Alien: Isolation im Test: Knackiges Survival-Spiel mit Schockermomenten
3/4Die Spielmechanik: Immer fordernd
Spielerisch verlegt sich „Alien: Isolation“ darauf, ein harter Survival-Titel zu sein. Also geht es nicht darum, Gegner zu finden, sondern sie zu meiden. Denn ob Menschengruppe oder Xenomorph: Amanda ist alles andere als ein Rambo und geht schon nach wenigen Schüssen bzw. Klauenhieben zu Boden.
Dies ist auch deswegen besonders fies, weil die festen Speicherpunkte in der Regel sehr weit auseinanderliegen. So kann es passieren, dass man nur wegen einer kleinen Unachtsamkeit bis zu zehn Minuten Inhalt erneut spielen muss. Am Anfang haben wir uns darüber tierisch geärgert. Doch schnell wurde diese Daumenschraube zu einer Motivationsquelle, besonders umsichtig vorzugehen. Über solche Maßnahmen werden sich viele Spieler dennoch aufregen. Genug Argumente dafür sind trotz unserer letztlich positiven Einstellung gegenüber dem Ladesystem durchaus vorhanden.
Auch wenn Amanda schließlich über einen Flammenwerfer verfügt, gilt in „Alien: Isolation“ wegen der Stärke der Gegner und der Verwundbarkeit der Protagonistin die Losung: Gewalt ist keine Lösung. Denn während der Spieler gegen den Xenomorph erst gar nicht ankommen kann, sind auch die Mitmenschen absolut gefährliche Ziele. Wann immer es möglich ist, wird Amanda deswegen schleichen, Finten schlagen, sich verstecken und im Zweifel einfach rennen, anstatt die Konfrontation zu suchen.
Doch auch das leise Vorgehen ist alles andere als einfach. Wir haben in den letzten Jahren immer wieder gerne über den begrenzten Sichtradius der einschlägigen KI-Gegner gemeckert. Jetzt setzt uns Creative Assembly eine Gegner-KI vor, die so wachsam ist, dass schon ein kurzes hervorlugen dazu führen kann, dass Amanda gejagt wird.
Auch das war anfangs frustrierend, zumal wir noch voll und ganz an die laschen Orks aus „Mittelerde: Mordors Schatten“ gewöhnt waren. Aber eigentlich gehört die daraus resultierende, extreme Vorsicht fundamental zum Survival-Genre dazu: Statt dreist-mutig den direkten Weg zu nehmen, überlegten wir mehrfach, welches der beste Weg sein könnte.
Weil „Alien: Isolation“ hier so stark im Kontrast zum Spiele-Standard steht, ist es zunächst schwer verdaulich. Nach kurzer Zeit lautet unser Urteil zur extremen Kompetenz der KI aber: Gut so! Auch wenn, wie bei der fiesen Verteilung der Speicherpunkte, eingeräumt werden muss, dass diese Einschätzung nicht Allgemeingültigkeit beansprachen kann.
Zu den weiteren Notwendigkeiten des Überlebenskampfes aus der Sevastopol gehört, dass Amanda immer wieder Minirätsel lösen muss. Diese beschränken sich zumeist darauf, innerhalb von zwanzig Sekunden in einen Schaltkreis einzudringen. Dazu müssten lustige Muster abgehakt werden: Beim ersten Mal waren wir fasziniert und scheiterten; beim dritten Mal waren wir in vier Sekunden durch.
Abseits vom Kämpfevermeiden und Hacken gilt es schließlich auch, möglichst viele nützliche Gegenstände einzusammeln. Diese können vor allem gegen die menschlichen Gegner eingesetzt werden. Mit Leuchtfackeln lassen sich beispielsweise nicht nur dunkle Ecken erhellen: Sie können auch dazu eingesetzt werden, die Gegner zu einer bestimmten Stelle zu locken – während Amanda hintenrum zu ihrem Ziel schleicht. Doch auch obligatorische Utensilien wie Munition, Medipacks, Batterien für die Taschenlampe, Ethanol, Kleber oder Schrott müssen eingesammelt werden. Während sich der Nutzen von einigen Dingen sofort erschließt, werden viele spezielle Gegenstände erst in Kombination nützlich. Spätestens wenn sich Amanda ihre eigenen Molotow Cocktails und Haftminen selbst gebaut hat, lernt der Spieler das Craftingsystem schätzen, auch wenn es sehr rudimentär ausfällt.
Bei allen erfrischenden Aspekten im Gameplay: Eine Gefahr für „Alien: Isolation“ ist, dass die extrem auf das konzentrierte Schleichen ausgelegte Spielmechanik auf Dauer etwas monoton wird. Fallen solche Momente mit jenen zusammen, in denen auch die Story schwächelt, kommt schnell das Gefühl auf, einfach ausschalten zu wollen. Um dieses Gefühl abzustellen, bedarf es dann des nächsten Kicks in Form einer Bedrohung oder ein Widereinsetzen des Plots. Bei uns war es manchmal knapp – im Großen und Ganzen hat uns der Titel aber gut bei der Fahnenstange gehalten.
Das Alien: Ein harter Gegner
Ein wichtiger Grund dafür ist der Xenomorph. Und das nicht nur, weil dieses Ur-Alien mit seiner Beweglichkeit und Mischung aus Echse und Meeresbewohner nach wie vor schon rein äußerlich schockt, sondern auch, weil das Spieldesign zulässt, dass es auch durch seine Aktionen gruselt.
Neben abrupten gescripteten Ereignissen trifft Amanda auf den Xenomorph auch immer wieder in für Weltraumverhältnisse offenen Arealen. Hier geht das Ekel mit eigener KI vor, hält Ausschau, dreht sich abrupt, rennt, schleicht – tut alles, um seine Beute greifen zu können. In diesen Momenten muss der Spieler immer einen Blick darauf haben muss, was das Alien gerade macht – um Amanda genau in die gegengesetzte Richtung zu lenken und sie schlussendlich aus der Gefahrenzone bugsieren zu können.
Manchmal aber hört Amanda es in den Lüftungsschächten auch nur trampeln, manchmal hört sie sogar nichts – außer das Geräusch des Alarm schlagenden Bewegungssensors. Dann heißt es, sich schleunigst zu verstecken, denn höchstwahrscheinlich ist das Vieh einem schon länger unbemerkt auf den Fersen. Taten wir dies, passierte es nicht selten, dass es wenige Augenblicke später an unserem Versteck vorbeischlich. In einem solchen Fall wartet man am besten mindestens 30 Sekunden und versucht sein Glück erst dann erneut.
Die Entwicklern tun ungemein weise daran, diese Zusammentreffen wohl zu dosieren. Denn einerseits würde zu häufiges Aliengeschrei überreizen und irgendwann nicht mehr schocken; zum anderen fiebert der Spieler dem nächsten Zusammentreffen so förmlich entgegen. Es ist der pure Reiz am Grusel. Wer hätte gedacht, dass es mal ein „Alien“-Spiel geben würde, was ähnliche Gefühle auslöst wie die cineastische Vorlage.
„Alien: Isolation“ bezieht also den größten Teil seiner Strahlkraft aus seinem Antagonisten. Als Spieler hat man das Gefühl, sich tatsächlich mit dem Xenomorph zu duellieren – und nicht etwa nur der von den Entwicklern vorgegeben Scriptaction zu unterliegen.
Die Atmosphäre: Immer dicht
Auch technisch bewegt sich das auf einer eigenen Engine basierende „Alien: Isolation“ auf einem guten Niveau. Zwar ist die Grafik kein bahnbrechender Augenschmaus, doch merkt man jedem Abschnitt der Sevastopol an, dass die Leveldesigner mit viel Liebe zum Detail an den Umgebungen gearbeitet haben.
Diese Hingebung trägt gehörig zur Atmosphäre bei: Amanda schleicht durch dunkle Schächte, schaut sich in einer heruntergekommenen Mall um, reaktiviert Aufzüge in großen Hangars und versteckt sich in abgenutzten Crew-Räumen und unter dreckigen Tischen. Dabei passen die teils beengenden Areale gut zum Setting, auch wenn sie etwas zu oft durch künstlich wirkende Sackgassen zustande kommen.
Um die Umwelt zu genießen, sollte man aber auch ein relativ aktuelles System sei Eigen nennen. Auf unserem Testrechner lief „Alien: Isolation“ auf maximalen Details und aktiviertem VSync in einer Auflösung von 1.920 × 1.080 in den meisten Umgebungen mit 55 bis 60 Bildern pro Sekunde. In fordernden Gebieten fielen die Bilderraten selten unter 45.
Auch die Vertonung geht in Ordnung. Zu guten Hauptsprechern gesellt sich eine zurückhaltende, aber im Bedarfsfall actionreiche musikalische Untermalung – eine Kombination, die verzeihlich macht, dass der ein oder andere Dialog etwas hölzern wirkt.