#Gamergate: Spieleentwicklerin Wu flüchtet nach Drohungen
Die Geschichte der Gamergate-Bewegung hat einen neuen, unrühmlichen Eintrag: Die Indie-Entwicklerin Brianna Wu wurde Ende letzter Woche derart heftig über Twitter beschimpft, dass sie die Polizei rufen und aus ihrer Wohnung flüchten musste.
Über einen mittlerweile deaktivierten Account wurde Wu beleidigt und mit dem Tod bedroht. Man wisse, wo Wu und ihr Mann wohnen, hieß es in einem der harmloseren Tweets. Schon bald werde man vorbeikommen, Wu solle die letzten Momente ihres Lebens genießen, hieß es in einem anderen.
Wu, die bei der Indie-Spieleschmiede Giant Spacekat arbeitet, sah sich auch mit Blick auf die brutale Sprache der Beiträge und das tatsächliche Wissen um ihre Adresse genötigt, die Polizei zu rufen und an einen sicheren Ort zu flüchten. „Ich habe Angst wegen der Todesdrohungen“, twitterte Wu später.
Gegenüber Re/code erklärte die Entwicklerin, sicher zu sein, dass der Ursprung in der Gamergate-Community liege. Sie verfüge über Chatprotokolle, die dies belegen würden. Hintergrund ist offenbar nicht nur, dass Wu eine erfolgreiche weibliche Spiele-Entwicklerin ist. Auch Äußerungen über Gamergate auf Twitter könnten ursächlich für den Übergriff sein. Einige Mitglieder der Bewegung verneinten wenig später allerdings, dass Gamergate etwas mit den Drohungen zu tun habe.
Gamergate beschäftigt seit Monaten insbesondere die englischsprachige Spielebranche. Hintergrund ist die schwelende Diskussion um Sexismus und weibliche Stereotype in Videospielen. Die eigentlich überfällige Debatte wird von einem Teil der Spielerschaft als zentral betriebener, feministischer Eingriff in die ungeschriebenen Regeln der Videospielproduktion gesehen.
Dabei unterstellen die Vertreter der Bewegung eine Verschwörung von radikalen Feministen und Gutmenschen, denen eine Verflechtungen zwischen Presse, Publishern und Entwicklern zugrunde liegen und zum Ziel haben soll, das Weltbild des Feminismus' auf Videospiele zu oktroyieren. An der konkreten Motivation scheiden sich allerdings die Geister: Während Gamergate-Vertreter betonen, dass es primär um die vermeintlich korrupten Verhältnisse in der Branche ginge, sieht die Gegenseite die Bewegung als Club frauenhassender Spieler an, der sich mit Beleidigungen und auch Gewaltandrohungen gegen eine größere Rolle von Frauen in der Branche und eine Entzerrung des teils extrem stereotypen Frauenbildes in Videospielen wehrt.
Einen auslösenden Schub erhielt Gamergate vom Programmierer Eron Gjoni, der in einem ellenlangen Pamphlet seiner Ex-Freundin, der Spieleentwicklerin Zoe Quinn, unter anderem vorwarf, mit einem Kotaku-Autor geschlafen zu haben, um sich positive Rezensionen für ihre Projekte zu erkaufen – eine Behauptung, die mit Blick auf die Fakten zumindest bezweifelt werden muss. Zuletzt sorgte Gamergate für Schlagzeilen, als die feministische Medienkritikerin Anita Sarkeesian wegen einer Videoreihe und Äußerungen auf Twitter mit dem Tode bedroht wurde und ebenfalls aus ihrer Umgebung flüchten musste.