Kommentar: Mit Windows 10 muss Microsoft liefern
Das nächste Windows wird ein Meilenstein. Microsoft nimmt die Summe der Neuerungen zum Anlass und springt von Windows 8 direkt zu Windows 10. „Windows 9 wäre dem inhaltlichen Schritt nicht gerecht geworden,“ erklärt Terry Myerson, Chef der Windows-Entwicklung. Für Microsoft gilt es jetzt zu liefern. Das Potential ist groß.
Stimmen, die in Windows 10 schon Stunden nach der Präsentation einen Rückschritt erkannt haben und Microsoft zur Vorsicht mahnen, sind zu kurz gedacht. Allein schon deshalb, weil sie sich einzig und allein auf die Rückkehr zur klassischen Benutzeroberfläche auf mit Maus und Tastatur bedienten Systemen beziehen.
Dabei ist schon diese Änderungen, die Microsoft an der Benutzeroberfläche vornehmen wird, richtig. Das haben die letzten Jahre mit Windows 8 gezeigt. Anwender wollen keine einheitliche Benutzeroberfläche über alle Gerätetypen, sie wollen ein Betriebssystem mit dem jeweils passenden Gesicht. Umso besser, wenn jedes Gesicht derselben Familie zu entstammen scheint und zu 100 Prozent kompatibel ist.
Windows 10 soll diesem Wunsch entsprechen. Und mit der Technical Preview gibt Microsoft genau diesen Baustein, der den größten Kritikpunkt an Windows 8 angeht, Enthusiasten auf Desktop-PCs und Notebooks bereits heute zum Ausprobieren an die Hand. Für die wesentlichen Neuerungen lässt sich Microsoft hingegen deutlich mehr Zeit. Erst „im Verlauf des Jahres 2015“ und damit nicht vor Mitte des Jahres wird Windows 10 fertig sein.
Genau diese Änderungen, die viel Zeit in Anspruch nehmen, werden hingegen über den langfristigen Erfolg und Misserfolg von Windows 10 entscheiden – das neue Startmenü als Quasi-Update auf Windows 8.2 allein reicht nicht. Microsoft verspricht vielmehr ein Betriebssystem für Endgeräte mit Bildschirmdiagonalen von vier bis achtzig Zoll. Egal ob Smartphone, Tablet, Internet-der-Dinge-Endgerät, Notebook, PC oder Xbox: Auf allen Systemen soll in Zukunft Windows 10 laufen. Und alle Systeme werden denselben App Store verwenden, auf dieselben Anwendungen setzen. Universelle Apps, die sich wie Windows 10 dem jeweiligen Endgerät anpassen, werden mit der nächsten Version von Windows zum Schlüsselbaustein. Microsoft wird dem Thema die nächste Entwicklerkonferenz Build im April 2015 widmen.
Windows 10 könnte damit das erste Betriebssystem werden, das der Forderung nach einer geräteübergreifenden Einsatzfähigkeit im Jahr 2015 gerecht wird. Auch Apple und Google arbeiten an einer Verzahnung von iOS und OS X respektive Android und Chrome OS. Offiziell zum Ziel gesetzt hat sich nur Microsoft die Fusion. Und mit Windows 10 nun auch ohne den falschen Anspruch, alle Geräte über Kacheln im Vollbildmodus bedienen zu lassen.
Für Microsoft heißt es jetzt liefern. Ich traue dem Konzern zu, aus den mit Windows 8 begangenen Fehlern gelernt zu haben. Der Verzicht auf ein zweites „Feuerlöscherupdate“ ist ein erstes Anzeichen dafür. Über Themen wie das Vertriebsmodell hat sich der Konzern indes noch nicht geäußert. Neue Fehler gilt es hier unbedingt zu vermeiden.
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