Festplatte: 10-Terabyte-HDD von Seagate kommt 2015 mit SMR
HGST hat mit der Ankündigung der ersten 10-Terabyte-HDD eine neue Kapazitätsklasse bei Festplatten eingeläutet. Seagate will im kommenden Jahr kontern und plant ebenfalls ein 10-TB-Laufwerk. Dabei wird auf eine Heliumfüllung verzichtet und stattdessen die Speicherdichte pro Magnetscheibe deutlich erhöht.
In einem Interview mit der japanischen Webseite Akiba ließ ein Seagate-Manager verlauten, dass im Laufe des kommenden Jahres die erste 10-TB-Festplatte des Unternehmens erscheinen wird. Ein schon im Handel geführtes Modell mit 8 Terabyte soll im ersten Quartal 2015 verfügbar sein. Beiden gemein ist die Technik Shingled Magnetic Recording (SMR) mit der die Kapazität erhöht wird. Beim Modell mit 8 Terabyte kommen sechs Magnetscheiben (Platter) mit je 1,33 Terabyte Kapazität zum Einsatz. Da die Platter-Anzahl bei der nachfolgenden 10-TB-Variante nicht erhöht wird, beträgt das Datenvolumen pro Scheibe mindestens 1,67 Terabyte.
HGST geht einen anderen Weg und bietet 8 TB auch ohne SMR-Technik: Dank der Befüllung mit Helium statt mit Luft ließ sich die Platter-Anzahl erhöhen, sodass sieben Magnetscheiben mit rund 1,2 Terabyte eingesetzt werden können. Bei der Variante mit 10 Terabyte reicht dies jedoch nicht aus, weshalb HGST die Heliumfüllung mit SMR kombiniert. Mit dem geplanten Start der Massenproduktion im ersten Quartal 2015 wird HGST als Tochter des Festplattenherstellers Western Digital voraussichtlich die weltweit erste 10-Terabyte-HDD im 3,5-Zoll-Format auf den Markt bringen.
Wie der Seagate-Manager erklärt, kommt eine Heliumfüllung nicht in Frage, da dies zu höheren Kosten und somit hohen Preisen für das Endprodukt führe. Mit SMR-Technik sei hingegen ein günstiges Preisniveau erreichbar. Die Handelspreise der Seagate Archive HDD v2 8 TB bestätigen dies: Mit aktuell rund 227 Euro (etwa 28 Euro pro Terabyte) ist die Seagate-HDD weitaus günstiger als die bereits erhältliche Ultrastar He8 8 TB von HGST, die im günstigsten Fall rund 600 Euro (75 Euro pro Terabyte) kostet.
Allerdings ist dabei der Geschwindigkeitsvorteil der HGST-Festplatte zu berücksichtigen, die mit höheren 7.200 U/min arbeitet. Zudem birgt die SMR-Technik der Seagate-Festplatte einen in manchen Einsatzszenarien schwerwiegenden Nachteil: Die schindelartig (shingled) angeordneten Datenspuren erhöhen die Kapazität zwar signifikant, erfordern jedoch beim erneuten Beschreiben das Neuschreiben aller Daten eines gewissen Spurbereiches, was die Leistung beeinträchtigt.
Dies räumt der Seagate-Manager im Interview ein und erklärt daher, dass sich die SMR-basierten HDDs vorwiegend für den Einsatz als Archiv- oder Backup-Datenträger ohne beständige Schreiblast eignen und daher entsprechend als „Archive HDD“ vermarktet werden. Für Festplattenrekorder mit regelmäßigen Aufzeichnungen seien die SMR-HDDs weniger gut geeignet. Ein sogenannter „Media Cache“, in dem mehrere Gigabyte Daten zwischengespeichert werden können, soll diesem Nachteil entgegen wirken, während im Hintergrund Spuren „gesäubert“ werden.
Unabhängige Tests müssen zeigen, inwieweit sich die „Schreibschwäche“ von SMR-Festplatten in der Praxis bemerkbar macht. Für die HDD-Industrie ist die Technik ein günstiges Mittel um die Kapazitäten signifikant zu steigern, da herkömmliche Lese/Schreibköpfe weiter verwendet werden können. Für weitere Steigerungen über 10 Terabyte hinaus werden jedoch neue Techniken nötig sein. Eine davon wird voraussichtlich Heat Assisted Magnetic Recording (HAMR) sein, an der die Branche seit Jahren forscht.
Mit HAMR in Kombination mit SMR und später mit Bit Patterned Magnetic Recording (BPMR) soll nach einer Prognose des Advanced Storage Technology Consortium (ASTC) bis zum Jahr 2025 die Datendichte derart gesteigert werden, dass Festplatten im gewohnten Format mit einer Kapazität von 100 Terabyte möglich würden.