RGB-Tastaturen im Test: Kunterbunt und mechanisch von Corsair und Razer

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Max Doll
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Beleuchtung

Während Razer die Black Widow Chroma auf unveränderter Basis der Black Widow Ultimate 2014 herstellt, deren einziges Zugeständnis an die RGB-Beleuchtung ein nunmehr weißes Tastenbett ist, hat Corsair bei der K70 RGB, wie der direkte Vergleich mit der älteren K70 zeigt, einige feine Änderungen an Details vorgenommen. Dazu zählt die Leertaste mit nunmehr glatter anstelle der bisherigen, hexagonalen Oberflächenstruktur, das aktualisierte und aufgrund seiner aggressiveren Gestaltung umstrittene neue Logo, die Option zur Programmierung der Schalter mit Makros und Befehlen, der Entfall des rückwärtigen USB-Ports, eine etwas hellere, nun anthrazitfarbene Eloxierung des Aluminiums sowie der Wegfall der zur Wahl des zweiten LED-Profils vorgesehenen Zusatztaste. Gleichzeitig sinkt die maximal mögliche Helligkeit. Sie liegt nun deutlich tiefer und ist grob vergleichbar mit der untersten Einstellung der K70, bleibt aber ausreichend leuchtstark.

Wie die Black Widow Chroma kann jede Taste der K70 RGB mit einer separaten Farbe konfiguriert werden, wofür ein NXP LPC11U37F-ARM-Prozessor eingesetzt wird. Die K70 RGB unterstützt derzeit jedoch nur die Darstellung von 512 anstelle der versprochenen 16,7 Millionen Farben. Laut Corsair liegt das Problem in der unoptimierten Firmware begründet: Die zur Ansteuerung der gewünschten Farbpalette nötigen Daten hätten sich nicht ohne massiven Overhead des Mikrocontrollers sowie Komprimierung über den USB-Bus befördern lassen. Eine verbesserte Version befindet sich aktuell, mehrere Monate nach Verkaufsstart, in der Testphase und soll für die K65 RGB bereits ausgeliefert werden. Dass Corsair diesen Umstand nicht transparent kommuniziert und die Tastatur durchgehend mit Eigenschaften bewirbt, die derzeit nicht zur Verfügung stehen, ist ein Unding.

Die beiden Tasten für Spiele-Modus und Helligkeitsregelung sind aufgrund eines Softwarefehlers zudem nur über Umwege zu farblich individueller Ansteuerung zu überreden. Unter den Rubberdome-Tastern angeordnete LEDs leuchten zudem eindeutig heller und nicht in exakt dem selben Farbton wie die übrigen Schalter – offenkundig brechen die Gummiglocken das Licht anders als die Kunststoffgehäuse der MX-Taster. Ein ähnlicher Effekt ist bei Razer zu beachten. Dort sind die durch das Gehäuse scheinenden Status-LEDs immer in einem dezenten Weiß gehalten, das sich in hellen Umgebungen schlecht ablesen lässt. Die bei der Black Widow Chroma in 20 Stufen regelbare Helligkeit lässt sich über Shortcuts aufgrund der feingliederigen Abstufung überdies nur mühsam konfigurieren.

Hinsichtlich der Ausleuchtung halten die RGB-Module ihr Versprechen nur bedingt. Zwar werden die Tastenkappen nun in einem größeren Bereich angestrahlt, auf der den LEDs entgegengesetzten Seite der Schalter fällt das Lichtbild jedoch weiterhin sichtbar ab. Soweit sich der direkte Vergleich zwischen K70 und K70 RGB durch das nicht exakt identisch wählbare Helligkeitsniveau ziehen lässt, fällt der Gewinn durch die Überarbeitung damit moderat aus: Besser, aber in der Umsetzung von Corsair ein lediglich subtiler Fortschritt. Helligkeitsverläufe im unteren Bereich der Kappen werden zwar reduziert, nicht jedoch vollständig eliminiert. Der tatsächliche Vorteil der MX-RGB-Taster ist im gewonnen Gestaltungsspielraum des oberen Bereichs der Tastenkappen zu suchen, woraus Corsair allerdings keinen Nutzen zieht.

Razer sind Helligkeitsverläufe fremd. Dieses Ergebnis liegt jedoch nicht in der Tastentechnik, sondern der gewählten Beschriftung begründet. Da klassische MX- und sämtliche Kailh-Taster respektive deren Derivate lediglich den Bereich der Tastenkappe direkt oberhalb der LED optimal ausleuchten, hat der Hersteller nur die Beschriftung in diesem Bereich im „laser cut“-Verfahren erzeugt. Das vor allem bei beleuchteten Tastaturen genutzte Verfahren schneidet die Beschriftung aus der auf transparenten Kunststoff aufgetragenen Beschichtung der Kappen aus. Anderweitig platzierte Elemente sind hingegen auf die Beschichtung gedruckt und so zwar nicht beleuchtet, aber ebenso wenig Stolperstein für das homogene Erscheinungsbild. An der stark stilisierten und nicht immer optimal lesbaren Schriftart hat sich nichts geändert.

Software

Corsair packt mit der Software den Hammer aus: Im Prinzip kann jedes Detail in Bezug auf Beleuchtung und Funktionalität konfiguriert werden – das hat bislang niemand sonst geboten. Der massive Umfang ist dennoch Fluch und Segen zugleich. Der bis in Details durchdachte und intuitiv eingängige Aufbau der Software als Eckpfeiler der Tastatur stößt bei der Konfiguration der Beleuchtung an seine Grenzen. Das Studium des 136 Seiten starken, digitalen Handbuch auf der Corsair-Homepage (PDF) oder angebotenen Video-Tutorials wird unerlässlich, um annähernd ausschöpfen zu können, was die K70 RGB theoretisch aufbietet.

Mit unzähligen Stellmöglichkeiten bewegt sich die Utility Engine im Bereich der Beleuchtung außerhalb des intuitiv erschließbaren Bereichs. Neben der Möglichkeit, eigene Effekte zu erstellen können unter anderem Tasten oder Tastengruppen mit bestimmten Lichtmustern belegt werden. Effekte lassen sich so mit Aktionen auf verschiedenen Ebenen verknüpfen und spielen auf Wunsch nur, wenn etwa ein Makro aktiviert wird. Mit zahlreichen Im- und Exportfunktionen kann zum Glück alternativ problemlos auf die Arbeit anderer Nutzer zurückgegriffen werden.

Corsair Vengeance K70 RGB – Utility Engine 1.2.77

Um dem zusätzliche Fahrt zu verleihen, hat Corsair mit einem Profil-Contest bereits die Kreativität der Käufer angestachelt. Die beeindruckenden Ergebnisse zeigen zwar eindrucksvoll auf, welchen Spielraum Corsair mit der Software hergestellt hat, trösten aber nicht über die initiale Zugangshürde hinweg.

Razer hat in der cloudbasierten Synapse-Software, deren Betrieb ein Nutzerkonto voraussetzt, zunächst nur rudimentäre LED-Optionen zur Verfügung gestellt. Der jüngst überarbeitete Reiter „Beleuchtung“ bietet im Konzert mit dem NXP-Semiconcuctors-Controller LPC11U24 mittlerweile jedoch deutlich mehr Optionen zur Individualisierung. In einer einfachen Ebene lassen sich zunächst vorgefertigte Effekte wie ein zweifarbiger Atmungsmodus oder eine hektische Regenbogen-Welle, die neue Rekorde nervtötender Netzhautbelästigung aufstellt, wählen.

Razer Black Widow Chroma – Synapse 1.18

Der neue „Chroma-Konfigurator“ ermöglicht darüber hinaus gehend das Anlegen eigener Profile, wobei gegebene Effekte unter anderem hinsichtlich Frequenz und Intensität konfiguriert und in verschiedenen Ebenen gemischt werden können. Dabei lassen sich nun Tastenbereiche endlich auch per Drag'n'Drop markieren, wenngleich die Umsetzung nicht so flüssig funktionieren will wie die technisch bessere Umsetzung bei Corsair. Während Nutzer so zwar mit den vorgegebenen Effekten leben müssen, gelingt die Konfiguration der Chroma ohne weiteres. Eigene Lichtmuster können allerdings nur exportiert, nicht jedoch als eigener Effekt gespeichert werden.