GNOME 3.16: Neues Benachrichtigungssystem und neue Apps
Nach sechs Monaten Entwicklungszeit ist Version 3.16 der grafischen Benutzeroberfläche GNOME erschienen. Es wurden 33.525 Änderungen von über 1.000 Beitragenden integriert. Dabei wurde unter anderem das Benachrichtigungssystem völlig überarbeitet.
Die Benachrichtigungen wurden oben mittig an den Rand des Bildschirms verlagert. Die als Banner bezeichneten Popups sollen so weniger störend für andere Anwendungen sein. Von dort kann per Klick schnell auf Benachrichtigungen und Notizen reagiert werden. Auch die Kalenderanwendung wird von dort ausgeklappt. Dabei werden Benachrichtigungen und vom Anwender ausgewählte Weltzeiten mit angezeigt. Hier sollen künftig auch Wetterinformationen und Geburtstagserinnerungen ihren Platz finden, sodass der gesamte Tag gebündelt im Überblick erscheint.
Die Aktivitätenübersicht, der Anmeldebildschirm, die Systemmenüs und weitere Systemkomponenten wurden optisch überarbeitet und erhielten ein zeitgemäßes Aussehen mit flachen Icons. Bildlaufleisten in Anwendungen sind nur noch sichtbar, wenn sie auch gebraucht werden. Sie sind nicht mehr statisch Teil der Fensterdekoration sondern sind als eigene Elemente gestaltet, die obenauf liegen und etwa bei einer Mausbewegung als schmaler Streifen angedeutet werden. Ihre volle Breite erhalten sie erst bei Benutzung.
Der Dateimanager Dateien wurde für 3.16 an verschiedenen Stellen verbessert. Vorschaubilder sind standardmäßig etwas größer, die Lesbarkeit der Unterzeilen wurde verbessert. Die wichtigsten Dateioperationen und Ordnereinstellungen sind oben rechts in drei Icons zusammengefasst. Die Menüstruktur wurde überholt und straffer zusammengefasst. Das Verschieben von Dateien und Ordnern in den Papierkorb gelingt jetzt mit der Entf-Taste statt mit der Tastenkombination Strg+Entf.
Der Fensterrahmen des Bildbetrachters von GNOME wurde verschlankt, um so mehr Platz für die Bildinhalte zu schaffen. Neben dem allgemeinen Steuerelement für Dateioperationen auf die angezeigten Inhalte wurde hinter einem weiteren Icon ein einfacher Dialog zur Größenänderung integriert. Wie seine Vorgänger, bietet auch GNOME 3.16 neue Anwendungen in einer Vorschau an. Es handelt sich hierbei um die Apps Bücher, Kalendar und Zeichen. Bücher dient der Betrachtung von E-Books. In der jetzigen Form ermöglicht es das Betrachten von Comicbuch-Sammlungen. Die Unterstützung des EPUB-Formats ist geplant. Kalendar bietet eine Schnittstelle für Terminplanung und kann mit Online-Konten abgeglichen werden. Zeichen soll einen einfachen Zugriff auf eine Zeichentabelle bieten.
Boxen, die Anwendung für virtuelle und entfernte Rechner, erhielt eine Auffrischung seiner grafischen Oberfläche und zeigt die Eigenschaften der verschiedenen Rechner nun übersichtlicher an. Eine automatische Skalierung verbessert die Ansicht, der Ressourcenverbrauch wurde verringert. Auch die Karten-App erhielt Verbesserungen. Informationsblasen stellen Suchergebnisse und Lieblingsorte dar. Zusätzlich wurden Verweise auf Wikipedia-Artikel integriert. Zudem kann Foursquare integriert werden, falls über die Onlinekonten eine Registrierung vorliegt.
Technisch basiert die neue Version auf dem vor wenigen Tagen erschienenen GTK+ 3.16. Damit wird integrierte Unterstützung für OpenGL geboten. Für Ubuntus Display-Server Mir wurde ein Backend integriert. Weitere technische Hintergründe zu der neuen Entwicklungsumgebung Builder und anderen Entwicklertools bieten die Release-Notes.
Wann GNOME 3.16 für einzelne Distributionen verfügbar wird, hängt von der Aktualität der jeweiligen Distribution ab. Die nächste große Veröffentlichung von GNOME 3.16 wird Fedora 22 am 19. Mai sein. Ubuntu GNOME 15.04 wird noch mit dem Vorgänger 3.14 ausgeliefert.