Satelliten-Internet: Google vor Milliardeneinstieg bei SpaceX
Google plant Medienberichten zufolge, für eine Milliarde US-Dollar beim Raumfahrt-Pionier SpaceX einzusteigen. Hintergrund des möglichen Investments sind überlappende Vorhaben: SpaceX-CEO Elon Musk will genauso wie Google über ein ambitioniertes Projekt Millionen Menschen in Entwicklungsländern mit Internetzugängen versorgen.
Dazu plant der Tesla-Gründer, in einer Höhe von nur 1.200 Kilometern ein weltumspannendes Satellitennetzwerk zu errichten. Hunderte kleiner, günstig gefertigter Flugkörper sollen es in nicht allzu ferner Zukunft ermöglichen, theoretisch an jedem Ort auf dem Globus einen günstigen Internetzugang anzubieten. Dabei sollen die von SpaceX entwickelten Weltraumfahrzeuge den Transport der Satelliten übernehmen.
Für Google ist das von Musk erst kürzlich publik gemachte Vorhaben ein potentieller Konkurrent für das konzerneigene „Project Loon“, das die Bereitstellung von Internetzugängen über ein weltumspannendes Netz von Ballons vorsieht. Dazu sollen die Ballons in doppelter Reisehöhe eines Langstreckenflugzeugs von Stratosphärenwinden getragen werden.
Zugleich ist ein Einstieg bei SpaceX für Google aber auch deswegen interessant, weil der Internetkonzern die Entwicklungen in dem Bereich trotz „Project Loon“ verschlafen hat. Zwar existierte lange Zeit ein eigenes Forschungsprojekt im Satellitenbereich, doch war dieses eng verbunden mit dessen Leiter Greg Wyler.
Als sich Wyler mit Google überwarf und den Konzern verließ, wanderte auch ein Großteil der Expertise ab. In der Folge wurde Wyler schnell zum Konkurrenten für Google, aber auch für Musk: Für Qualcomm und den Raumfahrt-Konzern Virgin Galactic von Richard Branson entwickelt er im Startup Oneweb ein eigenes Satellitennetzwerk. Zuvor war Wyler auch mit Musk im Gespräch, da eine Zusammenarbeit sich nach dem Weggang Wylers von Google anbot. Unterschiedliche Ansätze bei der Umsetzung des Netzwerks führten aber schnell zum Abbruch der Verhandlungen.
Mit Oneweb haben Google und SpaceX also einen potentiellen gemeinsamen Gegner. Zudem würde ein Einstieg Googles bei SpaceX das nicht unbeträchtliche wirtschaftliche Risiko bei der Etablierung des Satellitennetzwerkes verringern. Hinzu kommt, dass Musk und Google-Gründer Larry Page als gute Freunde gelten, was die kolportierten Informationen noch wahrscheinlicher erscheinen lässt.
Verwendung für die Investitionssumme hätte Musk in jedem Fall. Sollte es zu dem Geschäft kommen, soll Googles Einkaufpreis einem noch ambitionierteren Musk-Projekt zugute kommen: Der Kolonisierung des Mars.
SpaceX hat die Berichte mittlerweile bestätigt: Im Rahmen einer neuen Investitionsrunde steigen Google und der Vermögensverwalter Fidelity in das Unternehmen an. Gemeinsam erhalten beide für eine Investitionssumme von einer Milliarde US-Dollar laut Mitteilung von SpaceX eine Beteiligung von etwa zehn Prozent.