One M9 im Test: HTCs heißes Eisen für 2015 mit Snapdragon 810
Vorwort
Drittes Jahr, dritte Generation: Nach M7 und M8 ist das Zugpferd für HTC dieses Jahr das One M9. Die Klammern um den Namenszusatz sind weggefallen, das schicke Unibody-Gehäuse aber zum Glück nicht. Im Test muss das M9 zeigen, ob es mehr als nur schön aussehen kann und was der Snapdragon 810 zu leisten imstande ist.
Spezifikationen
Laut Spezifikationen hat HTC in allen Bereichen aufgerüstet: Schnellerer SoC, mehr Arbeitsspeicher, mehr interner Speicher, höher auflösende Kamera, bessere Konnektivität und größerer Akku. Das Display fehlt in dieser Auflistung. HTC hat sich gegen eine Vergrößerung des Displays entschieden und bleibt der Full-HD-Auflösung auf fünf Zoll treu. Die Pixeldichte liegt deshalb unverändert bei 441 Pixel pro Zoll.
HTC One M9 |
HTC One (M8) |
Samsung Galaxy S6 |
LG G3 |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 5.0 | Android 4.4 | Android 5.0 | Android 4.4 |
Display: | 5,00 Zoll, 1.080 × 1.920 441 ppi S-LCD, Gorilla Glass 3 |
5,10 Zoll, 1.440 × 2.560 576 ppi WQHD Super AMOLED, Gorilla Glass 4 |
5,50 Zoll, 1.440 × 2.560 534 ppi IPS, Gorilla Glass 3 |
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Bedienung: | Touch, Status-LED | Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED | Touch, Status-LED | |
SoC: | Qualcomm Snapdragon 810 4 × Cortex-A57, 2,00 GHz 4 × Cortex-A53, 1,55 GHz 20 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 801 4 × Krait 400, 2,30 GHz 28 nm, 32-Bit |
Samsung Exynos 7420 4 × Cortex-A57, 2,10 GHz 4 × Cortex-A53, 1,50 GHz 14 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 801 4 × Krait 400, 2,46 GHz 28 nm, 32-Bit |
GPU: | Adreno 430 650 MHz |
Adreno 330 578 MHz |
Mali-T760 MP8 772 MHz |
Adreno 330 578 MHz |
RAM: | 3.072 MB LPDDR4 |
2.048 MB LPDDR3 |
3.072 MB LPDDR4 |
2.048 MB LPDDR3 Variante 3.072 MB LPDDR3 |
Speicher: | 32 GB (erweiterbar) | 16 GB (erweiterbar) | 32 / 64 / 128 GB | 16 / 32 GB (erweiterbar) |
1. Kamera: | 20,0 MP, 2160p Dual-LED, f/2,20, AF |
4,0 MP, 1080p Dual-LED, f/2,00, AF |
16,0 MP, 2160p LED, f/1,90, AF, OIS |
13,0 MP, 2160p Dual-LED, f/2,40, AF, OIS |
2. Kamera: | Nein | |||
3. Kamera: | Nein | |||
4. Kamera: | Nein | |||
5. Kamera: | Nein | |||
1. Frontkamera: | 4,1 MP, 1080p f/2,00, AF |
5,0 MP, 1080p AF |
5,0 MP, 1440p f/1,90, AF |
2,1 MP, 1080p AF |
2. Frontkamera: | Nein | |||
GSM: | GPRS + EDGE | |||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
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LTE: | Advanced ↓450 ↑50 Mbit/s |
Advanced ↓150 ↑50 Mbit/s |
Advanced ↓300 ↑50 Mbit/s |
Advanced ↓150 ↑50 Mbit/s |
5G: | Nein | |||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
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Bluetooth: | 4.1 | 4.0 LE | 4.1 | 4.0 LE |
Ortung: | A-GPS, GLONASS | |||
Weitere Standards: | Micro-USB 2.0, NFC, Infrarot | Micro-USB 2.0, MHL, NFC, Infrarot | Micro-USB 2.0, NFC, Infrarot | Micro-USB 2.0, SlimPort, NFC, Infrarot |
SIM-Karte: | Nano-SIM | Nano-SIM Variante Nano-SIM, Dual-SIM |
Nano-SIM | Micro-SIM |
Akku: | 2.840 mAh (10,87 Wh) fest verbaut |
2.600 mAh (9,88 Wh) fest verbaut |
2.550 mAh (9,82 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
3.000 mAh (11,40 Wh) austauschbar, kabelloses Laden |
Größe (B×H×T): | 69,7 × 144,6 × 9,61 mm | 70,6 × 146,4 × 9,35 mm | 70,5 × 143,4 × 6,80 mm | 74,6 × 146,3 × 8,90 mm |
Schutzart: | – | |||
Gewicht: | 157 g | 160 g | 138 g | 149 g |
Preis: | 749 € | 679 € | 699 € / 799 € / 899 € | 549 € / 599 € |
Design & Verarbeitung
In puncto Design ist das One M9 schon auf den ersten Blick sofort wieder als HTC-Smartphone erkennbar. Die klare Aufteilung der Vorderseite in Lautsprecher, Display, Lautsprecher ist noch immer vorhanden, die Ränder rund um das Display sind aber allesamt etwas schmaler geworden. Und ja, unter dem Display sitzt weiterhin der etwas breitere Rahmen mit HTC-Logo. Und nein, HTC macht dies nicht aus Jux und Tollerei oder um das eigene Logo prominent in Szene zu setzten. Dort sitzen wie bei jedem anderen Smartphone auch Komponenten für das Display. Erst dann folgt der zweite Lautsprecher samt Anschlusssektion für Micro-USB und Kopfhörer.
Von Platzverschwendung kann keine Rede sein, das One M9 ist auf die Fläche bezogen sogar etwas kleiner geworden als das M8. Das letzte verbleibende Ein-Hand-Smartphone in der High-End-Liga ist das M9 deshalb trotzdem nicht, selbst mit großen Händen lässt sich die entfernte Display-Ecke nur mit sehr viel Mühe erreichen. Das M9 ist aber weit davon entfernt ein Dickschiff wie etwa das Nexus 6 zu sein. Es ist auch spürbar kleiner als das Apple iPhone 6 Plus oder Samsung Galaxy Note 4.
Gut in der Hand liegt das M9 auch, nicht besser als das M8, aber vergleichbar gut. Das Gewicht ist nicht spürbar um drei Gramm gesunken, der Übergang von Rückseite zu beim Testgerät goldener Flanke dafür um so deutlicher. Die bauchige Rückseite, die gut zur Handinnenfläche passt, hat HTC beibehalten, den stark abgerundeten Übergang zur Front aber nicht. Obwohl nicht sichtbar, macht sich dieser jetzt durch eine zwar nicht scharfe, aber doch deutlich fühlbare Kante bemerkbar.
Stufe zwei der Umgestaltung betrifft das Tastenlayout: Auf der rechten Seite befinden sich nun drei einzelne Tasten für An/Aus sowie Lautstärke hoch und runter statt eine Lautstärkewippe und die Power-Taste am Kopfende. Wie Motorola beim Nexus 6 hat auch HTC den An/Aus-Schalter mit einem speziellen Schliff versehen, damit dieser auch bei Dunkelheit sofort fühlbar ist. Die Schalter bieten einen sanften, aber klaren Druckpunkt und müssen zum Auslösen deutlich weniger fest gedrückt werden als es etwa beim iPhone 6 der Fall ist. Die Neupositionierung der Power-Taste war eine gute Entscheidung von HTC, weil sie beim M9 schneller mit einer Hand erreichbar ist.
Phase drei der Umgestaltung macht sich durch die leichte Abstufung der Vorderseite bemerkbar. Auf den goldenen Rahmen, der Teil der Rückseite und kein extra Bauteil ist, folgt ein 90-Grad-Winkel, der die Rückseite abschließt, und ein weiterer auf der Z-Achse als Übergang zur silbernen Vorderseite. Aus diesem Grund ist die Vorderseite leicht eingerückt und somit weniger hoch und breit als die Rückseite. Das M8 nutzte für den Übergang von Rück- zu Vorderseite noch eine polierte Fase mit 45-Grad-Winkel gefolgt von einem sehr schmalen Kunststoffrahmen – den gibt es jetzt nicht mehr.
Dass der neue, optisch ansehnliche Aufbau des M9 nicht uneingeschränkt besser ist, zeigt sich daran, dass dieser offenbar auch komplizierter zu fertigen ist, was zu einem kleinen Kritikpunkt bei der Verarbeitung führt. Während die Einfassung des Displays in allen vier Ecken noch eng anliegt, spreizt sich der Rahmen auf der langen Seite des Displays minimal, sodass bei sehr genauer Betrachtung sehr schmale Schlitze zwischen Display und Rahmen entstehen. Und dass Kunden bei einem 750-Euro-Smartphone genauer auf solche Details achten werden, ist wahrscheinlicher als in der Klasse bis 150 Euro. Nicht sonderlich schön gelöst ist auch die Einfassung der Kamera.
Obwohl das M9 etwas tiefer als das M8 ist, hat die neue 20-Megapixel-Kamera nicht in das Gehäuse gepasst. Der Vorsprung ist vergleichbar mit dem der Kamera des iPhone 6 (Plus), die Einfassung der Kamera ist aber nur aus Kunststoff gefertigt und deshalb nicht auf gleichem Qualitätsniveau wie das Gehäuse. Warum die Aussparung zudem viel größer sein muss als die Öffnung für die Kamera, ist ebenfalls unklar.
Dennoch lässt sich auch 2015 nicht dementieren, dass HTC erneut ein schönes und über weite Bereich sehr gut verarbeitetes Android-Smartphone auf die Beine gestellt hat. Es ist wieder einmal das iPhone der Android-Welt, obwohl HTC es vorzieht, das iPhone das One der iOS-Welt zu nennen.
Display
Dem iPhone um Längen voraus war HTC schon mit dem M7 in puncto Display. Erst mit dem iPhone 6 entschied sich Apple ebenfalls für 4,7 Zoll. Mit dem M8 wechselte HTC auf 5,0 Zoll und hat dieses Format auch für das M9 beibehalten. Gleich geblieben ist auch die Auflösung von 1.080 × 1.920 Bildpunkten. Dem von LG und Samsung angeführten Quad-HD-Rennen hat sich HTC somit vorerst nicht angeschlossen.
Damit hat HTC die richtige Entscheidung getroffen, auch 441 ppi sehen nicht weniger scharf aus als die 534 ppi des LG G3 oder 576 ppi des Samsung Galaxy S6/edge. Annähernd gleich geblieben ist auch die maximale Helligkeit des Displays, die mit 474 cd/m² auch bei sonnigen Frühlingstagen für eine gute Ablesbarkeit sorgt. Der Kontrast fällt mit 1.282:1 auf dem Papier marginal schlechter aus als beim M8 oder auch dem Huawei Ascend Mate 7, der erreichte Wert ist aber weiterhin sehr gut.
Der für ein LC-Display sehr gute Schwarzwert von 0,37 cd/m² sorgt für tiefes Schwarz, das im Gegensatz zu schlechteren Displays nicht wie Grau aussieht. Vor allem bei Filmen im Cinemascope-Format macht sich diese positive Eigenschaft bemerkbar. Beim Einsatz von viel Schwarz fällt auch positiv auf, dass die Hintergrundbeleuchtung nicht durch die Ränder des Displays leuchtet. Gut gefällt zudem die schon vom M8 und M7 bekannte Blickwinkelstabilität des verbauten Displays, die selbst bei spitzen Winkeln für eine annähernd unverändert gute Bildqualität sorgt.
Die Bildqualität hat ohnehin gegenüber dem M8 leicht zugelegt. Im direkten Vergleich wirken Farben zwar etwas weniger poppig, dafür aber deutlich natürlicher. Dies zeigt sich insbesondere bei Flächen wie Wiese, die auf dem M8 deutlich mehr wie mit grell-grünem Filzstift ausgemalt aussehen, während das M9 ein natürliches Grün zeigt, das echter Wiese entspricht. Sehr gut erkennbar ist der Unterschied zum M8 auch bei vielen Google-Apps, die seit der Umstellung auf das Material Design großflächig auf knallige Farben setzen. Das Orange von Play Music oder Rot von YouTube leuchtet auf dem M8 stärker, die bessere Farbauslegung des M9 entspricht hingegen mehr dem iPhone 6, das zwar auch lebendige, aber weniger OLED-ähnliche, aufgedrehte Farben bietet.
HTC liefert mit dem M9 nach wie vor ein sehr gutes Display aus, das mit knapp unter 8.000 Kelvin zwar ein etwas kühleres Weiß darstellt, das insgesamt aber doch etwas besser abschneidet als das M8, weil die Farbdarstellung jetzt natürlicher ausfällt. Die Full-HD-Auflösung ist auf fünf Zoll nach wie vor sehr scharf, in Disziplinen wie Helligkeit und Kontrast war HTC mit der One-Serie seit jeher sehr gut aufgestellt.