Silk Road: Gründer in allen Anklagepunkten schuldig befunden

Daniel Kurbjuhn
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Silk Road: Gründer in allen Anklagepunkten schuldig befunden
Bild: DOJ

Der mutmaßliche Gründer von Silk Road, einem virtuellen Schwarzmarkt im Tor-Netzwerk, ist in allen Anklagepunkten für schuldig befunden worden. Doch während noch auf das Strafmaß gewartet wird, kommt die Frage auf, wer noch Bestandteil des Netzwerkes gewesen ist.

Nach nur vier Stunden hat die Jury des Bezirksgerichts von Manhattan den 30-jährigen Ross Ulbricht in allen Anklagepunkten für schuldig befunden. Ihm wird vorgeworfen, der Gründer des als eBay für Drogen bekanntgewordenen Plattform Silk Road zu sein. Das Strafmaß soll am 15. Mai verkündet werden und könnte im schlimmsten Fall lebenslange Haft lauten.

Unter anderem wurde Ulbricht die Verschwörung zum Handel von Drogen und Waffen im Internet vorgeworfen, doch auch Geldwäsche, Computerangriffe und die Führung eines kriminellen Unternehmens waren Bestandteil der Anklage. Um die Taten zu begehen, soll Ulbricht bereits Anfang 2011 unter dem Pseudonym „Dread Pirate Roberts“ die illegale Plattform betrieben haben. Seine Anwälte stritten die Vorwürfe bis zum Schluss ab, während Ulbricht in dem dreiwöchigen Prozess nicht aussagte.

Im Oktober 2013 wurde Ulbricht durch das FBI die entscheidende Falle gestellt, bei der eine markierte E-Mail verschickt wurde, welche nur der wahre Dread Pirate Roberts erkennen konnte, so die Ermittler im Prozess. Daraufhin wurde Ulbricht in einer Bibliothek festgenommen und der Laptop beschlagnahmt. Weitere Ermittler durchsuchten die Wohnung in San Francisco. Dabei wurden vor allem Dokumente über Transaktionen in Millionenhöhe in der Währung Bitcoin gesichert, welche zusammen mit Aussagen der Ermittler und ehemaligen Wegbegleitern den mutmaßlichen Betreiber während des Verfahrens schwer belasteten.

Ulbricht kein Einzeltäter?

Doch es gibt erhebliche Zweifel daran, dass Dread Pirate Roberts wirklich ein Einzeltäter ist. Bereits im Jahre 2013 betonte Ulbricht, dass es mehr als einen Mann hinter dem bekannten Pseudonym gäbe. Auch sagte er in dem Interview mit dem Forbes-Redakteur Andy Greenberg, dass er die Plattform nicht gegründet habe, sondern diese lediglich von seinem Vorgänger übernommen habe. Auch der Name selber birgt Zweifel, denn Dread Pirate Roberts stammt aus dem Film „The Princess Bride“ aus dem Jahre 1987, wo er für eine Figur ohne klare Identität steht.

Beobachter des Verfahrens vermuten zudem, dass die Regierung eine Art Exempel an Ulbricht statuieren wollten. So wurde während des Verfahrens immer wieder angedeutet, dass der Staat auch die Kontrolle über das Tor-Netzwerk habe. Tatsächlich haben die Behörden allerdings große Probleme, das Darknet zu überwachen, wie auch die entsprechenden NSA-Enthüllungen verdeutlicht haben. Zu der Vermutung passt auch, dass einige Zeugen, die von der Verteidigung als wichtig eingestuft wurden, nicht im Verfahren zugelassen wurden.

Mit der Verkündung des Strafmaß ist das Verfahren jedoch nicht beendet. So hat die Verteidigung, wie Ars Technica berichtet, bereits angekündigt, gegen das Urteil in Berufung gehen zu wollen.