Mobile Wallet: Nutzer mit Vorbehalten zum mobilen Bezahlsystem

Andreas Frischholz
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Mobile Wallet: Nutzer mit Vorbehalten zum mobilen Bezahlsystem

Mobile Wallets zählen zu den Trends in der digitalen Welt. Die entsprechenden Apps sollen Smartphones zu einer Art digitalen Brieftasche umwandeln, indem verschiedene Ausweis- und Bezahlsysteme integriert werden. Doch die Nutzer stehen diesen Angeboten bislang skeptisch gegenüber – trotz grundsätzlichem Interesse.

Denn laut einer Studie des IT-Branchenverbands Bitkom können sich 47 Prozent der deutschen Smartphone-Nutzer vorstellen, den Ausweis durch eine entsprechende App zu ersetzen. Und mit 34 Prozent wäre praktisch jeder Dritte Smartphone-Nutzer dazu bereit, statt Bargeld ein mobiles Bezahlsystem zu verwenden.

Die Mobile Wallet ersetzt zukünftig die Kreditkarte, dient als Personalausweis oder Führerschein und kann als digitaler Türöffner fürs Hotel oder beim Carsharing genutzt werden. Damit sich die digitale Brieftasche durchsetzt, muss ein höchstmögliches Niveau bei Sicherheit und Zugriffschutz der einzelnen Anwendungen gewährleistet sein.

Bitkom-Experten Steffen von Blumröder

Datenschutz und Sicherheit im Mittelpunkt

Die Sicherheit sei derzeit noch eine entscheidende Einschränkung, die die Akzeptanz maßgeblich beeinflusst. Dass diese These jedoch nicht aus der Luft gegriffen ist, verdeutlichte bereits in der letzten Woche eine Befragung von TNS Emnid im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv). Die Studie attestiert zwar auch, dass vor allem bei Jüngeren die Akzeptanz für den bargeldlosen Zahlungsverkehr steigt. Nichtsdestotrotz können sich 81 Prozent der Befragten nicht vorstellen, künftig vollständig auf Bargeld zu verzichten.

Rolle von Datenschutz und Sicherheit bei digitalen Bezahlsystemen
Rolle von Datenschutz und Sicherheit bei digitalen Bezahlsystemen (Bild: vzbv.de)
Verbesserungsbedarf bei digitalen Bezahlsystemen
Verbesserungsbedarf bei digitalen Bezahlsystemen (Bild: vzbv.de)

Dass „beim bargeldlosen Bezahlen die Daten zur eigenen Person geschützt sind und niemand den eigenen Zahlungsverkehr verfolgen kann“, bewerten 93 Prozent der Befragten als wichtig oder sehr wichtig. Dass „das Geld beim bargeldlosen Bezahlen wirklich sicher ist“, stufen ebenfalls 93 Prozent als wichtig oder sehr wichtig ein.

Mit den aktuellen Systemen ist eine Mehrheit augenscheinlich nicht zufrieden. Rund Dreiviertel der Befragten hält sowohl die Datenschutz- als auch die Sicherheitsaspekte für verbesserungswürdig.

Kaum Vertrauen in Bezahldienste von Apple, Google und Co.

Deutlich wird die grundsätzliche Skepsis zudem bei der Zustimmungsrate zu den Bezahlsystemen von Internetriesen wie Google, Facebook oder Apple. So geben 72 Prozent der Befragten an, dass sie keine Zahlungsdienste von den großen Internetfirmen in Anspruch nehmen würden. Bei Personen, die das Internet intensiver nutzen, steigt allerdings die Bereitschaft auf einen Anteil von 39 Prozent.

Nun fordert vzbv-Vorstand Klaus Müller von der Bundesregierung, dem Verbraucherschutz im Rahmen der Digitalen Agenda einen höheren Stellenwert einzuräumen. „Der digitale Verbraucheralltag muss so praktikabel und so sicher wie möglich sein“, so Müller.

Zur Methodik der Studien: Die Zahlen des Bitkom stammen aus einer repräsentativen Umfrage, bei der Bitkom Research in Zusammenarbeit mit Aris 1.008 Personen ab 14 Jahren befragt hat. Für die repräsentative Studie von TNS Emnid im Auftrag des vzbv wurden 1.000 Personen ab 18 Jahren befragt.