Sunset Overdrive im Test: Bunt, überdreht, spaßig!

Max Doll
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Sunset Overdrive im Test: Bunt, überdreht, spaßig!

Vorwort

Was passiert, wenn man Energydrinks und Dubstep kombiniert? In Sunset Overdrive verwandelt zumindest Fizzcos „OverCharge Delirium“ Menschen in Mutanten, wobei die Musik unzweifelhaft von finsteren Absichten kündet. Die Überlebenden rufen kurzerhand die „AWSOMEPOCALYPSE“ aus und nutzen die Situation, um in der regelbefreiten Welt Spaß zu haben.

Dem Spieler steht damit eine ganze Stadt als offener Spielplatz zur Verfügung, mit dem Insomniac Games auf der Xbox One frischen Wind ins Action-Genre bringen möchte. Das Zauberwort: Eine „Skating“-Grinding-Mechanik, die stete Bewegung belohnt. Wie und ob die Idee aufgeht, klärt ComputerBase im Test.

Spoiler-Warnung: Da ein Spieletest nicht immer gänzlich ohne die Wiedergabe einzelner wichtiger Handlungselemente der Geschichte möglich ist, bitten wir all jene, die vorab nichts über die Handlung des Spiels erfahren möchten, nur das Fazit zu lesen. Wir bemühen uns jedoch stets, die Wiedergabe auf absolut notwendige Erzählelemente zu beschränken.

Auf einen Blick

Weil sich in der Apokalypse jeder austoben darf, wie er mag, fängt die Freiheit des Spielers schon mit dem punkigen Outfit des Protagonisten an, das lediglich die Variationen „schrill“ und „schräg“ kennt. Der leichtfüßige Auftritt setzt sich nahtlos im Spiel fort. Nach Auswahl der Figur findet sich der Spieler direkt in einer wilden Flucht wieder, geprägt von Flammen und einem großen Mutanten im Schlepptau. So wird schnell in die wichtigste Spielfunktion einführt: das „Skaten“.

Stromleitungen sind wichtiges Element der Fortbewegung
Stromleitungen sind wichtiges Element der Fortbewegung

Skater's Paradise

Um sich von anderen Third-Person-Action-Spielen abzuheben, verlagert Insomniac Games das Spielgeschehen konsequent vom Boden in die Luft und von den Beinen in die Füße. Die meisten Elemente der Spielwelt lassen sich daher zur Fortbewegung zweckentfremden. Autodächer, Marquisen, Zelte oder Lüftungsschächte dienen als Ad-hoc-Trampolin, jede Art von Kanten inklusive Stromleitungen kann „befahren“ werden. Dass Sunset City nur auf diese Weise und nicht anders durchquert werden soll, wird schnell ins Bewusstsein gehämmert: Am Boden leben Mutanten in Horden, schießwütige Überlebende und Killerroboter von Fizzco, die Jagd auf unliebsame Zeugen machen.

Als wäre das nicht gefährlich genug, bewegt sich die Spielfigur ebenerdig nur langsam voran. Selbst die Sprintfähigkeit funktioniert nur gleitend, wobei der sich so Fortbewegende deutlich weniger Schaden nimmt. Skatend generiert man zusammen mit der steigenden Anzahl getöteter Mutanten zudem „Stilpunkte“, die bis zu vier Perks aktivieren. So kann das Auftreffen auf Sprungplattformen Schockwellen generieren oder Nahkampfangriffe mit Feuerbällen verstärkt werden, sodass jede Bewegung schließlich quasi beiläufig Chaos und Zerstörung anrichtet – ein herrliches Gefühl der Macht als Belohnung für stilvolles Spielen.

Die Action ist ebenso bunt wie die Welt
Die Action ist ebenso bunt wie die Welt

Weil die neuartige Ausrichtung zu Beginn den Erwartungen widerspricht und man versucht, sich in gewohnten Bahnen durch das Spiel zu schlängeln, folgt dem furiosen Intro zunächst Ernüchterung. Die Bewegung durch die Lüfte will nicht so richtig flüssig vonstatten gehen. Dies liegt allerdings nicht nur an der Lernphase. Eigentlich essentielle Fähigkeiten, die das Durchqueren der Stadt viel angenehmer gestalten, werden erst im weiteren Verlauf des Spiels freigeschaltet oder aber, wie das von Anfang an mögliche Rennen an Wänden entlang, erklärt.

Die Sprunghöhe durch Tastendruck bei Auftreffen auf ein Trampolin zu steigern oder der „Air Dash“ ist im Prinzip unverzichtbar, um zügig voranzukommen und super aussehende Sprungkombos aneinanderzureihen, die völlig natürlich unter Einbeziehung herumstehender Objekte aus der Spielwelt entstehen. Bis das Gameplay aus steter Bewegung richtig funktioniert, fährt man auf Stromleitungen die erste Spielstunde im Kreis und beschießt Gegner mit leichter, durchaus nötiger Zielhilfe von oben. Dabei liefert der rockige Soundtrack die stets passende Untermalung zum gepflegten Anarcho-Irrsinn, der so ad hoc in immer neuen Variationen auf dem Bildschirm entsteht.

Dieser Mutant heißt Popper, weil er mit einem „Pop“ explodiert
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