Motorola Moto 360 im Test: Kluge Uhr mit Hang zum Klassischen

Jan Wichmann
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Motorola Moto 360 im Test: Kluge Uhr mit Hang zum Klassischen

Einleitung

Die zur Vorstellung von Android Wear gezeigte Motorola Moto 360 wurde bereits im Vorfeld mehrfach als Aspirant im Smartwatch-Sektor angepriesen. Gerade der Design-Aspekt in Form eines runden Displays soll die Uhr gegenüber den Kontrahenten wie Samsung Gear Live und LG G Watch emporheben. Doch genügt dieses Konzept, um im sich im Test zu bewähren?

Gehäuse & Optik

Angesichts des Edelstahlgehäuses verfolgt Motorola mit der Moto 360 eine klare Linie: die möglichst nahe Anlehnung an ein klassisches Uhrendesign. Dies wird besonders durch die runde Form und das verwendete Lederarmband unterstrichen. Der rechtsseitig angebrachte Homebutton hat dabei die optische Aufgabe einer Uhrenkrone inne, wobei auch die goldene Einbettung jener Akzente setzen soll und die Verarbeitungsqualität allgemein auf ganzer Linie überzeugt. Scharfe Kanten oder Überstände sind nicht zu erblicken.

Motorola Moto 360 – Frontseite
Motorola Moto 360 – Frontseite
Motorola Moto 360 – Rückseite
Motorola Moto 360 – Rückseite
Motorola Moto 360 – Homebutton
Motorola Moto 360 – Homebutton

Mit Abmessungen von 46 x 46 x 11 Millimeter ist die Moto 360 wahrlich nichts für zierliche Handgelenke. Der groß bemessene Durchmesser des simulierten Ziffernblattes geht nach kurzer Eingewöhnung in Ordnung. Die Gehäusehöhe von 11 mm überzeugt jedoch nicht, wirkt sie doch dem ansonsten schlank gehaltenen Design entgegen und klobig. Gegen Staub und zeitweiliges Untertauchen ist das Gehäuse nach IP67-Norm abgedichtet.

Im Rahmen einer optischen Gegenüberstellung dient einerseits die Samsung Gear Live sowie als Referenz einer klassischen Armbanduhr eine Zeppelin 7360-1 Flatline. Wirkt die Gear Live eher sportlich, lässt die Moto 360 erst beim zweiten Blick auf ihr digitales Innenleben schließen und wendet sich in Gänze dem Klassischen zu. Ein Fakt, der zu gefallen weiß. Der Tragekomfort ist identisch zu dem einer einfachen Uhr, wenn sich die Gear Live auch durch die abgerundete Innenseite mehr der Armkontur anpasst.

Motorola Moto 360 – Uhrenvergleich

Spezifikationen

Schon im Vorfeld wurden die Spezifikationen der Moto 360 heiß diskutiert. Grund war das Bekanntwerden des in Form eines TI OMAP 3 verbauten Systems on a Chip. Greifen andere Smartwatches vorrangig auf den relativ aktuellen Snapdragon 400 von Qualcomm zurück, wurde das OMAP-3-SoC bereits in Motorolas Smartphones des Jahres 2010 verbaut.

Motorola Moto 360 Samsung
Gear Live
LG
G Watch R
LG
G Watch
Form: rund rechteckig rund rechteckig
OS: Android Wear
Display: 1,5 Zoll
320 × 290
LCD
Gorilla Glass 3
1,63 Zoll
320 × 320
(278 ppi)
Super AMOLED
1,30 Zoll
320 Pixel ∅
P-OLED
1,65 Zoll
280 × 280
(240 ppi)
IPS
Bedienung: Touch, Sprache
SoC: TI OMAP 3 Qualcomm Snapdragon 400, 1,2 GHz
Arbeitsspeicher: 512 MB
Speicher: 4 GB
Übertragungs-
standards
:
Bluetooth 4.0 LE
Sensoren: Schrittzähler
Herzfrequenz
Gyroskop
Lichtsensor
Beschleunigung
digitaler Kompass
Gyroskop
Herzfrequenz
Beschleunigung
digitaler Kompass
Gyroskop
Herzfrequenz
Barometer
Beschleunigung
digitaler Kompass
Gyroskop
Akku: 320 mAh 300 mAh 410 mAh 400 mAh
Abmessung: 46 × 46 × 11 mm 37,9 × 56,4 × 8,9 mm 46,4 × 53,6 × 9,7 mm 37,9 × 46,5 × 9,95 mm
Gewicht: 49 Gramm 59 Gramm 62 Gramm 63 Gramm
Schutz: IP67
Preis: 249 Euro 199 Euro 269 Euro 199 Euro
Auslieferung: ab 6. Oktober 8. Juli Anfang November 4. Juli

Display

Das runde Display als optisches Highlight kann zugleich als Novum der Moto 360 gewertet werden. Zwar löst es im maximalen Durchmesser ähnlich wie die Konkurrenz Inhalte mit 320 Pixeln auf, doch verleiht erst die runde Form der Uhr das angestrebte Erscheinungsbild. Die LCD-Technologie und der Schutz durch Gorilla Glass 3 überzeugen. Farbe und Kontrast sind auch bei Blickwinkelveränderungen gut. Den Nebenbuhlern voraus, besitzt die Moto 360 einen Lichtsensor, der die Display-Helligkeit automatisch reguliert. Dieser findet im unteren schwarzen Display-Rand, der das runde Display durchbricht, Platz. Manuell kann der Träger die Helligkeit in fünf Stufen anpassen. Im Test erwies sich bereits Helligkeitsstufe 1 oder 2 als optimal und nicht zu aufdringlich.

Motorola Moto 360 / Samsung Gear Live – Helligkeitsvergleich
Motorola Moto 360 / Samsung Gear Live – Helligkeitsvergleich

Gerade in dieser Hinsicht zeigen sich jedoch schnell Unterschiede zum Samsung-Pendant. Die Moto 360 weist in jeder Stufe eine höhere Helligkeit auf. So entspricht die Regulierungsstufe 4 der Gear Live etwa einem Wert zwischen 2 und 3 auf der Moto 360.

Auch das Ablesen unterscheidet sich: Gibt die Gear Live im aktivierten „Always-on-Modus“ stetig eine gedimmte Uhrzeit aus und wechselt beim Neigen des Arms zum Home-Bildschirm, ist dies bei der Moto 360 nicht der Fall. Trotz aktiviertem Modus verfällt Motorolas Zeitmesser in einen Stand-by-Betrieb, sobald der Arm entgegen einer Ablesehaltung geneigt wird. Erst sanftes Neigen weckt die Anzeige auf. Ein weiteres Neigen zum Ablesen ruft den Home-Bildschirm auf.

Der guten Darstellung ungeachtet stoßen gleich zwei Aspekte negativ auf. Neben einem schwarzen Display-Rand im unteren Bereich des Ziffernblattes kommt es durch das höher gelegene Glas, welches im Randbereich eine Abschleifung erfuhr, zu Lichtbrechungen, die je nach Blickwinkel zu Farbsäumen führen. Das Zusammenspiel aus Glasabschleifung und Display-Rand zeigt zudem im unteren Bereich einen optischen Versatz der Anzeige.

Displayüberstand führt zu Farbsäumen sowie zu Versatz der Anzeige im unteren Bereich
Displayüberstand führt zu Farbsäumen sowie zu Versatz der Anzeige im unteren Bereich