Bayonetta 2 im Test: Eines der besten Spiele dieses Jahres
Vorwort
Eher unerwartet verfrachtete Platinum Games vor gut vier Jahren das Konzept hinter Devil May Cry in die Neuzeit und hat damit ganz nebenbei Standards gesetzt: Es sind neben der hervorragenden Mechanik und spektakulären Levels auch die ungewöhnliche Protagonistin und die überaus intelligente Präsentation, die aus Bayonetta ein ebenso herausragendes wie außergewöhnliches Spiel gemacht haben.
Eine wie auch immer geartete Rückkehr der charismatischen Hexe auf heimische Fernseher gerät angesichts derart großer Fußstapfen in eine schwierige Situation – erst recht, wenn diese exklusiv auf Nintendos Wii U erscheint, die unter aktuellen Spielkonsolen kaum mehr als eine graue Maus ist. Das wirft zwei dringliche Fragen auf: Was macht Platinum Games aus dem Gamepad der Konsole? Und wie gut gerät der zweite Auftritt von Bayonetta?
Spoiler-Warnung: Da ein Spieletest nicht immer gänzlich ohne die Wiedergabe einzelner wichtiger Handlungselemente der Geschichte möglich ist, bitten wir all jene, die vorab nichts über die Handlung des Spiels erfahren möchten, nur das Fazit zu lesen. Wir bemühen uns jedoch stets, die Wiedergabe auf absolut notwendige Erzählelemente zu beschränken.
Auf einen Blick
Was die Fortsetzung mit alter Größe macht, verraten schon die ersten Minuten des Spiels. Sie gleichen, von den Texturen einmal abgesehen, einer recht exakten Kopie des Einstiegs, der im Vorgänger Staunen hervorgerufen hat: Direkt auf einer Plattform im Weltall konfrontiert Bayonetta 2 die Sinnesorgane mit absolutem Overkill. Während ein Sprecher die Hintergrundgeschichte erzählt, dürfen Spieler vor dynamischem Hintergrund bereits gegen erste Gegner antreten und dabei die Steuerung erforschen – das eigentliche Tutorial folgt erst nach dem Prolog.
Bevor sich ob der antizipierten Neuauflage erste Ernüchterung ausbreiten kann, lässt Platinum Games Reittiere und große Gegner vom Himmel fallen. Erneut wissen die Entwickler mit Erwartungen zu spielen und dabei den Vorgänger selbstironisch auf die Schippe zu nehmen. Obwohl Platinum Games damit potentiell alte Stärken mit neuen Ideen kombiniert, geht das Kalkül insbesondere zu Beginn des Spiels nicht zur Gänze auf.
Behutsame Änderungen
Während das ohnehin sehr runde Gameplay in seinem Kern klugerweise nicht angetastet wurde, drücken Spielfluss und die visuellen Aspekte deutlich das Bestreben aus, mehr als nur den gleichen Brei erneut zu kochen. Worauf sich Spieler daher einstellen müssen, ist eine nochmals gesteigerte Form des Over-the-top-Spektakels, das in seinem Bemühen, ohne Unterlass Höhepunkte zu präsentieren, durch die Decke schießt. Nach einer friedlich-ruhigen Zwischensequenz auf einem fliegenden Jet zu landen, um dort Engel zu verprügeln, ist noch eines der konservativeren Szenarien, die diesem Bemühen entspringen. Mit Schwertern an den Füßen geschnallt zu kämpfen, ein weiteres. Aber an solche Abnormalitäten hat man sich nach Kenntnis des Vorgängers ohnehin gewöhnt.
Die logische Konsequenz für Platinum Games: Man präsentiert mehr Abwechslung. Während dem Spieler ohne Unterlass große, größere und riesige Gegner aus Himmel und erstmals der Hölle präsentiert werden, wird diese Konstanz der zahlreichen Momente ehrfürchtigen Staunens zu einem Problem. Bayonetta gerät in ihrer aktuellen Inkarnation in den Bereich des Zuviel. Denn was an und für sich genommen stets einen hervorragenden Eindruck hinterlässt und hinter jeder Ecke mit einer weiteren wahnsinnigen Idee überrascht, überfüttert in der Summe. Sich mit einem Boss zu prügeln, während im Hintergrund turmhohe Kreaturen dasselbe Gefecht spiegeln? Ohne Frage ein mit „cool“ noch zurückhaltend beschriebenes Szenario. Allein der Bildschirm gerät zu sehr in Bewegung, sodass man gezwungen wird, alles außer dem eigentlichen Kampf auszublenden.