Projekt Titan: Apple forscht an einem Automobil mit Elektroantrieb
In den letzten Tagen und Wochen deuteten es in kurzen Intervallen aufkommende Gerüchte bereits an. Jetzt gibt das in puncto Apple-Berichterstattung renommierte Wall Street Journal auf Basis von Informationen von mit der Sache vertrauten Personen an, mehr zu dem Thema erfahren haben: Apple will demnach ein Automobil bauen.
Unter dem Projektnamen Titan soll ein Automobil mit Elektroantrieb die nächste Revolution nach Musik und Telefonen für Apple einläuten. Das Projekt habe derzeit das Aussehen eines Minivans und werde von bis zu eintausend Apple-Mitarbeitern betreut. Apple könne das Projekt theoretisch zwar wieder einstellen und die gewonnenen Forschungsergebnisse für andere Bereiche des Unternehmens verwenden, die der Entwicklung des Fahrzeugs zugeteilten Person geben aber zu verstehen, dass Apple das Projekt ernsthaft verfolgt und in die Tat umsetzen möchte, berichtet das Wall Street Journal.
Apple-Führungskräfte sollen bereits nach Österreich geflogen sein, um sich mit High-End-Auftragsfertigern wie Magna Steyr zu treffen. Zu den Kunden von Magna Steyr zählen unter anderem Audi, BMW, Ford, Lamborghini, Mercedes-Benz, Mini, Opel, Porsche, Rolls Royce, Volkswagen und Volvo. Apple-CEO Tim Cook soll dem Projekt vor rund einem Jahr grünes Licht gegeben haben und Product Design Vice President Steve Zadesky als Leiter an die Spitze gesetzt haben. Zadesky ist ein ehemaliger Ford-Ingenieur, der bereits Apple-Teams rund um den iPod und das iPhone geleitet hat.
Das Team soll wenige Meilen abseits des Apple-Hauptquartiers in Cupertino arbeiten und unter anderem Robotertechnik, Metalle und andere Materialien erforschen. Die Seite Claycord hatte Anfang Februar ein auf Apple registriertes Fahrzeug in Concord, Kalifornien gesichtet, das zwar nicht Projekt Titan zeigt, aber offenbar zu Apples neuer Abteilung gehört und zu Forschungszwecken zahlreiche Kameras auf dem Dach trägt.
Teil der neuen Forschungsabteilung sollen laut Financial Times mehrere Experten aus der Automobilindustrie sein, unter anderem Designer und Fahrdynamik-Ingenieure. Aufgrund seines LinkedIn-Profils bestätigt ist, dass Johann Jungwirth, ehemaliger Präsident und Geschäftsführer der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Mercedes-Benz in Nordamerika, seit September 2014 bei Apple angestellt ist. Laut LinkedIn arbeiten zudem mittlerweile rund 50 ehemalige Tesla-Mitarbeiter aus den Bereichen Mechanik, Fertigung und Robotik für Apple.
Einer der Mitarbeiter hat anonym gegenüber Business Insider UK ausgesagt, dass zahlreiche Tesla-Mitarbeiter überfallartig ihren Wechsel zu Apple vollzogen haben, weil Projekt Titan zu spannend sei, um es auszuschlagen. Apples Fahrzeug soll Tesla mindestens auf Augenhöhe begegnen und dem Hersteller von Automobilen mit Elektroantrieb starke Konkurrenz machen. Der Konkurrenzkampf zeigt sich bereits jetzt bei den Mitarbeitern. Nicht nur Apple wirbt von Tesla ab, auch in die andere Richtung sollen mittlerweile 150 Mitarbeiter die Seiten gewechselt haben. Laut Bloomberg hält Apple mit Boni in Höhe von bis zu 250.000 US-Dollar für Vertragsabschlüsse und enormen Gehaltszuschlägen gegen.
Geld benötigt Apple aber nicht nur für das Abwerben und Einstellen von neuen Mitarbeitern, sondern auch für die Produktion der Fahrzeuge. Unklar ist, ob Apple über Firmen wie Magna Steyr nur zuliefern oder fertigen lassen wird. Der Bau eines eigenen Werks würde laut Wall Street Journal im Schnitt über eine Milliarde US-Dollar verschlingen. Mit Barreserven von derzeit rund 180 Milliarden US-Dollar wäre dies aber nur eine kleine Hürde für Apple. Während Apple mit CarPlay derzeit auf Tuchfühlung mit der Automobilindustrie geht, würde der Bau eines eigenen Fahrzeugs vermutlich die Grundmauern der Branche erschüttern, so wie es mit dem iPod und iPhone bereits bei Musik und Telefonen der Fall war.