Höttges zu T-Mobile US: Die aktuelle Vorgehensweise ist nicht zukunftsfähig
„Die aktuelle Vorgehensweise von T-Mobile US ist nicht zukunftsfähig“, sagte Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom AG, gegenüber Re/code. Seit Jahren wirft sich T-Mobile US dem amerikanischen Markt geradezu an den Hals.
T-Mobile-US-CEO John Legere ist die führende Kraft hinter der Wandlung der letzten Jahre. Mit dem sogenannten Un-carrier-Programm macht T-Mobile US seit März 2013 Jagd auf neue Kunden. Das Unternehmen fährt mit Un-carrier eine extrem aggressive Produktstrategie, indem die Konkurrenz mit besseren Tarifen zu niedrigeren Preisen attackiert wird. Mittlerweile ist T-Mobile US bei Un-carrier 8.0 angekommen. Die letzten drei Aktionen wurden für die Ankündigung der Übernahme von ungenutztem Datenvolumen in den nächsten Monat, kostenlosen SMS auf US-Flügen mit Gogo-Internet sowie Nichtberechnung von Datenvolumen bei 14 Musik-Streaming-Anbietern genutzt.
Nachdem Kunden jahrelang zur Konkurrenz gewechselt seien, könne sich T-Mobile nun wieder behaupten, so Höttges. „Wir hatten eine Infrastruktur aufgebaut und diese Infrastruktur musste genutzt werden, und dies haben wir mit sehr aggressiven Verkaufsaktionen geschafft.“ Das Unternehmen müsse aber noch stärker wachsen, um gegen die Marktführer AT&T und Verizon ankämpfen zu können. Dies gestalte sich aktuell aber schwierig. Während AT&T und Verizon jeweils rund 35 Prozent des Marktes erreichen, kommen T-Mobile US und der vierte größere US-Anbieter Sprint auf jeweils nur 15 Prozent. US-Regulatoren haben im vergangenen Jahr verhindert, dass sich T-Mobile US und Sprint zusammenschließen, damit der Markt nicht von vier auf drei Anbieter schrumpft.
Höttges teilt die Meinung der Regulatoren nicht, dass nur noch drei Anbieter den Konkurrenzkampf zum Erliegen bringen würden. Ganz im Gegenteil: Die Konzentration von Vermögen und Bandbreite auf nur zwei sehr große Anbieter würde genau das bewirken, was die Regulatoren beim Zusammenschluss von T-Mobile US und Sprint befürchten. Für anstehende Frequenzversteigerungen sieht Höttges das Unternehmen klar unterlegen. Von AT&T und Verizon erwarte er gewaltige Gebote, die T-Mobile US und Sprint und nicht mitgehen werden können, was den Abstand weiter vergrößere.
Die aktuelle Produktstrategie bringt T-Mobile US zwar neue Kunden, spült aber kein Geld in die Kassen. „Irgendwann müsse man das ausgegebene Geld auch wieder zurück verdienen“, sagte Höttges. Aktuell müsse man bereits vier bis fünf Milliarden US-Dollar pro Jahr investieren, nur um überhaupt mit den beiden größten Anbietern mithalten zu können. Den Zusammenschluss mit Sprint sieht Höttges allerdings noch in Griffweite. „Ich hoffe, dass sich das politische Umfeld eines Tages ändert.“ Andere Politiker und Regulatoren könnten der Fusion demnach weniger kritisch gegenüberstehen.