LG G Flex 2 im Test: Die Kurve bekommen
Vorwort
In den Jahren 2013 und 2014 wagten Samsung und LG erste Gehversuche mit gebogenen Smartphones. Bei Samsung hieß es Galaxy Round, war der Form des Oberschenkels angepasst und kam nur in Südkorea auf den Markt. LG nannte sein Smartphone G Flex, passte es der Form des Kopfes an und führte das Gerät Anfang des Jahres 2014 auch auf dem deutschen Markt ein. Im Test konnte das Smartphone vor allem aufgrund des fleckigen Displays mit geringer Auflösung nicht überzeugen. Und die erste Generation war zu groß. Jetzt ist die zweite Generation auf den Markt gekommen, die alles besser machen soll.
Spezifikationen
Wie die Spezifikationen zeigen, hat sich LG für das G Flex 2 neu ans Zeichenbrett gesetzt und nicht nur Feinheiten optimiert. Das Display ist kleiner, die Auflösung höher, das System-on-a-Chip auf dem Papier schneller und das Gehäuse kleiner und leichter.
LG G Flex 2 |
LG G Flex |
HTC One M9 |
Samsung Galaxy S6 |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 5.0 | Android 4.2 | Android 5.0 | |
Display: | 5,50 Zoll, 1.080 × 1.920 401 ppi POLED, Gorilla Glass 3 |
6,00 Zoll, 720 × 1.280 244 ppi POLED, Gorilla Glass 2 |
5,00 Zoll, 1.080 × 1.920 441 ppi S-LCD, Gorilla Glass 3 |
5,10 Zoll, 1.440 × 2.560 576 ppi WQHD Super AMOLED, Gorilla Glass 4 |
Bedienung: | Touch, Status-LED | Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED | ||
SoC: | Qualcomm Snapdragon 810 4 × Cortex-A57, 2,00 GHz 4 × Cortex-A53, 1,55 GHz 20 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 800 4 × Krait 400, 2,26 GHz 28 nm, 32-Bit |
Qualcomm Snapdragon 810 4 × Cortex-A57, 2,00 GHz 4 × Cortex-A53, 1,55 GHz 20 nm, 64-Bit |
Samsung Exynos 7420 4 × Cortex-A57, 2,10 GHz 4 × Cortex-A53, 1,50 GHz 14 nm, 64-Bit |
GPU: | Adreno 430 650 MHz |
Adreno 330 450 MHz |
Adreno 430 650 MHz |
Mali-T760 MP8 772 MHz |
RAM: | 2.048 MB LPDDR4 |
2.048 MB LPDDR3 |
3.072 MB LPDDR4 |
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Speicher: | 16 / 32 GB (erweiterbar) | 32 GB | 32 GB (erweiterbar) | 32 / 64 / 128 GB |
1. Kamera: | 13,0 MP, 2160p Dual-LED, AF, OIS |
13,0 MP, 2160p LED, f/2,40, AF |
20,0 MP, 2160p Dual-LED, f/2,20, AF |
16,0 MP, 2160p LED, f/1,90, AF, OIS |
2. Kamera: | Nein | |||
3. Kamera: | Nein | |||
4. Kamera: | Nein | |||
5. Kamera: | Nein | |||
1. Frontkamera: | 2,1 MP, 1080p AF |
4,1 MP, 1080p f/2,00, AF |
5,0 MP, 1440p f/1,90, AF |
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2. Frontkamera: | Nein | |||
GSM: | GPRS + EDGE | |||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
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LTE: | Advanced ↓450 ↑50 Mbit/s |
Advanced ↓150 ↑50 Mbit/s |
Advanced ↓450 ↑50 Mbit/s |
Advanced ↓300 ↑50 Mbit/s |
5G: | Nein | |||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
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Bluetooth: | 4.1 | 4.0 | 4.1 | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS | |||
Weitere Standards: | Micro-USB 2.0, SlimPort, NFC | Micro-USB 2.0, MHL, NFC, Infrarot | Micro-USB 2.0, NFC, Infrarot | |
SIM-Karte: | Micro-SIM | Nano-SIM | ||
Akku: | 3.000 mAh fest verbaut |
3.500 mAh (13,30 Wh) fest verbaut |
2.840 mAh (10,87 Wh) fest verbaut |
2.550 mAh (9,82 Wh) fest verbaut, kabelloses Laden |
Größe (B×H×T): | 75,3 × 149,1 × 9,40 mm | 81,6 × 160,5 × 8,70 mm | 69,7 × 144,6 × 9,61 mm | 70,5 × 143,4 × 6,80 mm |
Schutzart: | – | |||
Gewicht: | 152 g | 177 g | 157 g | 138 g |
Preis: | 599 € / – | 799 € | 749 € | 699 € / 799 € / 899 € |
Design & Verarbeitung
Die Schrumpfkur ist klar als positive Eigenschaft des neuen G Flex 2 festzuhalten. Das erste G Flex war einerseits mit 6-Zoll-Display und Abmessungen von 81,6 × 160,5 × 8,70 Millimetern viel zu groß und anderseits mit gebogenem Display zu exotisch, um eine große Zielgruppe anzusprechen. Entgegen vieler Neuvorstellungen ist das G Flex 2 mit 75,3 × 149,1 × 9,40 Millimetern deutlich kleiner geworden und liegt deshalb besser in der Hand. Das um 25 Gramm niedrigere Gewicht trägt ebenfalls seinen Teil dazu bei.
Wie bei LG mittlerweile nicht nur in der High-End-Klasse üblich, sitzen auch beim G Flex 2 die Tasten wieder auf der Rückseite des Smartphones, dort, wo üblicherweise der Zeigefinger ruht. Das Konzept geht nach einer kurzen Eingewöhnungsphase erneut auf und sorgt zudem für schmale Displayränder, weil die Mechanik nicht in der Seite untergebracht werden muss. Beim G Flex 2 sind die Knöpfe allerdings fast schon überflüssig, das Display lässt sich per Doppeltipp auf das Glas sowohl ein- als auch ausschalten. Die Lautstärke lässt sich auch über die Software regulieren.
LG ist einer der wenigen Hersteller, der auch dieses Jahr nicht auf Gehäuse aus Aluminium oder anderen Metallen setzt. LGs Kunststoff ist zwar gut verarbeitet, die glänzende Oberfläche wird einem 600-Euro-Smartphone aber nicht gerecht. Zugutehalten kann man LG aber, dass die Rückseite Fingerabdrücke nicht magisch anzieht. Auch nach längerer Benutzung bleibt das Gehäuse somit ansehnlich. Beim G Flex 2 wieder mit dabei ist LGs angeblich selbstheilende Rückseite, die kleinere Kratzer auffüllen und verschwinden lassen soll. Im Test wurde dies eingeschränkt getestet, um das Rezensionsexemplar nicht völlig zu verunstalten. Die Oberfläche der Rückseite verhält sich ein wenig wachsartig und kaschiert Kratzer gut, ein Wundermittel hat aber auch LG nicht geschaffen. Bei genauer Betrachtung waren mit einem Schlüsselbund provozierte Kratzer auch nach längerer Heilungsphase noch sichtbar.
Sollte die Rückseite irgendwann so verkratzt sein, dass sie gar nicht mehr gefällt, kann sie beim G Flex 2 jetzt abgenommen und gegen eine neue getauscht werden. Hinter der abnehmbaren Rückseite finden sich auch die beiden Fächer für Micro-SIM und die Erweiterung des internen Speichers. Der gebogenen Akku ist auch beim G Flex 2 nicht für Otto Normal austauschbar. Dennoch hat das Gehäuse des G Flex 2, vor allem aufgrund der kleineren Abmessungen, eine positive Entwicklung vollzogen. Trotz Kunststoff hat das G Flex 2 qualitativ zugelegt, positiv hängen bleibt aber insbesondere die deutlich bessere Ergonomie.
Display
Die bessere Ergonomie überträgt sich unweigerlich auch auf das Display. Mit 5,5 statt 6,0 Zoll ist die Größe in eine normalere Region gerutscht, die auf G3-Niveau liegt. In eine für ein High-End-Smartphone normale Region ist jetzt auch die Auflösung gerutscht. Die erste Generation des G Flex packte auf sechs Zoll gerade einmal 720 × 1.280 Pixel, was für eine niedrige Pixeldichte von nur 244 ppi und zählbaren Bildpunkten gesorgt hat. Mit 1.080 × 1.920 Pixeln werden deutlich höhere 401 ppi und eine sichtbar bessere Darstellungsqualität erreicht, die der Preisklasse gerecht ist.
Nicht verbessert hat sich hingegen die Leuchtkraft des Displays. Mit einer maximalen Helligkeit von 322 cd/m² hat sie sich sogar geringfügig verschlechtert. Anders als es bei den OLED-Displays von Samsung der Fall ist, leuchten das LG-Display im G Flex 2 im Automatikmodus nicht heller bei starkem Lichteinfall. 322 cd/m² erreicht das Display sowohl manuell eingestellt als auch im Automatikmodus, wenn der Sensor mit einem sehr hellen LED-Strahler angeleuchtet wird. Das Display ist aber auch in die andere Richtung ein Ausreißer: Die minimale Helligkeit liegt bei 49 cd/m², was bei Dunkelheit, beispielsweise im Bett, zu hell ist, um angenehm lesen zu können. Die Helligkeit sinkt auch im Automatikmodus nicht unter diesen Wert.
Nach wie vor sehr gut ist der Kontrast des Displays, der den für OLED typischen sehr guten Schwarzwert ermöglicht, wie ihn kein LC-Display erreichen kann. Besonders bei Filmen, die auf dem gebogenen Display sehr gut zur Geltung kommen, fällt das absolut schwarze Schwarz positiv auf. Bei Filmen, aber auch YouTube und Co. geht das Konzept des aufrecht betrachtet an der X-Achse gebogenen Displays voll auf.
Ghosting konnte bei der neuen Generation des Displays nicht mehr festgestellt werden, die etwas fleckige Darstellung konnte LG aber nicht komplett abstellen. Bei großen einfarbigen Flächen ist nach wie vor eine leichte Musterung zu erkennen, die zwar deutlich weniger dramatisch als noch auf dem G Flex ausfällt, aber dennoch sichtbar vorhanden ist. Je nach angezeigtem Inhalt leidet darunter auch die ansonsten gute Darstellungsqualität. Das Display stellt Weiß OLED-typisch zwar mit einem leichten Blaustich dar, die ebenso typische lebendig poppige Farbauslegung des Displays gefällt ansonsten aber. Im Display-Menü bietet LG zudem die Möglichkeit, die Farben noch kräftiger auszulegen, im Test wurde aber stets der Standard verwendet.