Internetzensur: Britische Netzfilter blockieren Chaos Computer Club
In Großbritannien blockieren die Provider Vodafone und Three den Zugang zu Webseiten des Chaos Computer Clubs. Die URL ccc.de – und bei Vodafone auch events.ccc.de – sind auf die schwarze Liste des britischen Filtersystems gelangt, das unter anderem pornographische und terroristische Inhalte sperren soll.
Das britische Filtersystem stand zuletzt ohnehin in der Kritik, weil nicht mehr nur pornographische Inhalte gesperrt werden sollen. Sondern auch Webseiten, bei denen aufgrund von extremistischen oder terroristischen Inhalten befürchtet wird, dass Jugendliche radikalisiert werden könnten. Darüber hinaus befinden sich mittlerweile auch Themenbereiche wie Alkohol, Drogen und Nikotin auf der schwarzen Liste. Bürgerrechtler und Netzaktivisten kritisierten die Ausweitung der Filtersysteme, da aufgrund der vagen Vorgaben auch Webseiten gesperrt werden können, die faktisch keinen Bezug zu den entsprechenden Themen haben.
Nun bewertet der Chaos Computer Club die Sperre von ccc.de durch Vodafone und Three als Beleg für solche Overblocking-Risiken. Zumal die Hacker in der offiziellen Stellungnahme nicht ausschließen, dass die Inhalte der Club-Webseite von britischen Behörden womöglich als „extremistisch“ eingestuft werden. Besonders verärgert sind die Hacker allerdings, dass Vodafone-Kunden in Großbritannien durch die Sperre von events.ccc.de die Vorverkaufsseiten für den diesjährigen Chaos Communication Congress (31C3) nicht mehr erreichen können.
Hinzu komme, dass sich die Sperren leicht umgehen lassen. So könne etwa die Webseite des CCC auch aus Großbritannien weiterhin direkt im Browser über die IP-Adresse http://213.73.89.123/ erreicht werden.
„Schon bei der Einführung dieser Filter war klar, dass sie missbraucht werden würden. Dass sie nun aber nicht nur den Zugang zu unserer Seite, sondern auch noch zu unseren Veranstaltungen erschweren, das schockiert selbst uns“, sagte der CCC-Sprecher Dirk Engling. Dies bestätige, dass „Zensurinfrastruktur – ganz unabhängig vom Land, in dem sie eingesetzt wird – früher oder später auch zur Durchsetzung politischer Interessen eingesetzt wird“.
Ende 2013 wurden die Provider in Großbritannien von der britischen Regierung unter Premierminister David Cameron verpflichtet, aus Jugendschutzgründen ein Filtersystem zu etablieren, um pornographische Inhalte zu sperren. Webseiten mit den entsprechenden Inhalten werden auf einer schwarzen Liste geführt. Bei dem Filtersystem handelt es sich allerdings um eine Opt-Out-Lösung. Bei Neukunden ist es zwar standardmäßig aktiviert, allerdings kann es auf Wunsch ausgeschaltet werden. Erst Mitte November wurde bekannt, dass die Filtersysteme unter anderem auf terroristische und extremistische Inhalte ausgeweitet wurden.