Autonomes Fahren: Audi gibt Delphi Zuschlag für Fahrerassistenzsteuergerät
Der Automobilzulieferer Delphi hat von Audi den Zuschlag für die Fertigung des zentralen Fahrerassistenzsteuergerätes (zFAS) bekommen, das für das autonome oder, wie Audi es nennt, pilotierte Fahren zuständig ist. Der Serieneinsatz soll innerhalb der nächsten zwei Jahre erfolgen. Auf der Platine ist auch Nvidia vertreten.
Audi nennt die neue zFAS-Platine das Herzstück künftiger Systeme für das pilotierte Fahren. Die Platine vereint mehrere Prozessoren, die eingehende Sensorinformationen verarbeiten. Zum Einsatz kommen der Tegra K1 von Nvidia als zentraler Prozessor sowie der EyeQ3 von Mobileye für die Verarbeitung von Kamerasignalen. Mobileye hatte erst Anfang März den Nachfolger EyeQ4 für den Serieneinsatz im Jahr 2018 vorgestellt. Nvidias K1-Nachfolger Tegra X1 soll hingegen bereits im Mai in der Shield-Konsole erstmals zum Einsatz kommen. Beide Nachfolge-Chips zeigen erneut, wie viel länger die Entwicklungszyklen in der Automobilindustrie sind. Obwohl das neue zFAS erst in rund zwei Jahren für den Serieneinsatz fertiggestellt werden soll, kann die Wahl deshalb nicht auf die allerneuesten Prozessoren von Nvidia und Mobileye fallen.
Zusammen mit TTTech und Delphi sind unter der Leitung von Audi verschiedene Soft- und Hardwarebausteine für die zFAS-Platine entwickelt worden, die den Informationsfluss auswerten und diesen den Assistenzsystemen des Fahrzeugs zur Verfügung stellen. Für Sensoren und Stellelemente wie Brems- und Lenksysteme kooperiert Audi mit Bosch, Continental, Valeo und erneut Delphi. Statt bisher auf mehrere Steuergeräte verteilt, findet die Verarbeitung auf diese Weise zentral im Format eines Tablets statt. Aktuell hat das zFAS noch die Größe eines Notebooks.
Per se ist das zentrale Fahrerassistenzsteuergerät nicht neu, es wird von Audi stetig kompakter gestaltet und mit weiteren Funktionen wie jetzt dem pilotierten Fahren versehen. Audi will mit den genannten Partnern gemeinsame Standards entwickeln, um dem Ziel des vollautomatisierten Fahrens näherzukommen. Autonome Fahrzeuge von Audi sollen zukünftig während der Fahrt lernfähig sein. Über Audi Connect sollen vom zFAS errechnete Daten per LTE an die Cloud geschickt werden, wo sie über eine künstliche Intelligenz aufbereitet und zurück an das Fahrzeug gesendet werden.
Das langfristige Ziel von Audi ist es, ein stetig seine Leistungsfähigkeit ausbauendes zFAS anzubieten, das komplexe Szenarien immer besser beherrschen kann, indem es von Tag zu Tag mit neuen Situationen konfrontiert wird. Auf der CES Anfang Januar, auf der das autonome Fahren bei vielen PKW-Herstellern im Fokus stand, machte Audi deutlich, dass das pilotierte Fahren noch in diesem Jahrzehnt die Serienreife erlangen soll. Für die Messe ließ Audi das „A7 Sportback piloted driving concept“, das auf dem Serienfahrzeug A7 basiert, über eine Strecke von 900 Kilometern autonom von Stanford, Kalifornien nach Las Vegas, Nevada fahren. Deutlich experimenteller war die ebenfalls in Las Vegas gezeigte Studie „Prologue piloted driving“, die als Einzelstück einen Blick in die Zukunft ermöglichen sollte.