AMD: Mehr Geld für Enterprise, Embedded und Semi-Custom
Die schlechten Wirtschaftszahlen zum vierten Quartal trüben den Ausblick auf Besserung bei AMD. Die seit rund 100 Tagen amtierende Chefin Lisa Su versucht dennoch Hoffnung zu wecken. Mehr Geld für Forschung und Entwicklung soll die Bereiche Enterprise, Embedded und Semi-Custom stärken. Carrizo kommt im zweiten Quartal.
„Wir werden unsere Investitionen für Forschung und Entwicklung in Enterprise, Embedded und Semi-Custom erhöhen“, kündigte Su im Zuge des Quartalsberichts an. Zuletzt hatte AMD die Ausgaben für Forschung und Entwicklung als Teil des Sparplans stetig zurückgefahren.
Während das klassische Geschäft mit CPUs und GPUs im vierten Quartal 2014 deutlich zurückging, wurde in den drei genannten Bereichen, die AMD unter dem Kürzel EESC zusammenfasst, ein Wachstum erzielt. Entsprechend soll die profitable Sparte unter anderem durch Forschungsgelder weiter angetrieben werden, wie Su nochmals verdeutlichte: „wir möchten einige mutigere Technologieoptionen wagen, um dieses Wachstum zu fördern“.
ARM-Server für Enterprise
Das fast vollständig an Intel abgegebene Server-Segment soll mit neuen Produkten auf Basis eigener x86-Designs sowie lizenzierter ARM-Technik langfristig wiederbelebt werden. Allerdings brauchen neue Designs ihre Zeit. Der lange angekündigte ARM-Prozessor Seattle für die neue A-Serie der Opteron-Familie ist noch immer nicht am Markt angekommen. Dabei hatte es bereits vor einem Jahr geheißen, dass Muster für Kunden ab März 2014 zur Verfügung stehen sollen.
Auf konkrete Nachfrage nach dem Stand der Dinge um Seattle bestätigte Su zwar, dass die Bemusterung durch einige Kunden bereits erfolgt sei, jedoch hätten diese vor allem noch mit der Software zu kämpfen. Die ARM-Architektur erfordert entsprechend kompatible Applikationen – bisher herrscht auf x86-Prozessoren zugeschnittene Software im Server-Bereich vor. Der Bereich der ARM-Server ist ein noch sehr junger Markt und für AMD eine Nische, die es zu nutzen gilt.
Von einer Verzögerung wollte Su jedoch nicht sprechen und erklärte, dass bei Seattle ohnehin eine langsame Einführung („slow ramp“) angedacht gewesen sei. Im vergangenen Jahr klang dies noch anders. Die Serienfertigung der Seattle-Chips soll innerhalb 2015 erfolgen, heißt es nun, einen konkreten Termin gibt es jedoch nicht. Auf Seattle mit Cortex-A57-Kernen soll 2016 das erste eigene ARM-Design von AMD folgen, das den Codenamen K12 trägt.
Carrizo kommt im zweiten Quartal
Bei der neuen x86-APU für das Verbrauchersegment wurde Su konkreter. Der „launch“ von Carrizo soll im zweiten Quartal 2015 erfolgen. Ob damit nur eine Vorstellung einhergeht oder bereits erste Produkte verfügbar sein werden, bleibt abzuwarten. Im Vorfeld hatte AMD die Jahresmitte für die Veröffentlichung genannt, was auf das Ende des zweiten Quartals fiele.
Erste Notebooks mit der neuen APU werden entsprechend für die Anfang Juni stattfindende Computex erwartet. Nach Informationen von Sweclockers sei dann mit etwa „einem Dutzend“ Modellen zu rechnen. Die inoffiziellen Informationen aus Händlerkreisen deuten ferner darauf hin, dass erst in der zweiten Jahreshälfte mit einer größeren Auswahl an Geräten wie Notebooks auf Carrizo-Basis zu rechnen ist. Ein Grund sei, dass sich Hersteller aufgrund der in diesem Zeitraum erwarteten Einführung von Windows 10 mit Produkten auf Basis von Windows 8.1 zurückhalten.
Carrizo sowie die sparsamere Variante Carrizo-L sind vornehmlich für Mobilgeräte wie Notebooks bestimmt – eine gesockelte Desktop-Variante wurde bisher nicht angekündigt. Dennoch versicherte Lisa Su, dass AMD auch weiterhin sowohl im Desktop- als auch im mobilen Segment im Wettbewerb stehe. Es werde „Dinge, die die Wettbewerbsfähigkeit unserer Desktop-Produkte verbessern“ geben, erklärte Su ohne konkret zu werden. Erst jüngst waren Gerüchte um ein Kaveri-Refresh im Desktop-Bereich aufgetaucht, wirkliche Neuerungen sind nicht in Sicht.
Mit neuen Excavator-Kernen soll Carrizo in puncto Effizienz deutlich zulegen. CEO Su sprach vom „größten Generationssprung bei der Leistung pro Watt“ im Bereich der Mainstream-APUs von AMD. Auch die Grafikeinheit soll mit einer neueren Variante der GCN-Architektur einen weiteren Schritt nach vorne machen. Carrizo-L setzt allerdings nicht auf Excavator- sondern auf Puma+-Kerne wie sie bereits in Beema und Mullins zu finden sind.
Umsatz mit neuen Semi-Custom-Designs erst 2016
Im Bereich der Semi-Custom-Designs, in dem AMD im Kundenauftrag auf ein bestimmtes Aufgabengebiet zugeschnittene Prozessoren und SoCs entwickelt, soll es zwei neue Produkte geben. Dies hatte AMD bereits Ende letzten Jahres verlauten lassen. Diese „new semi-custom wins“ werden sowohl die x86- als auch die ARM-Architektur umfassen, wobei unklar ist, ob damit je ein x86- sowie ein ARM-Produkt oder eine Kombination beider gemeint ist.
Hierzu äußerte sich Su in der auf den Quartalsbericht folgenden Fragerunde gegenüber Analysten nicht näher, verriet auf Nachfrage aber, dass mit einem Umsatz aus der Produktion fertiger Produkte erst 2016 zu rechnen sei. Dies deutet auf eine Markteinführung frühestens gegen Ende 2015 hin.
Die Chips für Sonys PlayStation 4 und Microsofts Xbox One waren der bislang größte Erfolg der Semi-Custom-Sparte. Die millionenfach verkauften Spielkonsolen sorgten für ordentlichen Umsatz bei AMD. Nach anfänglich hoher Nachfrage ist im Laufe der nächsten Jahre allerdings mit einer sinkenden Verkaufsrate zu rechnen, zumal dabei die Verkaufspreise für die Chips ebenfalls abnehmen werden, wie AMD bestätigte.