Große Smartphones: Apple iPhone 6 Plus gegen Samsung Galaxy Note 4 im Test
Vorwort
Platzhirsch Samsung, Erfinder des großen Smartphones, das vor drei Jahren in Form des ersten Galaxy Note für Aufsehen sorgte, bekommt mit Apple und dem iPhone 6 Plus starke Konkurrenz im eigenen Lager. Bisher musste sich die Note-Serie nur gegen andere Android-Smartphones verteidigen, jetzt heißt es, auch gegen das iPhone, iOS und letzten Endes Apple die Oberhand zu behalten. Mit einer Bildschirmdiagonale von 5,5 Zoll rückt das iPhone 6 Plus dem Galaxy Note 4 mit 5,7-Zoll-Display gefährlich nahe. Das Display ist bekanntermaßen eine der wichtigsten Komponenten für ein gutes Smartphone, allein entscheidend über Sieg oder Niederlage ist es aber nicht. Ob Apple mit dem iPhone 6 Plus oder Samsung mit dem Galaxy Note 4 das bessere Gesamtpaket abliefert, beantwortet der Test.
Das Samsung Galaxy Note 4 wurde ComputerBase leihweise vom Online-Shop Notebook.de zur Verfügung gestellt.
Spezifikationen
Apple und Samsung werfen alles in die Waagschale, was beide Unternehmen technologisch imstande zu leisten sind. Das 5,5-Zoll-Display des iPhone 6 Plus ist größer und löst höher auf als jedes bisher verbaute iPhone-Display. Samsung setzt sogar noch eine Stufe höher an: 1.440 × 2.560 Pixel auf 5,7 Zoll nennt das Datenblatt. Die Pixeldichte des AMOLED-Displays liegt auf Rekordniveau.
Samsungs Philosophie, in jedem Bereich etwas mehr als die Konkurrenz zu bieten, zieht sich wie ein roter Faden durch das Datenblatt: Mehr CPU-Kerne, mehr Takt, mehr RAM, mehr Megapixel, mehr Akku. Samsung lässt nichts anbrennen und beweist einmal mehr, dass nach einem neuen Galaxy S nicht einfach nur die gleiche Technik für das größere Galaxy Note verwendet wird, sondern dass mit einem neuen Galaxy Note auch immer ein neues Samsung-Flaggschiff ansteht.
Apple hat das iPhone 6 und das iPhone 6 Plus am selben Tag vorgestellt, was sich in einer sehr ähnlichen Hardware widerspiegelt. Die einzigen Unterschiede vom iPhone 6 zum iPhone 6 Plus sind das größere und höher auflösende Display, der optische Bildstabilisator der Kamera und der mit dem Gehäuse gewachsene Akku. Apples Datenblatt sieht auf den ersten Blick deutlich weniger spektakulär als jenes des Note 4 aus, wenn der Blick auf die Anzahl der CPU-Kerne oder die Größe des Arbeitsspeichers gerichtet wird. Dass diese Zahlenspiele bei Apple aber nicht von Bedeutung sind, steht spätestens seit dem iPhone 5S fest. Apple setzt die Leistung am effizientesten ein und profitiert von einem extrem guten Zusammenspiel aus SoC und Betriebssystem. Selbst nach über einem Jahr bietet das iPhone 5S noch eine höhere Single-Core-Leistung als jedes zwischenzeitlich vorgestellte Android-Smartphone.
Apple iPhone 6 Plus |
Samsung Galaxy Note 4 |
Samsung Galaxy Note 3 |
|
---|---|---|---|
Software: (bei Erscheinen) |
iOS 8 | Android 4.4 | Android 4.3 |
Display: | 5,50 Zoll, 1.080 × 1.920 401 ppi IPS, Ion-X Glass |
5,70 Zoll, 1.440 × 2.560 515 ppi WQHD Super AMOLED |
5,70 Zoll, 1.080 × 1.920 386 ppi Full HD Super AMOLED, Gorilla Glass 3 |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor | Touch, Stylus, Fingerabdrucksensor, Status-LED | Touch, Stylus, Status-LED |
SoC: | Apple A8 2 × Typhoon, 1,40 GHz 20 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 805 4 × Krait 450, 2,70 GHz 28 nm, 32-Bit Variante Samsung Exynos 5 4 × Krait 450, 2,70 GHz 20 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 800 4 × Krait 400, 2,26 GHz 28 nm, 32-Bit |
GPU: | PowerVR GX6450 450 MHz |
Adreno 420 600 MHz Variante Mali-T706 600 MHz |
Adreno 330 450 MHz |
RAM: | 1.024 MB LPDDR3 |
3.072 MB LPDDR3 |
|
Speicher: | 16 / 64 / 128 GB | 32 GB (erweiterbar) | |
1. Kamera: | 8,0 MP, 1080p Dual-LED, f/2,20, AF, OIS |
16,0 MP, 2160p LED, f/2,20, AF, OIS |
13,0 MP, 2160p LED, f/2,20, AF |
2. Kamera: | Nein | ||
3. Kamera: | Nein | ||
4. Kamera: | Nein | ||
5. Kamera: | Nein | ||
1. Frontkamera: | 1,2 MP, 720p f/2,20, AF |
3,7 MP, 1080p AF |
2,0 MP, 1080p AF |
2. Frontkamera: | Nein | ||
GSM: | GPRS + EDGE | ||
UMTS: | DC-HSPA ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
|
LTE: | Ja ↓150 ↑50 Mbit/s |
Advanced ↓300 ↑50 Mbit/s Variante Advanced ↓150 ↑50 Mbit/s |
Advanced ↓150 ↑50 Mbit/s |
5G: | Nein | ||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
|
Bluetooth: | 4.0 LE | 4.1 | 4.0 LE |
Ortung: | A-GPS, GLONASS | ||
Weitere Standards: | Lightning, NFC, 3,5-mm-Klinke | Micro-USB 2.0, MHL, NFC, Infrarot | Micro-USB 3.0, MHL, NFC, Infrarot |
SIM-Karte: | Nano-SIM | Micro-SIM | |
Akku: | 2.915 mAh (11,10 Wh) fest verbaut |
3.220 mAh (12,40 Wh) austauschbar |
3.200 mAh (12,16 Wh) austauschbar |
Größe (B×H×T): | 77,8 × 158,1 × 7,10 mm | 78,6 × 153,5 × 8,50 mm | 79,2 × 151,2 × 8,30 mm |
Schutzart: | – | ||
Gewicht: | 172 g | 176 g | 168 g |
Preis: | 799 € / 899 € / 999 € | 769 € / – | 749 € |
Design & Verarbeitung
Mit Vorstellung des Galaxy Alpha stand für Samsung fest, dass High-End-Smartphones auch eine High-End-Anmutung verdienen. Auf Metall, das Apple seit dem iPhone 4 für den Rahmen und seit dem iPhone 5 für fast das gesamte Gehäuse verwendet, ist dabei die Wahl gefallen. Die vollständige Abkehr vom Kunststoff wagt Samsung aber noch nicht, vorerst beschränkt sich der Einsatz auf einen Alu-Rahmen mit abgefrästen Kanten, der Vorder- und Rückseite zusammenhält. Der sparsame Umgang mit dem Material macht sich aber trotzdem bemerkbar, das Galaxy Note 4 ist zusammen mit dem Galaxy Alpha eines der hochwertigsten Smartphones, die in jüngster Zeit Samsungs Fabrikhallen verlassen haben.
Der Alu-Rahmen macht das Galaxy Note 4 gefühlt stabiler als jedes andere Note-Modell. Das Smartphone lässt sich mit im Alltag auftretenden Kräften weder verwinden noch zum Knarzen bringen. Selbst die aufgesteckte Rückseite aus Kunststoff gibt keine Geräusche von sich. An dieser hält Samsung auch beim vierten Galaxy Note fest, um weiterhin den Zugang zum Akku und den Fächern für SIM- und microSD-Karte zu gewährleisten. Entsprechende Einschübe fehlen somit im Rahmen, weshalb dieser aufgeräumt erscheint und in seiner Seitenlinie nur von einer Lautstärkewippe und dem Ein/Ausschalter unterbrochen wird. Die Tasten fertigt Samsung ebenfalls aus Metall, was in einem satten Klick für den Anwender resultiert. Auch hier setzt Samsung innerhalb des Konzerns neue Maßstäbe.
Maßstäbe setzt auch Apple, allerdings nicht nur im eigenen Konzern. Wer das Smartphone mit der derzeit besten Materialanmutung und Verarbeitung sucht, kommt auch dieses Jahr nicht am iPhone vorbei. Am ehesten kann hier noch das HTC One (M8) mithalten, die Referenz bleibt aber Apple. Das ist nach dem iPhone 6 auch beim iPhone 6 Plus der Fall. Der von zahlreichen Publikationen herbeigeführte Klick-Generator „Bendgate“ ist auch nach Wochen nicht nachvollziehbar. Mit dem Werkstoff Aluminium geht Apple deutlich spendabler um als Samsung und verwendet diesen neben dem Rahmen auch für die gesamte Rückseite. Das einteilige Bauteil nimmt alle Komponenten und abschließend das Display auf.
Apple hält wie Samsung an einem physischen Home-Button fest, der bei beiden Smartphones ähnlich solide klickt und passgenau im Gehäuse sitzt. Die Lautstärketasten und der Ein/Ausschalter klicken bei Apple etwas lauter, die Anmutung der Tasten und die Passgenauigkeit sind aber ebenbürtig. Auch das zeigt, wie viel besser Samsung mittlerweile Smartphone-Gehäuse bauen kann. Auf iPhone-Niveau ist Samsung noch nicht angekommen, der eingeschlagene Weg ist aber der richtige. Aktuell muss sich das hochwertigste Samsung-Smartphone in dieser Disziplin noch dem iPhone 6 Plus geschlagen geben.
Display
Obwohl die Front des Galaxy Note 4 mit rund 120 cm² kleiner als beim iPhone 6 Plus mit 123 cm² ausfällt, schafft es Samsung ein größeres Display im Gehäuse zu verbauen. Das nach wie vor 5,7 Zoll große Display des Galaxy Note 4 nimmt etwa 74 Prozent der Vorderseite ein, während es beim 5,5-Zoll-Display des iPhone 6 Plus nur 68 Prozent sind. Die bei Apple im direkten Vergleich größeren Flächen ober- und unterhalb des Displays führen zu diesem Unterschied. Ein Einhand-Smartphone ist deshalb aber auch das Galaxy Note 4 nicht. Beide Telefone wollen mit zwei Händen bedient werden und sollten es auch, wenn das Smartphone nicht schon am ersten Tag eine Kaltverformung erfahren soll.
Das Galaxy Note 4 ist nicht das erste Samsung-Smartphone mit einer Auflösung von 1.440 × 2.560 Bildpunkten. Das für den asiatischen Markt bestimmte Galaxy S5 LTE-A bietet dieselbe Auflösung auf 5,1 Zoll. Die rekordverdächtige Pixeldichte von 576 ppi erreicht Samsung mit dem Galaxy Note 4 deshalb nicht, 515 ppi sind aber ebenso imposant. Samsung nutzt ein AMOLED-Panel mit sogenannter Diamond-Pixel-Anordnung, bei dem die Anzahl der blauen und roten Subpixel halb so hoch wie bei einem regulären RGB-Panel ist. Diese ungleichmäßige Subpixelverteilung ist im Alltag aber nicht erkennbar und hat deshalb keinen Einfluss auf die Bewertung des Displays.
Das Note-4-Display ist erwartungsgemäß extrem scharf, äußerst blickwinkelstabil und sehr kontrastreich. Farben springen dem Anwender entgegen, weil sie sehr intensiv und leuchtstark wiedergegeben werden. Full-HD-Filme im Cinemascope-Format, die das 16:9-Format nicht vollständig ausnutzen, sehen trotzdem sensationell aus, weil die schwarzen Balken dank der AMOLED-Technik nicht dunkelgrau sondern tiefschwarz und somit nicht sichtbar sind. Fotos sehen sehr lebendig aus, die Farbdarstellung ist aber fast schon übersättigt – eine bekannte Samsung-Eigenschaft, die gefallen muss.
Wer eine realistischere, aber dafür weniger knallige Darstellung vorzieht, bekommt mit dem iPhone 6 Plus das aktuell beste Smartphone-Display. Kein anderes Display wirkt derzeit näher an der Glasscheibe positioniert, die Darstellung imponiert wie ein hochwertiger Druck, der Inhalt kann beinahe angefasst werden. Die Blickwinkelstabilität des IPS-Panels ist erstaunlicherweise noch höher als beim AMOLED-Display des Galaxy Note 4, das ein Quäntchen früher Farben verfälscht. In puncto Auflösung kann Apple auf dem Papier nicht mit Samsung mithalten. 1.080 × 1.920 Pixel ergeben auf 5,5 Zoll eine Bildpunktdichte von 401 ppi – ein Rekordwert für Apple, aber nicht für den gesamten Markt. Einzelne Pixel lassen sich aber auch auf dem iPhone 6 Plus nicht ausmachen.
Apple gibt eine typische Display-Maximalhelligkeit von 500 cd/m² und einen typischen Kontrast von 1.300:1 auf der Webseite des iPhone 6 Plus an. Diese Angaben haben sich im Test bestätigt. Das Testgerät erreicht eine maximale Helligkeit von 540 cd/m² und einen Kontrast von 1.385:1. Diese jeweils sehr guten Werte unterstreichen die subjektiv gesammelte Erfahrung. Das AMOLED-Display des Galaxy Note 4 erreicht bei automatischer Einstellung der Helligkeit bis zu 482 cd/m², die manuelle Regelung erreicht hingegen nur rund 350 cd/m², um das Display zu schonen. Erst im Automatikmodus und mit einem sehr hellen, auf den Helligkeitssensor gerichteten Scheinwerfer, der starke Sonneneinstrahlung simulieren soll, wird der Maximalwert erreicht. Unschöner Nebeneffekt: Farben verblassen in diesem Modus extrem und die gesamte Darstellung wirkt stark ausgewaschen. Schön sieht das Note-4-Display nur dann aus, wenn es im manuell einstellbaren Rahmen betrieben wird. Anders das iPhone 6 Plus: Auch mit maximaler Leuchtkraft sieht das Display spitze aus.