Let's Plays: Nintendo will 40 Prozent der Werbeeinnahmen
Mit Let's Plays, dem kommentierten Vorspielen von Videospielen, lässt sich unter anderen auf YouTube viel Geld verdienen, das naturgemäß Begehrlichkeiten weckt. Nintendo sichert sich nun mit dem jüngst gestarteten Affiliate-Programm bis zu 40 Prozent der ausgeschütteten Werbeeinnahmen.
Bereits 2013 hatte das Unternehmen auf YouTube das Urheberrecht und damit die Einnahmen für monetarisierte Videos, die Spiele des eigenen Angebots zeigen, für sich beansprucht – nach zahlreichen negativen Reaktionen und massiver Kritik jedoch den Status Quo wiederhergestellt. Mitte Mai des vergangenen Jahres zeichnete sich ab, dass Nintendo mit einem zweiten Versuch erneut Profit aus den Vorspielern und ihren Werken ziehen möchte. Das in Umrissen angedeutete Affiliate-Programm ist nun offiziell vorgestellt worden und betrifft alle Videos, die Inhalte mit geistigem Eigentum von Nintendo, darunter Spiele des Publishers, zeigen.
In der Beschreibung des Programms heißt es einnehmend, dass in der Vergangenheit „nach den Regeln von YouTube“ Werbeeinnahmen aus Videos mit Spielen, deren Copyright bei Nintendo liege, ausschließlich dem Konzern zugefallen seien. Dass nicht die Regeln von YouTube, sondern das aktive Durchsetzen der rechtlich legalen Copyright-Ansprüche des Publishers für diese Situation verantwortlich ist, verschweigt Nintendo. Konkurrenten setzten hingegen auf den Werbewert der Videos für eigene Produkte und erheben keinerlei Ansprüche auf veröffentlichtes Material; Microsoft etwa stellt lediglich eine Handvoll Rahmenrichtlinien auf, verlangt aber keine Gebühren.
You hereby grant Nintendo a perpetual, worldwide, non-exclusive, royalty-free, transferable, license to use, reproduce, distribute, display, stream, publicly perform, publish, adapt, make available for transmission and modify the Videos for purposes of promoting, advertising and marketing the Nintendo Creators Program and Nintendo hardware, software, products and services.
Paragraph 3 der Affiliate-Nutzungsbestimmungen
Über das Affiliate-Programm wolle der Konzern nun „einen Teil“ der Einnahmen an die Urheber der Videos zurückfließen lassen, heißt es in der Ankündigung. Ausgeschüttet werden für einzelne Videos 60 Prozent der Einnahmen, wird ein ganzer Kanal angemeldet, steigt der Anteil auf 70 Prozent. Vergütet werden lediglich Videos ab dem Stellen des Affiliate-Antrages, wobei einzelne Videos auch einzeln angemeldet werden müssen, was bis zu drei Tage dauern kann – für auf Aktualität angewiesene, Review-artige Formate ein erheblicher Zeitraum. Bis zur Registrierung wird also kein Geld ausgeschüttet. Damit behält Nintendo 30 bis 40 Prozent der Werbeeinnahmen für sich sowie das Recht vor, die Zuteilung einseitig zu ändern und die Inhalte nach belieben, etwa zu Marketing-Zwecken, zu verwenden und zu modifizieren. Für die Auszahlung, die zwei Monate in Anspruch nimmt, wird ein PayPal-Konto vorausgesetzt; zudem werden nur Videos zu bestimmten Spielen, über die eine Whitelist informiert, honoriert.
You further agree not to:
[...]
b. Engage in any discriminatory, defamatory, libelous, hateful, harassing, abusive, obscene, threatening, physically dangerous, unlawful, or otherwise objectionable conduct in relation to the Content or the Nintendo Creators Program;
Paragraph 7 der Affiliate-Nutzungsbestimmungen
Sicherzustellen, dass „Nintendo-Inhalte über verschiedene soziale Netzwerke in einer angemessenen und sicheren Weise geteilt werden“, wie im vergangenen Jahr als Ziel des Programms verkündet wurde, bekommt in Verbindung mit den Nutzungsbestimmungen einen negativen Beigeschmack. Insbesondere Paragraph 7 gibt Nintendo unter Umständen weitreichende Möglichkeiten in die Hand, um Druck auszuüben: Wird die Partnerschaft beendet, müssen alle entsprechenden Videos gelöscht werden. Dies gilt auch für den Fall, dass Nutzer geänderten Regularien nicht zustimmen.
Wie von vielen Nutzern befürchtet erzeugt der Konzern mit dem Affiliate-Programm einseitige Abhängigkeiten; Bekannte Kanäle hatten bereits angekündigt, in Folge einer solchen Monetarisierungsstrategie auf Videos, die Spiele von Nintendo zeigen, künftig verzichten zu wollen.