CM Storm Novatouch im Test: Mit Topre zwischen Rubberdome und Mechanik
4/5Alltagserfahrungen
Durch die Verwendung von Gummiglocken erhält die NovaTouch das prinzipielle Schreibgefühl der „Gummitastaturen“. Der Druckpunkt befindet sich, anders als bei den zunächst etwas einfedernden MX-Modulen, daher direkt ab oberen Ende des Hubweges und fällt nach Erreichen des maximalen Widerstands massiv ab. Dies hebt den Signalpunkt prägnant taktil hervor, macht es jedoch quasi unmöglich, auf das Bottoming-Out, das vollständige Herunterdrücken der Tastenkappen, zu verzichten. Aufgrund der verlässlichen Auslösung einer Eingabe nach der Hälfte der maximal zurückzulegenden Wegstrecke kann mit etwas Übung jedoch der Kraftaufwand verringert werden, der bei Rubberdome-Technik zum Zusammendrücken der beiden Leiterfolien üblicherweise nötig ist, sodass sich eine sanftere Variante der dort typischen Eingabehaltung realisieren lässt.
In Folge ergibt sich eine entspannte Eingabehaltung, wobei der geringe maximale Widerstand von 45 Gramm hilft, der in diesem Punkt den Vergleich mit Cherrys gemeinhin als besonders leichtgängig betrachteten MX-Red-Modulen nahelegt. Damit einher geht jedoch eine Reduktion der Lautstärke. Zieht man Cherrys MX-Brown-Taster in der Rapid-I als Vergleichsmaßstab heran, fällt vor allem das dumpfere Klangbild auf, das weniger aufdringlich ins Bewusstsein tritt, als das helle Klackern der mechanischen Schalter – aus dem charakteristischen „Tack“ eines Cherry-Moduls wird ein angenehmeres „Tock“. Insofern präsentieren sich die Topre-Taster in der Tat als eine Art veredelter Rubberdome-Switch, ohne die nachteiligen Eigenschaften dieser Technologie in ihrer einfachsten Ausführung zu übernehmen.
Aufgrund des geringen Maximalwiderstandes der Taster lassen sich leicht versehentliche Eingaben auslösen. Dies betrifft im Normalfall vor allem die Leertaste, auf der mitunter beide Daumen abgelegt werden. Unter dieser Taste wird daher eine zusätzliche Feder von außen über den Stempel gestülpt, die den Widerstand künstlich erhöht. Wer diesen Umstand nicht schätzt, kann die Feder, ohne das Gehäuse zu öffnen, durch Entfernen der Tastenkappe in wenigen Sekunden entfernen. Kaum einen Wert haben indes die beigelegten Dämpfungsringe. Ein Effekt auf die Lautstärke der Tastatur lässt sich nicht ausmachen, Hubweg und Anschlagsverhalten lassen lediglich minimale Unterschiede erahnen.
In rein subjektiver Einschätzung erscheinen die Schalter aufgrund des geringen Widerstands und ihrer Taktilität sowohl zum Spielen als auch zum Arbeiten gleichermaßen geeignet. Die Widerstandskurve mit frühzeitig in Erscheinung tretendem Druckpunkt unterbindet jedoch das quasi parallele Betätigen der Taster: Mit Topre-Technik war es nicht möglich, schon vor der ersten Signalübertragung mit dem Einfedern des nächsten Tasters zu beginnen, wenngleich sich dennoch hohe Tippraten erzielen ließen. Dabei tritt besonders das weiche Feedback als definierende Eigenschaft positiv hervor. Tendenziell wird die Taster daher mögen, wer das Verhalten von Rubberdome-Tastaturen oder eine ausgeprägt taktile Rückkopplung bevorzugt – wie üblich ist es jedoch unerlässlich, individuelle Erfahrungen zu sammeln.
Abstriche gegenüber dem Topre-Original sind allerdings bei den Tastenkappen zu verzeichnen. Statt der PBT-Kappen der 200 US-Dollar teuren Topre-Tastaturen wird ABS-Kunststoff mit günstigem „Pad-printed“-Aufdruck ausgeliefert. Enthusiasten, die ihre Kappen ohnehin nach eigenen Wünschen anfertigen lassen, wird dies unter Umständen weniger stark stören; ein Satz Kappen im ISO-Layout ist allerdings auch im Zubehörhandel nur schwer erhältlich. Ob CM Storm selbst ein entsprechendes Set anbieten wird, ist derzeit noch unklar.
Ebenso verzichten müssen Käufer auf Status-LEDs. Zwar sind die entsprechenden Lötpunkte auf dem PCB vorhanden, aber ungenutzt. Begründet wird dies mit den dann nötigen Tastenkappen, welche das „minimalistische“ Designziel behindert würden. Zudem, so der Hersteller gegenüber ComputerBase, würde die Zielgruppe ohnehin nur selten auf ihre Tastatur blicken – in gewisser Weise ein Widerspruch.
Nicht ganz der Preisklasse angemessen ist das Chassis mit seiner Soft-Touch-Beschichtung. Hochwertiger Kunststoff, den unter anderem Ducky zu diesem Kurs offeriert, widersteht Verschmutzungserscheinungen noch einmal besser. Zudem missfällt die Anordnung der Medien-Shortcuts: Wie die Rapid-I eindrücklich gezeigt hat, ist die Unterbringung auf den Funktionstasten oberhalb des Nummernblocks klar vorzuziehen. Dort können die Funktionen bequem einhändig ohne starke Spreizung einzelner Finger bedient werden, zudem sinkt die zum Betätigen zurückzulegende Wegstrecke bei Nutzung der Maushand deutlich. Für künftige Tastaturen hat der Hersteller auf Nachfrage von ComputerBase angekündigt, wieder auf dieses Muster zu wechseln.
Die Gelegenheit, das USB-Kabel gegen ein Modell ohne abgewinkelten Stecker zu ersetzen, hat der Hersteller ebenfalls verstreichen lassen und lediglich eine Version mit nach links gerichtetem Stecker beigelegt – auch dies ist für die Führung des Kabels in einem Rechtshänder-Setup keine optimale Lösung.