Amazon Fire HD 6 und 7 im Test: Mauer Einstieg in Amazons bunte Warenwelt
2/3Performance & Betriebssystem
Mit allzu vielen technischen Daten verwirrt Amazon potentielle Fire-HD-Käufer nicht: Auf der Webseite gibt es kaum Hinweise auf das technische Innenleben, abgesehen von der Nennung eines bis zu 1,5 GHz schnellen Quad-Core-Prozessors. Dabei handelt es sich um einen Chip von MediaTek. Der MT8135 verfügt über zwei Cortex-A15- und zwei Cortex-A7-Kerne, die sowohl zum Stromsparen als auch für eine höhere Leistung genutzt werden können. Für die Grafik ist eine PowerVR G6200 aus der aktuellen „Rogue“-Serie verantwortlich. Die Leistung des SoC liegt im oberen Mittelfeld, angesichts der niedrigen Preise der beiden HD-Tablets zeigt sich Amazon in diesem Punkt also durchaus großzügig. Nur der Arbeitsspeicher ist lediglich 1 GB groß, was für gelegentliche Pausen beim Öffnen von Apps sorgt.
Die Performance der beiden Testkandidaten unterscheidet sich nicht – das ist nicht verwunderlich, steckt doch abgesehen von den Display-Diagonalen die gleiche Hardware in beiden Geräten. Aktuelle Anwendungen, auch Spiele, laufen damit ausreichend schnell. Umso ärgerlicher ist es, dass es bei zahlreichen Apps aus Amazons App-Shop heißt, dass die Hardware nicht unterstützt wird und dass einige Anwendungen wie beispielsweise das Spiel „Shadow Fight 2“ auf beiden Tablets an der gleichen Stelle abstürzen.
- 3DMark Ice Storm Unlimited
- GFXBench 3 1080p T-Rex Offscreen
- GFXBench 3 1080p Manhattan Offscreen
- SunSpider 1.0.1
- SunSpider 1.0.2
- Google Octane
- Google Octane 2.0
- Browsermark 2.1
- Geekbench 3 Total Single-Core
- Geekbench 3 Total Multi-Core
- Geekbench 3 Integer Single-Core
- Geekbench 3 Integer Multi-Core
- Geekbench 3 Floating Point Single-Core
- Geekbench 3 Floating Point Multi-Core
- Geekbench 3 Memory Single-Core
- Geekbench 3 Memory Multi-Core
- CF-Bench
Die Oberfläche der Fire-HD-Tablets ist für Android-Nutzer erst einmal ungewohnt. Amazon hat sein Fire OS stark von Android abgegrenzt, was sich vor allen in der Optik bemerkbar macht. Der Startbildschirm wird von einem großen Icon-Karussell mit den zuletzt installierten Anwendungen dominiert. Anstatt wie bei Android seitlich durch die Bildschirme zu wischen, wird bei Amazon nach oben gewischt, um Zugriff auf alle installierten Apps zu erhalten. Eine Leiste am oberen Bildschirmrand bietet schnellen Zugriff auf Amazons Shop-Infrastruktur und verleitet zum Kauf von Apps, Büchern, Musik und Videos.
Generell ist Amazon bestrebt, den eigenen Shop in den Vordergrund zu stellen. Zugriff auf den Google Play Store gibt es daher bei den Tablets nur mittels Root-Zugang und manueller Installation. Standard ist der Amazon-Store, über den sich zwar auch viele, aber eben nicht alle Play-Store-Apps laden lassen. Zudem kosten einige ansonsten kostenlose Programme bei Amazon Geld.
Die freie Browserwahl schränkt Amazon ebenfalls ein. Zwar finden sich im Store einige Alternativen zum vorinstallierten Silk-Browser, diese lassen sich aber mit Hinweis auf inkompatible Hardware nicht installieren. Manuell geladene APK-Dateien lassen sich dann aber dennoch starten, so dass auf Umwegen auch Browser wie Opera oder Chrome auf den Tablets genutzt werden können.
Amazons Fire OS 4.0, Codename Sangria, basiert auf Googles Android 4.4 – Updates liegen aber in der Hand von Amazon und nicht in der von Google. Die Fire-OS-Oberfläche verlangsamt die Tablets nicht so stark wie beispielsweise Samsungs TouchWiz, so dass sich ein Fire HD schneller anfühlt, als viele andere günstige Android-Tablets. Neben all der Amazon-Werbung bietet Fire OS auch einige handfeste Vorteile. Freetime beispielsweise erlaubt dem Anwender, Benutzerkonten anzulegen und dort Inhalte freizugeben. So bekommt der Nachwuchs ein eigenes Nutzerkonto, in dem sich nur vorab festgelegte Apps nutzen lassen.
Kamera
Mit zwei Megapixeln löst die primäre Kamera der Fire-HD-Tablets nur vergleichsweise gering auf. Einige Frontkameras bieten bereits in der Tablet-Einstiegsklasse eine höhere Auflösung. Tatsächlich überzeugen auch die von der Kamera erstellten Fotos und Videos nicht. Farben wirken blass, Details sind nur zu erahnen, und sobald keine perfekten Lichtverhältnisse herrschen, neigt die Kamera zu starkem Rauschen. Die Frontkamera löst sogar nur mit 0,3 Megapixeln auf, die damit erstellten Aufnahmen reichen nur mit viel Nachsicht für Videotelefonate.
Konnektivität
Mit 802.11n-WLAN und Bluetooth unterstützen die Fire-HD-Tablets zwar wichtige Heimfunkstandards, allerdings gibt es hier Einschränkungen zu beachten. So verbaut Amazon lediglich eine Antenne für das 2,4-GHz-Frequenzband, was die WLAN-Geschwindigkeit auf 75 Mbit/s begrenzt und für bestenfalls durchschnittliche Reichweiten sorgt. In den meisten Wohnungen sollte die Empfangsqualität aber ausreichen. Modelle mit 3G- oder gar LTE-Mobilfunk hat Amazon für die Einsteiger nicht im Angebot. Diese Ausstattungsoption wird erst beim teureren HDX-Tablet angeboten. Mit dem PC nehmen die Tablets via Micro-USB als Massenspeichergerät Kontakt auf. Die Übertragungsgeschwindigkeit liegt auf niedrigem Niveau. Einen Speicherkarten-Slot oder HDMI bieten die Amazon-Tablets nicht.
Laufzeiten
Bei auf 200 cd/m² eingestellter Hintergrundbeleuchtung wurden mehrere Laufzeittests vorgenommen. Sowohl das Fire HD 6 als auch das HD 7 wurden mit der Wiedergabe eines per WLAN gestreamten Filmes in 720p gefordert und die Zeit bis zum Herunterfahren gemessen. Hier erreicht das Fire HD 7 einen Wert von 8 Stunden und 15 Minuten, was sogar geringfügig über der Herstellerangabe von acht Stunden bei dauerhafter Last liegt. Das HD 6 erreicht trotz des kleineren Displays nur eine Videolaufzeit von 7 Stunden und 39 Minuten.
Das Verhalten unter anhaltender Last wurde mit dem Batterietestlauf des Peacekeeper-Benchmarks gemessen, die Displays waren dabei ebenfalls auf 200 cd/m² eingestellt. Hier erreicht das HD 7 einen Wert von 6 Stunden und 45 Minuten, das HD 6 schaltete bereits nach 5 Stunden und 50 Minuten aus.
Um den Akku mittels des beiliegenden Netzadapters wieder voll zu laden, benötigten die Tablets etwas über zwei Stunden. An einem USB-Port am Rechner dauert der Ladevorgang länger, zudem gab es mitunter die Meldung, der USB-Anschluss würde nicht genug Energie zum Laden liefern können. Mit 1,8 Ampere liefert das beiliegende Netzteil allerdings auch mehr Energie, als ein USB-2.0-Port.