DockerCon Europe: Docker wird vom Technologie-Lieferant zur Plattform
Die DockerCon Europe in Amsterdam endete wie erwartet mit einem neuen Geschäftskonzept für das Container-System Docker. War Docker Inc. bisher eher Lieferant einer Technologie für Standard-Container, so wandelt sich die Firma nun zur Container-Plattform und tritt damit unter anderem in Konkurrenz zu CoreOS und Red Hat Atomic.
Bereits am ersten Tag der zweitägigen Konferenz verkündete Docker den Schritt zur Erweiterung seines Geschäftsmodells durch die Vorstellung neuer Software. Es handelt sich um eine Orchestrierungsplattform, die die Steuerung von vielen Containern auf verschiedenen Plattformen und verteilt über mehrere Rechenzentren vereinfachen soll. Die neue Plattform teilt sich in die Pakete Docker Machine, Docker Swarm und Docker Compose.
Docker Machine stellt dabei die Anwenderschnittstelle dar und bringt bereits ein eigenes API mit, um Partnern das Integrieren in eigene Produkte zu erleichtern. Docker Machine will die Portabilität von Docker-Containern erhöhen und den Zeitraum vom Entwicklungsbeginn bis zum Ausrollen verkürzen, indem es die Auslieferung auf Hosts mit Docker Engine, ganz gleich ob Notebook, Virtuelle Maschine in einem Rechenzentrum oder Cloud-Node, beschleunigt.
Docker Swarm ist ein Clustering-Werkzeug, das auf der Docker-Machine-Schnittstelle aufsetzt, einen Ressource-Pool der zu verwendenden Hosts erstellt und sich um die Koordination von Container-Workloads und die Verteilung von Ressourcen kümmert. Docker Swarm ist mächtig genug um dem Entwickler zu erlauben, eine verteilte Anwendung auf einigen lokalen Maschinen zu testen, während ein Team die gleiche Anwendung auf Hunderte von Hosts auf verschiedenen Plattformen skaliert. Die dazugehörige API, die im ersten Quartal 2015 die Erweiterung und Einbindung von Docker Swarm erlaubt, soll beispielsweise Kunden ermöglichen, Anwendungen wie den Cluster-Manager Apache Mesos einzubinden und damit Container auf zehntausenden Knoten zu orchestrieren. Docker Compose als Dritter im Bunde erlaubt Entwicklern das beschleunigte Erstellen von verteilten Anwendungen, indem die Abhängigkeiten der beteiligten Container untereinander in einer einfachen YAML-Datei definiert werden.
Die drei neuen Dienste sind derzeit als Alpha-Versionen zum Test verfügbar und sollen im zweiten Quartal 2015 in stabilen Versionen inklusive aller APIs einsatzbereit sein.
Am zweiten Konferenztag wurde dann Docker Hub Enterprise (DHE) vorgestellt. Dahinter verbirgt sich ein privates Docker Hub, das Unternehmen auf ihren Servern oder auf Amazon S3 laufen lassen können und das, wie sein öffentliches Pendant, zum Verwalten von Docker Images dient.
Docker war zwei Tage vor der DockerCon in die Schlagzeilen geraten, als Alex Polvi, Gründer von CoreOS erklärte, sein Unternehmen wende sich von Docker als Grundlage ab und habe eine eigene Standard-Container-Runtime namens Rocket entwickelt. Dabei fielen harte Worte gegen den bisherigen Partner. So sagte er, man könne seinen Kunden das „kaputte Sicherheitsmodell“ von Docker nicht länger anbieten. Zudem sei Docker mit seiner monolithischen Binärdatei, die Rootrechte verlange „fundamental fehlerhaft“. Rückblickend erklärt sich Polvis harsche Ausdrucksweise, unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt, als ein erster Schuss vor den Container-Bug des neuen Konkurrenten.
Docker erhielt nach Polvis Erklärung Beistand von Partnerfirmen, die ihr weiteres Engagement bei Docker bekräftigten. So hat unter anderem IBM auf der DockerCon eine Partnerschaft bekannt gegeben und ist somit das erste Unternehmen, das seinen Kunden Dockers neue Dienste anbietet. Die Aufteilung des dynamisch wachsenden Container-Marktsegments ist in eine neue Phase eingetreten, in der neben Docker und CoreOS auch Red Hat mit Atomic seinen Anteil anstrebt. Canonical möchte in dieser Marktaufteilung ebenfalls nicht leer ausgehen.