Markttag: SSDs für M.2: Hoch gesprungen, tief gefallen?

Maximilian Schlafer
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Markttag: SSDs für M.2: Hoch gesprungen, tief gefallen?

Samstag ist Markttag. ComputerBase wirft einen Blick auf wesentliche Entwicklungen auf dem Markt für IT und Consumer Electronics – kurz wie langfristig. Mainboards mit Z97-Chipsatz brachten M.2 als große Innovation mit sich. Sechs Monate später fristet die Schnittstelle noch immer ein Nischendasein. Ein Überblick.

Bis Mitte Dezember 2013 firmierte der PCI-Express-Standard „M.2“ unter der Bezeichnung Next Generation Form Factor (NGFF). Seit seiner Verabschiedung durch die PCI-Special Interest Group vor einem Jahr ist M.2 der offizielle Nachfolger von mSATA.

Zur Computex 2014 im Juni wurde der schon seit Beginn dieses Jahres von Herstellern vereinzelt genutzte Standard als die Innovation der ansonsten wenig innovativen x97-Plattform-Serie beworben. Sechs Monate später sind zwar zahlreiche Mainboards mit der Schnittstelle ausgestattet, Laufwerke gibt es allerdings kaum. Ein Überblick.

M.2 ist die Bezeichnung für die PCI-Express-Schnittstelle, die nicht nur, aber auch für SSDs genutzt werden kann. Die Schnittstelle vereint maximal vier PCIe-Lanes nach Standard 3.0 sowie einen SATA-III-Port in einem Anschluss. Diese Vielfalt und die Möglichkeit, auch weniger als vier PCIe-Lanes mit einem älteren Standard zu verwenden, macht die Schnittstelle wenig intuitiv. M.2 ist nicht gleich M.2. Es gibt SSDs mit SATA-Controller und SSDs mit PCIe-Controller, bei den PCIe-SSDs unterscheiden sich sowohl die SSDs als auch die Schnittstellen auf dem Mainboard in Anzahl und Standard der verwendeten PCIe-Lanes.

Varianten der M.2-Verbindung
Varianten der M.2-Verbindung (Bild: LSI)

Während Kunden eine 2,5-Zoll-SSD getrost an einen SATA-Port anschließen können, muss bei M.2 vor dem Kauf bedacht werden, welches Protokoll zum Einsatz kommen soll und falls die Wahl auf PCIe fällt, über wie viele Lanes das Mainboard am M.2-Slot verfügt. Bei der Installation helfen dem Kunden die zwei unterschiedlichen „Keys“ – eine Aussparung im Kontakt-Feld, mit dem die Karte mit dem Mainboardsockel verbunden wird. Für SSDs gibt es derzeit zwei: Key B und Key M. Key M kann bis zu vier PCIe-Lanes ansprechen, Key B nur zwei. Nur manche SSDs sind in der Lage mit beiden Keys genutzt zu werden. Es ist daher für Käufer notwendig, sich vor einer entsprechenden Anschaffung mit den Spezifikationen des eigenen Rechners wie auch jenen der jeweiligen SSD auseinanderzusetzen.

Eine M.2-SATA-SSD hat außer ihrer geringeren Größe keinen Vorteil gegenüber herkömmlichen 2,5-Zoll-SSDs, die Schnittstelle ist auch in diesem Fall zumeist der Flaschenhals. Bei den M.2-PCIe-SSDs ist das anders. Unter Optimalbedingungen mit vier PCIe-3.0-Lanes auf SSD und Mainboard kann eine Geschwindigkeit von bis zu 32 GBit/s möglich sein. In der Praxis unterstützen bisher allerdings nur drei Z97-Mainboards die höchste Ausbaustufe, bei den SSDs liegt das Maximum bei vier Mal PCIe 2.0. Viele Mainboards versorgen die M.2-Schnittstelle nur mit zwei Mal PCIe 2.0 bei 8 Gbit/s – das sind allerdings immer noch 2 Gbit/s mehr als bei SATA III mit 6 Gbit/s. Anders sieht es bei der High-End-Plattform mit X99-Chipsatz für Haswell-E aus: Hier verfügen 23 Mainboards über die schnellste Art der Anbindung.

PCIe-SSD-Controller für M.2
SATA 6G PCIe 2.0 x2 PCIe 2.0 x4 PCIe 3.0 x2 PCIe 3.0 x4
6 GBit/s 8 GBit/s 16 GBit/s 16 GBit/s 32 GBit/s
verfügbar verfügbar verfügbar nicht verfügbar nicht verfügbar

Das aktuelle Angebot an M.2-SSDs zeigt ganz deutlich das derzeitige Nischendasein der neuen Schnittstelle. Die aktuell schnellste Variante mit vier Mal PCIe 2.0 gibt es nur in Form der Samsung XP941, der Preis liegt um mehr als den Faktor zwei höher als bei herkömmlichen SSDs. Insgesamt gibt es nur drei Hersteller, deren M.2-PCIe-SSDs gelistet werden – Samsung (3), Plextor (3) und SuperTalent (4). Plextors Varianten werden mit zwei und jene von SuperTalent lediglich mit einer PCIe-2.0-Leistung angebunden – mit 5 Gbit/s liegt deren Anbindung sogar unterhalb von SATA III.

Angebote
Schnittstelle SATA mSATA M.2 (SATA) M.2 (PCIe)
Angebotsanzahl 904 124 69 10
günstigstes Angebot 17,00 € 19,51 € 27,81 € 63,65 €
teuerstes Angebot 3026,00 €* 568,00 € 348,00 € 407,00 €
Preis pro GB (min.) 0,303 € 0,357 € 0,384 € 0,703 €
Preis pro GB (max.) 17,000 €** 5,241 € 1,836 € 1,989 €
(*) Enterprise-SSD
(**) 1-GB-SSD

M.2-SSDs mit SATA-Controller bieten immerhin zehn Hersteller an. Die meisten stellt der auch bei Arbeitsspeichern stark vertretene Hersteller Transcend (16), dahinter liegen Intel (12) und SuperTalent (8). In Summe stehen stehen 79 M.2-SSDs, verschiedene Kapazitäten mit inbegriffen, 904 SSDs mit herkömmlicher SATA-Schnittstelle gegenüber.

SSDs mit der M.2-Schnittstelle sind noch immer in vergleichsweise hohen Preisregionen zu finden, die technischen Möglichkeiten sind noch nicht annähernd ausgereizt. Nicht nur dass Hersteller die bereits verfügbaren PCIe 2.0-Lanes nicht immer voll ausnutzen, auch die Mainboard- und Chipsatzhersteller sind gefordert, entsprechende Anbindungen über PCIe-3.0-Lanes zu ermöglichen. Die große Anzahl an Varianten, M.2-SSDs mit SATA-Anbindung ohne Geschwindigkeitsvorteil und die hohen Preise stehen dem Einsatz der theoretisch überlegenen Schnittstelle auch weiterhin im Wege.

Abschließend der Blick auf die Top 10 der Produkte, die ComputerBase-Leser in den vergangenen sieben Tagen am häufigsten im Preisvergleich aufgesucht haben. Auffällig ist das Vorrücken der Seagate Archive HDD v2 mit 8 Terabyte. Darüber hinaus konnten sich sowohl der Intel Core i5-4460 als auch eine GeForce GTX 970 neu in der Rangliste platzieren. Die MSI GeForce GTX 970 Gaming 4G bleibt auch eine Woche vor Weihnachten der Spitzenreiter.

Preisvergleich-Top-10 der 51. Woche 2014

  1. MSI GeForce GTX 970 Gaming 4G (±0)
  2. Crucial MX100 256GB (±0)
  3. Seagate Archive HDD v2 8TB (+1)
  4. Crucial Ballistix Sport DIMM Kit 8GB (-1)
  5. Intel Core i7-4790K (±0)
  6. ASUS Strix GeForce GTX 970 OC (±0)
  7. Samsung SSD 840 EVO 250GB (+1)
  8. Intel Core i5-4460 (neu)
  9. Zotac GeForce GTX 970 (neu)
  10. Sony Xperia Z3 Compact schwarz (±0)

Leserhinweise auf interessante Entwicklungen im Preisvergleich nimmt die Redaktion gerne unter markttag~~computerbase.de entgegen.

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  • Maximilian Schlafer E-Mail
    … ist die erste Anlaufstelle für alles, was Recht ist auf ComputerBase. Paragraphen haben es ihm angetan.

Ergänzungen aus der Community

  • [F]L4SH 20.12.2014 12:00
    M2 hat im Moment die höchste Chance, sich als der neue Standard für SSDs durchzusetzen. Einerseits erlaubt es in Notebooks endlich die angenehme Kombination von schnellem Flash und großen Festspeicher und andererseits bietet diese kleine Schnittstelle PCIe Anbindung, ohne einen der Steckplätze zu belegen, die teilweise je nach Formfaktor knapp sind.
    Außerdem ist dort die zukünftige Abwärtskompatibilität (von der ich der Logik nach mal ausgehe). Wie bei PCIe kann man alles in alles stopfen und muss dann höchstens Leistungseinbußen hinnehmen. Es ist kein Problem eine GTX980/390X oder schlimmeres in einen PCIe 1.0 Steckplatz zu stecken. Man sollte es nur eben nicht tun.

    Meiner Ansicht nach krankt die Schnittstelle im Moment nur an der halbherzigen Umsetzung seitens Intel. Seit die Mainstream und Luxus Plattform getrennt wurden und Notebooks auch nur noch aus erster bedient werden und es dazu noch die Atom Plattform gibt, geizt Intel so dermaßen mit PCIe Lanes, dass es nicht mehr feierlich ist. Oftmals reichen die Lanes nicht ein mal um all die versprochenen Zusatzchips überhaupt sinnvoll anzusprechen. Dazu ist das PCH auch nur extrem kümmerlich mit 4 Lanes angebunden - was bei insgesamt einem Dutzend USB3 und SATA3 Ports schon ziemlich ärmlich ist.
    All das soll sich aber so weit ich gehört habe, mit Skylake endlich ändern. Ob da wirklich was bei raus kommt, oder Intel den "sympathischen" Weg von X99 geht und PCIe Lanes bei "kleinen" CPUs beschneidet, kann man freilich noch nicht absehen. Trotzdem kann man davon ausgehen, dass mit Skylake auf sämtlichen Platinen die M2 Slots mit wenigstens 2xPCIe 3.0 angebunden werden. Dazu kommt ja, dass die Schnittstelle noch recht neu ist. Für USB und SATA gab es ganz zum Anfang auch noch nicht gerade viele Geräte. Es lohnt sich nunmal erst in größerem Maßstab zu produzieren, wenn eine gewisse Installationsbasis an Ports vorhanden ist.

    Was mich aber mal interessieren würde: was macht AMD im Bezug auf M2? Die müssen da dringend mal was machen. Ist es bei Carizzo endlich vorgesehen oder doch erst danach?