Motorola Moto 360 im Test: Kluge Uhr mit Hang zum Klassischen
2/2Moto 360 im Alltag
Wie bei den Nebenbuhlern LG G Watch und Gear Live kommt auch bei der Moto 360 das speziell für Wearables konzipierte Betriebssystem Android Wear zum Einsatz. Lässt Google den Herstellern bezüglich der Implementierung eigener Funktionen derzeit noch keine Freiheiten, differenzieren sich diese über die Einbettung eigener Ziffernblätter. So stehen der Moto 360 insgesamt sieben Designs, wovon sechs Motorola-exklusiv sind, zur Verfügung.
Im Alltag beweist die Moto 360, dass auch das in die Jahre gekommene OMAP-3-SoC allen Aufgaben von Android Wear gewachsen ist. Wie schon die Gear Live kämpft auch die Motorola Moto 360 mit Kinderkrankheiten. Im Hinblick auf einen ungenauen Schrittzähler sowie einen mit Abweichungen messenden Herzfrequenzmesser bezieht sich dies vor allem auf den Fitnesssektor. Der weitere Funktionsumfang ist wie gewohnt als positiv zu erachten. Spracheingaben wie etwa beim Verfassen einer Kurzmitteilung werden ohne Probleme ausgeführt.
Laufzeiten
Laufzeiten von oftmals nur einem Tag und die damit einhergehende Achillesferse nahezu jeder derzeitigen Smartwatch stoßen einer Vielzahl von Interessenten negativ auf und schrecken vom Kauf ab. Schon im Vorfeld rückte Motorola diesem Problem mittels Software-Update zu Leibe. Doch auch der ComputerBase-Test zeigt ein eher durchwachsenes Bild, das keinesfalls Akkulaufzeiten von über einem Tag bei aktiver Nutzung realistisch erscheinen lässt. Bei einer ausgiebigen Nutzung, die aus einer Stunde Navigation, der Musiksteuerung und zu großen Teilen aus der Sichtung und Beantwortung einer Vielzahl von Kurznachrichten und E-Mails bestand, musste die Moto 360 bei aktivierter „Always-on-Funktion“ im Schnitt nach circa 15 bis 17 Stunden aufgeladen werden. Bei verhaltener Aktivität, die sich lediglich auf das Ablesen der Uhrzeit und einiger Mitteilungen bezieht, sind nach 14 Stunden noch etwa 40 bis 50 Prozent Akkuleistung vorhanden. Als einfacher Zeitgeber beziffert sich die Akkurestleistung nach zwei Tagen Tragen mit 19 Prozent – ein sehr guter Wert, der allerdings die Funktionalität der Moto 360 konterkariert.
Aufgeladen wird die Moto 360 kabellos. Ein fummeliger Micro-USB-Clip wie bei der Samsung Gear Live ist daher überflüssig. Anders als die Ladestation der LG G Watch, die die Uhr über Kontakte lädt, kommt die Motorola-Station in Gänze ohne derartige Kontakte aus. Waagerecht in die Ladestation gelegt, fungiert die Kombination aus Uhr und Ladeschale als Wecker auf dem Nachttisch: Die Anzeige dreht sich, die Helligkeit wird gedimmt und neben dem Anzeigen der Uhrzeit zeigt ein sich füllender blauer Kreis den Ladezustand an.
Verfügbarkeit und Preise
Die Motorola Moto 360 sollte offiziell ab dem 6. Oktober 2014 zu einem Preis von 249 Euro in den Farben Schwarz und Silber in Deutschland erhältlich sein. Tatsächlich verfügbar ist sie in Deutschland aber auch derzeit noch nicht. Motorola ist nach eigenen Angaben bemüht, die breite Verfügbarkeit so schnell wie möglich sicherzustellen, nennt aber keinen festen Termin. In Großbritannien ist die Verfügbarkeit derzeit auch noch eingeschränkt, in den USA ist die Moto 360 hingegen lieferbar.
Fazit
Die Motorola Moto 360 ist eine schlichte Schönheit. Auch wenn die Gehäusehöhe mit elf Millimeter objektiv betrachtet die gediegene Form stört, ist der Zeitgeber den aktuell vertretenden Kontrahenten in puncto Design überlegen. Haben diese noch ein „Tech-Klotz“- beziehungsweise Sportimage, wendet sich die Moto 360 zur Begeisterung vieler dem Klassischen zu. Das Konzept geht auf: Eine Vielzahl der im Test mit der Uhr konfrontierten Personen haben erst auf den zweiten Blick eine Smartwatch vermutet. Auch der Tragekomfort ist einer herkömmlichen Armbanduhr gleichgestellt, obgleich dieser bei der sportlichen Samsung Gear Live anschmiegender ist.
Das Display überzeugt mit einer guten Darstellung sowie einer äußerst kräftigen Helligkeit, verfällt jedoch trotz aktivierter „Always-on-Funktion“ je nach Neigung des Handgelenkes in einen Stand-by-Modus. Eine abschließende Kaufempfehlung kann nicht ausgesprochen werden. Zwar liegt die Verarbeitungsqualität auf einem äußerst hohen Niveau, doch hängt neben einigen Erstlingskrankheiten wie etwa den ungenauen Vitalmessfunktionen vor allem noch die Laufzeit wie ein Damoklesschwert über dem Smartwatch-Sektor. Bei der für eine Smartwatch angedachten aktiven Nutzung muss die Moto 360 nach einigen Stunden geladen werden. Als einfacher Zeitmesser hingegen sind Laufzeiten von über zwei Tagen erzielbar.
Hinweis: Das von Motorola am 21. Oktober 2014 veröffentlichte System-Update (4.4W2) fand aufgrund einer lückenhaften Verteilung keine Anwendung im Test. Die Moto 360 wurde im Test mit Software-Version 4.4W1 betrieben. Vorgenommene Änderungen konnten somit nicht getestet werden, sind jedoch im Hersteller-Blog aufgeführt.
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