Dell Venue 8 7840 im Test: Erstes Tablet mit Intels „RealSense“-Kamera
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Dell stattet das Venue 8 als erstes Endgerät überhaupt mit Intels neuer RealSense-Kameratechnologie aus. Mit dieser soll es möglich sein, anhand von Markierungen auf dem aufgenommenen Bild deren Entfernungen zueinander bestimmen zu können. Dazu wird über eine dreieckige Anordnung einer für das Hauptbild zuständigen Acht-Megapixel-Kamera sowie zwei stereoskopische 720p-Aufnahmeeinheiten für die Tiefeninformationen ein Bild aus drei leicht unterschiedlichen Perspektiven erstellt. Nach der Aufnahme wird über das aufgenommene Motiv mittels einer sogenannten „Depth-Processing-Middleware“ eine „Depth-Map“ erstellt, was einen Zeitraum von zirka 30 Sekunden in Anspruch nimmt und das Bild der Hauptkamera um die benötigten Informationen zur Entfernungsbestimmung erweitert.
In der Theorie ergibt sich mit der neuen Technologie eine Fülle von Möglichkeiten, aber wie so oft klaffen auch hier Versprechen und Realität weit auseinander. Im Test wurde innerhalb eines Raumes die Entfernung zu einer gegenüberliegenden Wand mit knapp 2,40 Metern angegeben – der tatsächliche Abstand beträgt jedoch 4,63 Meter. Bei einem weiteren Versuch war das System mit knapp über 3,36 Meter gegenüber 3,60 Meter zwar näher an der realen Entfernung dran, aber schon eine leichte Veränderung des Aufnahmewinkels reichte aus, den gemessenen Abstand um über 40 Zentimeter zu verkürzen, ohne dass sich die tatsächliche Entfernung auch nur einen Zentimeter geändert hat. Bei einem dritten Versuch konnte das System hingegen eine Kiste aus einem Meter Abstand fast auf den Zentimeter genau berechnen.
Dell weist zwar darauf hin, dass die Messung bei höherem Kontrast deutlich an Genauigkeit gewinnt. Dennoch hatte das System auch bei Tageslicht mit sehr viel Sonne seine Schwierigkeiten – hier konnten überhaupt keine Werte ermittelt werden. Bei der Aufnahme von Bildern sollte zudem darauf geachtet werden, den Tiefenmodus nicht für normale Aufnahmen zu verwenden, da diese Bilder eine sichtbar schlechtere Qualität aufweisen als Bilder im Einzelbildmodus.
Kamera mit Ausrichtungsproblemen
Normale Bilder nimmt die Kamera mit einer Auflösung von 3.264 × 1.836 Bildpunkten in einem Seitenverhältnis von 16:9 beziehungsweise bei 3.264 × 2.448 Bildpunkten im 4:3-Format auf. Dabei erzeugt das verbaute Kameramodul jedoch nur mäßige Ergebnisse: Während Aufnahmen bei Sonnenlicht für ein überstrahltes Weiß sorgen, tritt bei nicht ausreichenden Lichtverhältnissen schnell ein sichtbares Bildrauschen auf. Vor allem in geschlossenen Räumen muss daher aufgrund des fehlenden LED-Blitzes selbst für ausreichend Licht gesorgt werden.
Generell erscheinen die Aufnahmen zu dunkel und lassen bei Konturen trotz einer Auflösung von acht Megapixeln in vielen Bereichen Schärfe vermissen. Dennoch ist die Qualität der Kamera für gelegentliche Schnappschüsse ausreichend. Über die Darstellung auf dem Display kann ein bestimmter Bereich fokussiert und als Ausgangspunkt für den Autofokus gewählt werden. Ausgelöst wird wahlweise über das Display oder über den Lautstärkeregler.
Videos zeichnet das Venue 8 in den Auflösungen SD, HD und Full HD mit 30 beziehungsweise 60 Bildern pro Sekunde auf. Auch hier gelten ähnliche Einschränkungen wie bei den Bildaufnahmen: Konturen wirken verwaschen und auch die Farben überzeugen nicht. Zudem neigen Videos zu deutlichen Rucklern.
Sinn ergibt die von Dell gewählte Tastenauslösung nur, wenn sich die Tasten im Landscape-Modus am oberen Rand befinden. Hierbei werden die Aufnahmen jedoch auf dem Kopf stehend aufgenommen. Bei Bildern fällt dies nicht direkt auf, da sowohl das Venue 8 als auch Bildbetrachter an anderen Ausgabegeräten die Bilder automatisch in die richtige Position drehen. Videos werden jedoch nur auf dem Tablet richtig wiedergegeben.
Die vorderseitig verbaute Kamera eignet sich aufgrund der geringen Auflösung von zwei Megapixeln lediglich für Videotelefonie, wobei auch hier für eine gute Ausleuchtung gesorgt werden sollte.
Die Einstellungen der Software können sich hingegen sehen lassen: Der Nutzer kann nicht nur Einfluss auf die Auflösung und verwendete Kamera nehmen, sondern darüber hinaus Bereiche wie Belichtung oder Weißabgleich einstellen. Des Weiteren können drei auf dem Display angezeigte Schnellauswahlfelder frei mit Funktionen belegt werden, so dass schnell die Kamera gewechselt oder das Taggen mit GPS-Daten aktiviert werden kann.
Konnektivität
Das Venue 8 verfügt neben WLAN a, b, g, n, ac in den Bändern 2,4 Gigahertz sowie 5 Gigahertz über Bluetooth 4.0. Auf weitere Drahtlosverbindungen wie NFC muss der Nutzer dagegen verzichten. Das Testgerät verfügt darüber hinaus über kein Mobilfunkmodul, Dell plant jedoch für April oder Mai die Veröffentlichung einer LTE-Variante, die mit einem Aufpreis von rund 100 Euro zu Buche schlagen soll.
Die Qualität der WLAN-Verbindung zeigt sich für ein Tablet solide. In einem Zwei-Familien-Haus mit einem Router in der ersten Etage ist das Surfen sowohl im Dachgeschoss als auch im Keller ohne Probleme möglich. Die Übertragungsraten schwanken dabei je nach Verbindung deutlich: Während die Übertragung bei direktem Sichtkontakt zum Router im 5-Gigahertz-Band sechs Megabyte die Sekunde überschreitet, sinkt sie bei 2,4 Gigahertz auf fast die Hälfte.
Dank des GPS-Moduls findet das Venue 8 bei Bedarf auch als größeres Navigationsgerät Verwendung. Während in Gebäuden nie eine Verbindung mit allen Satelliten zustande kommt, ist eine Standortbestimmung im Freien oder im Auto problemlos.
Laufzeiten
Der Standby-Verbrauch des Dell Venue 8 liegt bei relativ hohen fünf bis sechs Prozent pro Tag bei einer Akkukapazität von 5.900 mAh. Dass ein niedriger Standby-Verbrauch grundsätzlich möglich ist, zeigen beispielsweise Geräte wie das Asus MemoPad 10 FHD, dessen Standby-Verbrauch bei 1,5 Prozent bei einer Akkukapazität von 6.760 mAh liegt. Normiert auf die Akkukapazität entspräche der Standby-Verbrauch des Venue 8 somit einem Standby-Verbrauch zwischen 4,4 und 5,2 Prozent beim Asus MemoPad 10 FHD, der jedoch um rund drei Prozent unterschritten wird. Technisch sind beide Tablets aufgrund unterschiedlicher SoCs und Android-Versionen jedoch nicht direkt vergleichbar.
Anders sehen hingegen die Ergebnisse im Videotest aus. Hier hält das Venue 8 bei einer Display-Helligkeit von 200 cd/m² knapp über elf Stunden durch, bevor das Display erlischt. Somit lassen sich mit dem Dell auch längere Reisen bestens überbrücken. Trotzdem sind diese Messergebnisse nicht auf alle Situationen anzuwenden: Aufgrund der verbauten AMOLED-Technologie verbraucht das Display weniger Energie, je mehr „dunkle“ Passagen das Video enthält. Dies ist darauf zurückzuführen, dass schwarze Bildpunkte abgeschaltet sind und daher keine Energie verbrauchen – oder anders gesagt: Ein Film im Stil von „Batman“ verbraucht deutlich weniger Energie als ein bunter Pixar-Film.
Die knapp acht Stunden Laufzeit in der Browser-Simulation stellen einen sehr guten Wert dar. Geduld ist beim Aufladen gefragt: Ein voller Akku ist erst nach knapp fünf Stunden wieder erreicht.