Übernahme: Motorola entscheidet trotz Lenovo unabhängig
Motorola ist seit dem 30. Oktober des letzten Jahres ein Teil von Lenovo. ComputerBase hat auf dem MWC 2015 mit Marcus Frost, Senior Marketing Director bei Motorola Mobility für die Wirtschaftsräume EMEA und APAC, über die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens und den Einfluss durch Lenovo gesprochen.
Frost sagte im Gespräch, dass sich innerhalb des Unternehmens die Teams für die Entwicklung von Design, Hardware und Software nach der Übernahme durch Lenovo nicht verändert haben. Zudem habe Lenovo keinen Einfluss auf die Gestaltung der Produkte oder des Betriebssystems. Als Teil von Lenovo profitiere Motorola vor allem durch die guten Beziehungen von Lenovo zu seinen Lieferanten. Freiheiten habe man auch als Teil von Google gehabt, und viele frische Ideen aus der Partnerschaft mitgenommen, Google sei aber nun mal kein Unternehmen, das Hardware produziert und über entsprechende Lieferketten wie Lenovo verfügt, so Frost.
Motorola werde auch zukünftig an der Nexus-ähnlichen Auslegung des Android-Betriebssystems und an schnellen Updates festhalten. Wann die erste Generation von Moto E, G und X das Update auf Android 5.0 Lollipop erhalten wird, konnte Frost nicht sagen. Sogenannte Update-Garantien will Motorola in Zukunft nicht mehr geben. Es sollen keine Versprechen gemacht werden, die aus welchen Gründen auch immer in Zukunft vielleicht doch nicht eingehalten werden können.
Motorola konnte im letzten Geschäftsquartal über zehn Millionen Smartphones absetzen, wovon laut Frost rund drei Millionen Einheiten auf den indischen Markt entfielen. Ein Beitritt in das von Google gegründete Android-One-Programm, das preiswerte Smartphones in Schwellen- und Entwicklungsländer bringen soll, sei derzeit aber keine Option für Motorola. Insbesondere mit dem Moto E sieht sich Motorola in diesen Märkten bereits ohne Android One gut aufgestellt.
In puncto Smartphone-Serien will Motorola in absehbarer Zeit nicht von den drei existierenden Serien E, G und X abrücken. Wenige, dafür gute Modelle seien besser als ein großes Portfolio. Der Wiedereinsteig in den Tablet-Markt steht laut Frost derzeit nicht zur Diskussion. Stattdessen liege der Fokus neben Smartphones vor allem auf Wearables. Motorola war Anfang 2011 der erste Hersteller eines Tablets mit dem auf diese Geräteklasse ausgelegten Android 3.0 Honeycomb. Aktuelles Wearable-Highlight von Motorola ist die Smartwatch Moto 360, die laut einer aktuellen Studie die meistverkaufte Android-Wear-Uhr im Jahr 2014 gewesen sein soll. Wie viele der angeblich 720.000 verkauften Uhren auf die Moto 360 entfallen, hat Frost nicht gesagt.
Marcus Frost gab aber Einblick in die Entscheidung, einen vergleichsweise alten Prozessor von Texas Instruments in der Moto 360 zu verbauen, während die gesamte Konkurrenz auch noch heute auf den Snapdragon 400 von Qualcomm setzt. Den Texas Instruments OMAP 3630 aus 45-Nanometer-Fertigung mit einer Cortex-A8-CPU habe Motorola nicht etwa einfach noch auf der Resterampe liegen gehabt, sondern aus Time-to-Market-Gründen wegen des aufwendig zu entwickelnden runden Designs der Uhr gewählt. Ob der für manchen Interessenten störende schwarze Balken auf Sechs-Uhr-Stellung des Displays in Zukunft verschwinden könnte, wollte Frost nicht kommentieren. LG baut mit den Uhren G Watch R und Watch Urbane (LTE) mittlerweile ebenfalls runde Smartwatches, deren runde Displays aber vollständig genutzt werden können. Huawei hat auf dem MWC 2015 ein vergleichbares Modell vorgestellt.
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