Google: Tech-Investor: Aufspaltungsplan der EU ist sinnlos
Google zu zerschlagen wäre sinnlos, da der Konzern ohnehin seine beste Zeit hinter sich habe, sagte der Silicon-Valley-Investor Peter Thiel im Interview mit dem Stern. Daher führe der Plan des europäischen Parlaments, auf diese Weise die Marktmacht von Google zu brechen, am Ziel vorbei.
„Wenn man Google aufbricht, kommt jemand anderes, der es ersetzen wird“, so Thiel. Monopole wären seiner Ansicht nach nur problematisch, wenn diese in einer Welt auftreten, die sich nicht verändert. Doch in einer dynamischen Welt entstehe regelmäßig Neues. Das verdeutlicht er am Beispiel von IBM. Ein Konzern, der noch den 1980ern eine marktbeherrschende Stellung hatte, hätte in einer statischen Welt ein Monopol für hundert Jahre – und bei Google wäre es ähnlich. „Aber so ist die Welt nicht mehr“, so Thiel.
Im Kern ähneln diese Aussagen der Argumentation, die auch von der Monopolkommission der Bundesregierung vertreten wird. Der Vorsitzende Daniel Zimmer hatte letzten Sommer erklärt, in der digitalen Ökonomie wäre eine große Marktmacht „möglicherweise weniger schädlich als in traditionellen Industrien“. Aufgrund der dynamischen Entwicklungen sei vielmehr entscheidend, ob ein Unternehmen die dominante Position im Markt missbraucht, um Konkurrenten auszustechen. Entsprechende Vorwürfe gegen Google untersucht derzeit die EU-Kommission.
Warnung vor europäischen Zukunftsängsten
Peter Thiel ist ein deutschstämmiger Investor, der im Silicon Valley bekannt wurde. Unter anderem war er einer der ersten externen Geldgeber von Facebook. Angesichts seiner libertären Haltung ist es daher wenig überraschend, dass er das Silicon Valley als Vorbild für Europa empfiehlt. „Wer eine Firma erfolgreich vorantreibt, hat eine konkrete und positive Vorstellung von der Zukunft“, so Thiel. Vor allem an letztem würde es in Europa fehlen.
Denn unabhängig von den Plänen des europäischen Parlaments kritisiert Thiel die pessimistische Stimmung in Europa. Es fehle jegliches Vertrauen in die Zukunft. „Bei euch hat der Zeitgeist keine Ahnung, wie die Zukunft aussehen könnte. Er weiß nur, dass sie düster wird“, so Thiel. Als Beispiel für diese Grundstimmung nennt er Politiker, die nur wenig zuversichtlich in die Zukunft blicken. Thiel: „Wann hat ein europäischer Politiker zum letzten Mal eine Rede gehalten, in der eine positive Zukunft entworfen wurde?“