Battlefield Hardline im Test: Trotz neuem Cop-Setting nur Durchschnitt

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Sasan Abdi
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Kampagne

Die entscheidende Frage im Zusammenhang mit Hardline lautet, ob sich ein Battlefield mit einem Szenario verträgt, in dem es nicht um Krieg, Soldaten und das große Ganze geht. Zwar kann man die Entwickler von Visceral durchaus für den Mut loben, die Serie mit Hardline in ein vergleichsweise enges Cop-Setting verlegt zu haben. Gleichzeitig lauert hier aber auch die große Gefahr, dass Markenimage nachhaltig in Mitleidenschaft zu ziehen, denn schließlich ist Battlefield bisher immer ein Militärshooter gewesen.

Flache, beliebige Story im Einzelspieler

Letzteres ist leider zumindest für die rund neunstündige Kampagne der Fall. Dabei hatte sich Hardline vorab gar nicht schlecht angehört: Ein Spiel, das in Anlehnung an die gängigen Cop-TV-Serien versuchen will, das harte Leben als Polizist in einer US-Metropole einzufangen – das klang nach einem einigermaßen tiefgründigen Plot, der sich auch mal eine Verschnaufpause gönnt und viel mit Grauschattierungen arbeitet, statt glasklar Gut und Böse auszuzeichnen.

All das aber liefert Hardline nicht im Mindesten. Stattdessen fühlt sich die Handlung verdammt nach B-Movie an, bei dem die Inhalte nur dazu dienen, die im Zentrum stehende stupide Action in irgendeinen Kontext zu setzen.

Dabei gäbe das Setting durchaus etwas her. In bester Miami-Vice-Manier versetzt Hardline den Spieler in die Haut von von Nick Mendoza. Der kubanischstämmige Cop ist, man kann es nicht anders sagen, super-sauber: Während viele im Drogendezernat der Polizei von Miami Dreck am Stecken haben, ist Nick selbst dann aufrecht, wenn keiner seine Schandtat sehen würde.

Im Verlauf der Story geht Nick einer Verschwörung in den eigenen Reihen nach, deren Mitglieder etwas mit dem in Miami grassierenden Drogenkrieg und der neuen Koksspielart „Hot Shot“ zu tun haben. Er ist erfolgreich, wird hinter's Licht geführt – und feiert ein Comeback, das in so absurden Wendungen und Inhalten mündet, dass wir Hardline spätestens ab Stunde vier nicht mehr wirklich ernst nehmen konnten. Immer wieder fragten wir uns: Soll das wirklich ein Ableger des absolut ernsten Battlefield sein – oder ist das schon augenzwinkernde Satire?

Battlefield Hardline im Test
Battlefield Hardline im Test

Damit wäre für den Einzelspieler bereits die Krux von Hardline angesprochen. Hätten wir es hier mit einem Noname-Shooter zu tun, der ganz klar zu erkennen gibt, große US-Fernsehproduktionen wie Wired, CSI oder True Detective auf die Schippe nehmen zu wollen – wir wären zufrieden. Aber hier handelt es sich um ein Battlefield, von dem wir mehr erwarten, als eine völlig übertriebene, absurde Story mit banaler Action zu liefern.

Ja, die Kampagnen von Battlefield, Call of Duty und Co. sind nie ein Schmankerl. Aber Hardline tanzt derart aus der Reihe, dass wir zwischendurch im negativen Sinne kaum mehr aus dem Staunen herausgekommen sind.

Bekanntes Gameplay

Leider wird die inhaltliche Schwäche der Kampagne auch nicht vom Gameplay aufgewogen. Zwar halten kleinere Neuerungen wie Greifhaken und mobile Seilwinden Einzug. Im Großen und Ganzen fühlt sich Hardline aber, was das Spielerische angeht, wie Battlefield 4 an.

Das bedeutet, dass auch hier die üblichen Problemzonen vorhanden sind. In puncto KI setzt Hardline beispielsweise genretypisch auf das „Masse-statt-Klasse“-Prinzip. Der Spieler wird mit einer Flut von Gegnern konfrontiert, deren Gefährlichkeit nur durch ihre schiere Anzahl entsteht. Wer auch nur ab und an Shooter spielt, sollte daher im zunächst höchsten von drei Schwierigkeitsgraden starten. Andernfalls droht Unterforderung.

Absurd ist auch das Verhalten der verbündeten KI. Zu Beginn von neuen Abschnitten stehen die Partner zumeist einfach nur starr herum. Im weiteren Verlauf der Missionen kann es immer wieder passieren, dass sie plötzlich einfach verschwunden sind. Interessant ist auch das Vorgehen, wenn der Spieler seinen Partner alleine gegen Gegner vorgehen lässt: Plötzlich stecken die Mafiosi mehr als ein Dutzend Treffer ein, bevor sie zu Boden gehen. Eine wirkliche Unterstützung sind die Partner also nicht.

Battlefield Hardline im Test
Battlefield Hardline im Test

Ein in der ersten Stunde nettes neues Feature ist die Möglichkeit, Gegner festzunehmen. Mit gestreckter Marke laufen wir auf bis zu drei Gegner zu und fordern sie auf, die Waffen niederzulegen. Komisch: Selbst härteste Gangster in Sperrgebieten sind dafür zugänglich und machen brav mit. Immerhin muss der Spieler die Verdächtigen per Fadenkreuz im Zaum halten. Lässt man einen zu sehr außer Sicht, wird er fiese Spielchen versuchen.

Doch selbst in dieser Hinsicht ist Hardline absurd. So bringt es die Story mit sich, dass Nick mit seiner Partnerin auf eigene Faust ermittelt. Was aber passiert mit den Festgenommen, etwa in den Sümpfen oder im alten Stadion von Miami? Keine offizielle Stelle weiß von dem Einsatz, die Großstadt ist meilenweit entfernt. Es sind viele kleine Schnitzer wie diese, die den Spielspaß mindern, sofern der Spieler nicht nur auf Action aus ist.

Battlefield Hardline im Test

Und auch spielmechanisch wird man vor den Kopf gestoßen. Für's Erledigen von Missionen, Gegnern und vor allem für Festnahmen kriegt der Spieler Punkte gutgeschrieben, die sie oder er in neue Waffen und andere Gadgets investieren kann. Doch gerade für Festnahmen gibt's besonders viele Punkte, obwohl die daraus resultierenden Waffen von friedlichen Spielern doch ohnehin wenig eingesetzt werden. Hier hätte ein deutliches Plus bei den nicht-tödlichen Waffen und vor allem an inhaltlicher Logik gut getan.

Sehr gute Schauplätze, relativ große Karten

Bei aller Kritik: Ein Lob hat sich die Umsetzung der Spielwelt verdient. Sehr gut gefällt uns dabei die Wahl und Umsetzung der Schauplätze. Wir schleichen durch heruntergekommene Hinterhöfe von Miami, erforschen die Mangroven-Sümpfe der Region, durchkämmen ein altes Stadion und Sozialbauten und stürmen während eines Hurricanes eine heruntergekommene Mall. Dabei sind die Schauplätze nicht nur abwechslungsreich, sondern auch angenehm in Szene gesetzt – gut so!

Battlefield Hardline im Test

Positiv ist auch, dass man den Umgebungen den Drang zur Größe anmerkt. Auch wenn Hardline ein ultralinearer Shooter ist, lassen viele Karten doch Raum zur Erkundung. Diese wird inhaltlich leider kaum schmackhaft gemacht, sodass ein Abweichen vom vorgegebenen Weg allenfalls taktisch sinnvoll ist, um Gegner zu umgehen oder zu flankieren. Trotzdem fühlen sich die im Vergleich eher großen Karten doch wesentlich angenehmer an, als die im Genre so omnipräsenten typischen Schlauchlevel mit Trigger-Durchlotsung.