Breitbandausbau: Deutschland ist bei Glasfaser Europas Schlusslicht
Bei der Verbreitung von Glasfaseranschlüssen liegt Deutschland europaweit auf dem letzten Platz, lautet einer der Kritikpunkte im Monitoring-Report Digitale Wirtschaft 2014. Nun will das Bundeswirtschaftsministerium, das die Studie am Freitag vorgestellt hat, den Glasfaserausbau forcieren.
Laut dem Ranking im Monitoring-Report, der die digitale Wirtschaft von 15 Ländern anhand der Daten von 2013 vergleicht, liegt Deutschland im Bereich technische Infrastruktur immerhin auf einem soliden sechsten Platz – mit einer Breitbandpenetration in der Bevölkerung von 34,6 Prozent. Allerdings bezeichnen es die Autoren der Studie selbst als Problem, dass die Zahlen auf der Breitband-Definition der ITU basieren. Und diese bewertet bereits Anschlüsse mit mindestens 2 Mbit/s als Breitband-Zugang, was „längst nicht mehr ausreichend“ wäre.
Daher könnte sich die aktuelle Mittelfeldposition auf lange Sicht als trügerisch erweisen. Denn 81 Prozent der Breitbandkunden in Deutschland nutzen einen xDSL-Anschluss, während 18 Prozent den Breitbandzugang mittels eines TV-Kabelanschlusses erhalten. Über einen Glasfaseranschluss – inklusive FTTB und FTTH – verfügen allerdings nur ein Prozent der Breitbandkunden. Laut dem FTTH Council Europe liegt Deutschland mit dieser Quote weit abgeschlagen auf dem letzten Platz aller europäischen Länder. Als Vergleich: Lettland erreicht 31 Prozent, Südkorea als weltweiter Spitzenreiter sogar 70 Prozent.
Gemessen an der Verbreitung von Glasfaseranschlüssen – und damit auch bei der Internetgeschwindigkeit – hat Deutschland also an Boden verloren. Die Geschwindigkeit der Netze bleibe den Autoren der Studie zufolge nach wie vor das zentrale Thema. Es würde allerdings nicht ausreichen, nur die Übertragungsraten deutlich zu erhöhen. Auch die Breitbandverfügbarkeit müsse weiter ausgebaut werden.
Daraus resultierend hat das Bundeswirtschaftsministerium jetzt angekündigt, den Glasfaserausbau noch schneller vorantreiben zu wollen, indem mehr private Investitionen mobilisiert werden. „Wir sollten nicht zulassen, dass Deutschland beim Glasfaserausbau im internationalen Vergleich hinterherhinkt“, sagte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) gegenüber Spiegel Online. Nötig wäre der Ausbau der Breitbandnetze, damit Digitalunternehmen in Branchen wie Automobilbau, Energie oder Logistik ermöglicht werde, neue Arbeitsplätze und Wachstum zu schaffen.
Den Monitoring-Report Digitale Wirtschaft 2014 haben TNS Infratest und das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums erstellt. Im Rahmen der Analyse sollte ermittelt werden, wie sich die digitale Wirtschaft in Deutschland im internationalen Vergleich positioniert.