzung des Huawei-Roboterarms verbietet.
Huawei hat in einer Reaktion eingeräumt, dass die beschuldigten Mitarbeiter ein Fehlverhalten gezeigt haben. „Es ist etwas dran an den Vorwürfen, zwei Huawei-Mitarbeiter haben sich unangemessen verhalten, um die Anforderungen des Qualitätstestverfahrens besser verstehen zu können“, heißt es in einem Statement. Die Beschuldigten seien entlassen worden, ferner werde Huawei im Rahmen des Verfahrens zur Gänze kooperieren.
Trotz des Eingeständnisses kommt die Klage für Huawei zur Unzeit. Im anhaltenden Kampf um das Vertrauen von westlichen Konsumenten und insbesondere den westlichen Regierungen dürfte der Fall ein gehöriger Dämpfer sein.