Treasure Map: NSA zapft Provider in 13 Ländern an
Dass die NSA im Rahmen des „Treasure-Map“-Programms die Netze von zahlreichen Internetprovidern wie etwa der Deutschen Telekom anzapft, wurde bereits vor kurzem vom Spiegel berichtet. Darüber hinaus wächst nun die Brisanz mit der Veröffentlichung der Namen von einigen internationalen Providern.
Recherchen von Spiegel und Spiegel Online haben ergeben, dass die NSA samt den Partnerdiensten die Netze von großen Providern in den „Niederlanden, Belgien, Schweden, Großbritannien, Italien, der Türkei, Zypern, Hongkong, Singapur, Malaysia, Kuwait, Pakistan und in den USA“ infiltriert hat. Zu den betroffenen Unternehmen zählen demnach etwa die Telekom Malaysia, Turk Telekom, Telecom Italia Sparkle sowie einige Provider aus den USA.
Hinzu kommen Unternehmen, die im Zuge der NSA-Enthüllungen bereits öfters eine Rolle gespielt haben. So wird in den Dokumenten auch MCI Worldcom aus Amsterdam genannt, das mittlerweile von Verizon übernommen wurde. Die Sicherheit der Netze und das Handeln des amerikanischen Providers im Zuge der NSA-Ausspähaffäre werden weiter kritisch beäugt. Das Vertrauen befindet sich zunehmend auf Talfahrt, was sich zuletzt im Juni zeigte, als die Bundesregierung einen Vertrag mit Verzion gekündigt hatte. Zuvor wurde publik, dass das Netz des Bundestags zum Teil über das Netz von Verizon an das Internet angebunden ist und hierdurch den US-Geheimdiensten der Zugang zu sensiblen Daten möglich war.
Zudem ergeben die neuen Dokumente, dass Treasure Map auch auf Daten aus dem Netz von Global Crossing zugreifen kann. Der Betreiber eines weltweiten Glasfaserkabel-Netzwerks wurde 2011 von Level 3 geschluckt. Diese Übernahme sorgte bereits im Juli 2013 für Aufmerksamkeit. Einem Bericht der Washington Post zufolge hatten US-Behörden ein privates Abkommen mit dem Netzbetreiber ausgehandelt, dass amerikanischen Geheimdiensten und Sicherheitsbehörden einen schnellen und vertraulichen Zugriff auf die Netze von Global Crossing sichern sollte – selbst wenn diese von Investoren außerhalb der USA aufgekauft werden.
Sowohl Verizon als auch Level 3 haben allerdings stets bestritten, den amerikanischen Behörden unberechtigten Zugriff auf die Netze zu gestatten. So erklärt Level 3 auch angesichts der aktuellen Enthüllungen auf eine Anfrage vom Spiegel: „Wir sind uns keines unerlaubten Zugriffs auf unsere Netzwerke durch die amerikanische oder die britische Regierung bewusst.“ Entscheidender Knackpunkt ist an dieser Stelle allerdings der Verweis auf „keinen unerlaubten Zugriff“, da dieser in der Regel im Rahmen der amerikanischen und britischen Gesetze erfolgt und somit keiner direkten Genehmigung bedarf.
Weitere betroffene Provider haben ähnlich reagiert. Die Deutsche Telekom und NetCologne hatten bereits kurz nach den ersten „Treasure-Map“-Enthüllungen den Bericht des Spiegel zurückgewiesen. Es gebe „keine Anhaltspunkte“, dass „unser Netz tatsächlich manipuliert wurde“, lautete etwa das Statement der Telekom. Die übrigen deutschen Provider, die in den „Treasure-Map“-Dokumenten erwähnt werden, konnten ebenfalls keine Anhaltspunkte für eine Manipulation der Netze feststellen. Laut eines Spiegel-Berichts vom letzten Wochenende hat die Staatsanwaltschaft Köln aufgrund des Angriffs auf die Netze von dem Satelliten-Netzanbieter Stellar dennoch Ermittlungen eingeleitet.