Datenschutz: Threema kritisiert WhatsApp trotz Verschlüsselung
WhatsApp hat gestern überraschend eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung unter Android bestätigt, die bereits seit Tagen in Betrieb sein soll. Der Messaging-Konkurrent Threema, der wegen des Datenschutzes und der Verschlüsselung nach der Übernahme von WhatsApp durch Facebook starken Zulauf erfuhr, reagiert mit Kritik an WhatsApp.
Auch wenn man es grundsätzlich positiv werte, dass auch WhatsApp eine Verschlüsselung anbiete und dies als Schritt in die richtige Richtung sehe, sei das Thema Datenschutz bei WhatsApp vergessen worden. Die Verschlüsselung der Nachrichten sei nur ein Puzzleteil von dem, was man unter einer gesamtheitlich sicheren Kommunikation verstehe, wie Threema sie seit zwei Jahren biete. Threema sei aus mehreren Gründen deshalb immer noch „das bessere WhatsApp“. Zum einen funktioniere die Verschlüsselung bei WhatsApp derzeit nur für Textnachrichten zwischen Android-Geräten und nicht in Gruppenchats, wie auch WhatsApp offen bestätigt. Zum anderen sei durch die Kopplung des Benutzerprofils an eine Handynummer ein Rückschluss auf die Identität möglich, was Threema mit „die Datensammelei geht somit weiter“ kommentiert. Threema ermöglicht die Nutzung des eigenen Dienstes auch ohne Handynummer oder E-Mail-Adresse.
Auch die Übermittlung der Daten an den amerikanischen Anbieter ist Threema, ein Unternehmen aus der Schweiz, ein Dorn im Auge, da sie dort ausgewertet werden könnten. Threema biete darüber hinaus mit einer Verschlüsselung lokal gespeicherter Daten deutlich bessere Voraussetzungen im Bereich Datenschutz, da es von Grund auf auf Sicherheit und Wahrung der Privatsphäre entwickelt worden sei.
Doch auch Threema ist bislang nicht plattformübergreifend verfügbar. Eine Windows-Phone-Version fehlt derzeit noch, soll allerdings noch im November veröffentlicht werden. Darüber hinaus muss sich Threema immer wieder vorwerfen lassen, dass es closed-source ist und die gemachten Angaben deshalb nicht verifiziert werden können. WhatsApp setzt mit TextSecure hingegen auf eine Open-Source-Lösung. Threema führt trotz kostenpflichtiger App regelmäßig die Verkaufscharts in den App-Stores an und könnte durch WhatsApps Schritt, stärkeren Wert auf Sicherheit und Datenschutz zu legen, empfindlich getroffen werden. Darüber hinaus ist sich WhatsApp einiger der von Threema kritisierten Punkte durchaus bewusst und kündigte beispielsweise bereits an, die Übermittlung von Metadaten, die Rückschlüsse auf das Netzwerk des Benutzers zulassen, zu verbessern.