Beleuchtete Tastaturen im Test: 4 × Ausstattung gegen Qualität für 30 Euro

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Max Doll
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Sharkoon Skiller Pro & Tt eSports Challenger Prime

Die Sharkoon Skiller Pro und die Tt eSports Challenger Prime unterscheiden sich lediglich bei flüchtigem Hinsehen. Ein zweiter Blick verrät zahlreiche Gemeinsamkeiten von der fast identischen Ausstattung bis hin zum vollständig identischen Layout. Auch die Fähigkeiten und Zusatzfunktionen weisen nur minimale Unterschiede auf. Die daraus resultierende Frage lautet demnach: Welcher der ungleichen Zwillinge ist die bessere Spieletastatur?

(Un-)gleiches Paar: Sharkoon Skiller Pro und tt eSports Challenger Prime
(Un-)gleiches Paar: Sharkoon Skiller Pro und tt eSports Challenger Prime

Äußerlichkeiten

Die auffälligsten Unterschiede zwischen den beiden Tastaturen betreffen die Ausgestaltung des Chassis. Gegenüber der alten Version der Skiller hat Sharkoon einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht. Statt aus empfindlichem Kunststoff in Hochglanz-Optik besteht die Oberschale des Gehäuses nun zum größten Teil aus strukturiertem, mattem Kunststoff, der sich nicht nur angenehm anfasst, sondern auch unempfindlich ist. Ebenso der Vergangenheit gehören die ungesund riechenden Ausdünstungen der Materialien an. Die solide und verwindungssteife Umsetzung überzeugt auf diesem Niveau ohne Einwände.

Sharkoon Skiller Pro im Test

Die Standsicherheit lässt durch ihr merkliches Ungleichgewicht hingegen zu wünschen übrig. Während der schwerere linke Teil des Chassis sicher an Ort und Stelle verbleibt, lässt sich der leichte rechte Teil hin und her schieben; die Auflagepunkte bleiben hier ohne Funktion. Angestellt verschwindet dieses Phänomen in Zusammenwirkung mit den beiliegenden Gummischuhen für die Chassisfüße – diese können jedoch im Anschluss nicht mehr eingeklappt werden, da die Aussparungen in der Unterschale zu knapp geschnitten sind.

An das Niveau der Verarbeitung reicht die Challenger Prime nicht heran. Tt eSports hat der Qualität in diesem Punkt wesentlich weniger Aufmerksamkeit gewidmet. Die einfachere Ausführung der Tastatur gibt mangels stabilisierender Elemente bei mittigem Druck auf das Tastenbett sichtbar nach. Wo bei Sharkoon die aus festerem Material gefertigte Lichtplatte verschraubt wird, liegt das deutlich biegsamere Gegenstück wie alle übrigen Einzelteile bei der Challenger lediglich lose im Chassis. Trotz objektiv fast identischem Gewicht wirkt die Prime zudem subjektiv leichter, verharrt aber wesentlich besser ausbalanciert an ihrer Position.

Tt eSports Challenger Prime im Test

Die Sparmaßnamen sind prinzipiell grenzwertig, im Alltag jedoch nicht spürbar. Bedenken lässt vielmehr die Oberfläche aufkommen. Hochglänzende und hochempfindliche Zierelemente rahmen Kontaktflächen, die wie die Handballenauflage mit kleineren mattiert-strukturierten Flächen wesentlich unempfindlicher auftreten. Schon während des vorsichtigen Testbetriebs deuteten feine Kratzer an, dass die Lebensdauer der Tastatur durch ihr Erscheinungsbild vor allem visuell limitiert sein wird.

Sekundärfunktionen
Sekundärfunktionen

Hinsichtlich des Layouts sowie der damit durch zusätzliche Tasten verwirklichten Funktionen gleichen sich die beiden Tastaturen bis aufs Haar. Abseits der vertauschten Buttons zur Lautstärkesteuerung präsentiert sich das Konzept solide und durchdacht. Unterschiede treten erst bei den Sekundärbelegungen hervor. Während Sharkoon bereits durch Zusatztasten abgedeckte Funktionen zur Steuerung von Medienplayer und Lautstärke als FN-Funktion bereitstellt, belegt Tt eSports die entsprechenden Tasten mit Browser-Shortcuts sowie einer Verknüpfung zum Taschenrechner. Erstere Version erleichtert aufgrund des Layouts eine Ansteuerung der Funktionen sowohl mit der rechten als auch der linken Hand, letztere Variante bietet redundante Funktionen zur Steuerung des Browsers auf – es besteht keine Notwendigkeit, „FN+F6“ zu drücken, wenn mit „F5“ ohne Klammergriff dieselbe Funktion abgerufen werden kann. Beide Produkte bieten zudem die Möglichkeit, Repeat- und Polling-Rate zu verstellen.

Sekundärfunktionen
Sekundärfunktionen
FN-Funktionen im Vergleich
FN + Challenger Prime Skiller Pro
F1 – F2 Repeat Rate Polling
F3 – F4 Polling Rate
F5 Taschenrechner Play/Pause
F6 Aktualisieren Stop
F7 & F8 Vor/Zurück Vorheriger/Nächster Titel
F9 Medienplayer
F10 Stumm
F11 & F12 Beleuchtungsmodi Leiser/Lauter
Druck Spielemodus
Rollen Beleuchtung an/aus Helligkeit
Pause LED-Farbe Beleuchtungsmodi
Win Funktionstausch „WASD“- und Pfeiltasten

Zur Beleuchtung der Tastenkappen sind im Inneren der Skiller Pro ausschließlich blaue LEDs vorgesehen. In Anbetracht der Ausleuchtung überzeugt das Ergebnis nicht. Gut ablesbar sind lediglich Sekundärfunktionen, die eigentliche Beschriftung kommt nicht über einen überaus blassen Farbton hinaus, der zur Mitte des Tastenbetts überdies an Helligkeit abnimmt. Die Sichtbarkeit der Beleuchtung ist in hohem Maße vom gewählten Blickwinkel abhängig, wofür mutmaßlich der für die Tastenkappen verwendete Kunststoff verantwortlich ist. Schon bei normalem Sitzabstand und maximaler Leuchtkraft kommen die Primärfunktionen über ein blasses Violett nicht hinaus. Dass sich die Helligkeit unkomfortabel in zehn Stufen per Shortcut durchschalten lässt, wird somit zu einem sinnlosen sowie aufgrund der minimalen Helligkeitsunterschiede unnötig kleinteiligen Feature.

Update 17.12.2015 Das zweite von Sharkoon zur Verfügung gestellte Exemplar der Tastatur schneidet diesbezüglich besser ab: Die Helligkeit insgesamt ist sichtbar gestiegen, die Ausleuchtung verbessert worden. Der untere Bereich der Tastenkappen wird jedoch weiterhin stärker erhellt.

Ausleuchtung der Skiller Pro
Ausleuchtung der Skiller Pro

Die Challenger Prime präsentiert sich hingegen in völlig anderem Licht: Die Abhängigkeit der Beleuchtung vom Blickwinkel des Betrachters gerät, gemessen an der Bauform, gut. Ausreichende Helligkeitsreserven und die ebenfalls anstandslose Ausleuchtung geben keinen Anlass für Kritik. Zur Steuerung der LEDs steht ein nicht gerasterter, wenngleich qualitativ nicht völlig frei laufender Drehregler zur Verfügung. Aus der Rolle fällt jedoch das beleuchtete Tribal, das eine mitunter wahrnehmbare Präsenz am Rande des Blickfeldes zeigt: Das Chassis dimmt die Helligkeit weit weniger stark als das Zusammenspiel von Tastenkappen und Gummiglocken, ohne dass dieser Umstand Eingang in das Produktdesign gefunden hätte.

Ausleuchtung der Challenger Prime
Ausleuchtung der Challenger Prime

Die seltene Notwendigkeit zur Regelung der Helligkeit passt einerseits zur Anmutung des Reglers, andererseits wäre eine solche Steuerung für die Regelung der Lautstärke wesentlich praktischer – eine unverständliche Entscheidung. Umgekehrt verhält sich die Ausführung der Status-LEDs, welche Tt eSports wiederum nur funktional umgesetzt hat: Die enorme Helligkeit der verbauten Dioden stört nur deshalb nicht, weil sie tief im Chassis sitzen und bei normaler Sitzposition deshalb wortwörtlich nicht ins Auge stechen können. Sharkoon setzt die LEDs hingegen unter transluzente Elemente des Chassis, was im Ergebnis rundum die schönere Lösung ist.

Unverständlich bleibt die Integration des „Spielemodus“ beider Tastaturen: Neben den drei beworbenen Profilen, die auf dem integrierten Speicher abgelegt werden, wird ein viertes „Gaming Profile“ angeboten. Aktiviert wird dieses Spieleprofil über die Verknüpfung des Spielemodus. Auf diese Weise kann zwischen normalem Profil, deaktivierter Windows-Taste und Spieleprofil durchgeschaltet werden – eine Funktion, die weder in der gut gemachten, ausführlichen Anleitung von Sharkoon noch in der aktuell quasi nicht existenten Broschüre von Tt eSports vermerkt wird und gehörige Verwirrung stiftet. Im Betrieb wird dabei weder die aktuelle Position im Profildschungel eindeutig angezeigt noch der Funktionsstatus der Windows-Taste vermerkt.

Der Drehregler steuert die Helligkeit der Beleuchtung
Der Drehregler steuert die Helligkeit der Beleuchtung

Da das übergeordnete Sonderprofil keine einzigartigen Eigenschaften bietet und nur mühsam in Dreierkette erreicht werden kann, schadet seine derzeitige Implementierung dem Gesamtkonzept eher, als dass es ihm etwa in einer Rolle als übergeordnetes Windows-Profil nützt. Lediglich Sharkoon bietet hierbei die Option, die Windows-Taste eines Profils per Default zu aktivieren – bei der Konkurrenz muss sie nach jedem Profilwechsel umständlich manuell erneut zugeschaltet werden.