MWC 2015: Highlights, Enttäuschungen und Überraschungen
Der Mobile World Congress zog auch 2015 zehntausende Besucher nach Barcelona und machte die zweitgrößte Stadt Spaniens zum Mittelpunkt der Branche. ComputerBase hat sich durch voll gefüllte Messehallen gearbeitet und blickt abschließend auf Highlights, Enttäuschungen und Überraschungen der Messe.
Das Smartphone-Highlight stellt dieses Jahr das Samsung Galaxy S6 edge dar. 2014 sorgte das Galaxy S5 noch für Ernüchterung: Samsung musste vor allem für das Design viel Kritik einstecken. Als Project Zero gehandelt sollte mit dem Galaxy S6 alles besser werden. Auch wenn einige Nutzer sich am Wegfall von microSD-Slot, wechselbarem Akku oder IP-Zertifizierung stören könnten, hat Samsung dieses Jahr vieles richtig gemacht. Das Galaxy S6 edge eignet sich sowohl für die Fans hochwertiger Materialien, die den früheren Kunststoffgehäusen kritisch gegenüber standen, als auch für Technikbegeisterte. Die Verarbeitung ist fehlerfrei, die Materialanmutung hochwertig und robust. Dazu kommen technische Fortschritte wie UFS 2.0 und erstmals ein Prozessor aus 14-Nanometer-Fertigung. Die Kamera mit f/1,9-Blende lässt zudem auf gute Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen hoffen. Mit 849 bis 1.049 Euro lässt sich Samsung für das Highlight allerdings fürstlich entlohnen.
Sinkende Tablet-Verkäufe wirkten sich auch auf die Vorstellungen auf dem MWC aus. Schon letztes Jahr war die Anzahl der Neuvorstellungen gering, 2015 setzt sich dieser Trend fort. Nichtsdestotrotz hat Sony mit dem Xperia Z4 Tablet eine interessante Evolution des Xperia Z2 Tablet gezeigt. Das Tablet ist abermals schlanker geworden, wirkt unter anderem durch den Rahmen aus Aluminium allerdings nicht instabil. Der Snapdragon 810 ist aktuell und das 2,5K-Display sorgt für ein schärferes Bild. Bei Marktstart gilt es herauszufinden, ob Sony wie behauptet tatsächlich das hellste Display im 10-Zoll-Segment hat. Im Juni soll der Verkauf ab 549 Euro starten.
Im Bereich der Wearables hat sich auch in diesem Jahr einiges getan. Besonders hervorgestochen sind die Huawei Watch und die LG Watch Urbane LTE. Die Huawei Watch erinnert mit ihrem schlichten Gehäuse und rundem Display an eine klassische Uhr – ein Weg, den LG und Motorola bereits eingeschlagen haben. Wodurch sich das chinesische Pendant vor allem absetzt, ist der Einsatz von Saphirglas, ergänzend zu einem Gehäuse aus Edelstahl. Die Auflösung von 400 × 400 Pixeln übertrumpft die gesamte aktuelle Android-Wear-Konkurrenz. Huaweis Einstieg in die Welt von Android Wear wirkt vielversprechend, muss sich aber ab voraussichtlich Mitte des Jahres erst noch beweisen. Ein Preis wurde zur Vorstellung nicht genannt.
LGs LTE-Smartwatch überzeugte vor allem über den Einsatz des Betriebssystems webOS, das mit seiner Unabhängigkeit von Android für frischen Wind in diesem Segment sorgt. LG deutete gegenüber ComputerBase bereits an, dass webOS-Uhren in Zukunft nicht nur zu Android-Smartphones kompatibel sein werden. LG spricht mit der Watch Urbane LTE eindeutig Freunde großer Uhren an, ist diese Voraussetzung aber erfüllt, bekommt man als Käufer eine gut verarbeitete Smartwatch, die sich von den bisher veröffentlichten Modellen absetzt. Jetzt heißt es nur noch in Geduld üben: In rund zwei Monaten soll die Urbane Watch LTE vorerst nur in Südkorea zum noch unbekannten Preis auf den Markt kommen.
Eine Enttäuschung ist das HTC One M9 mitnichten. Nicht gerade überwältigend trifft es besser. Das Design der One-Serie hat sich über die letzten Jahre nur wenig verändert, das neue Modell hat sich noch weniger verändert als es vom M7 zum M8 der Fall war. Aus technischer Sicht liegt das M9 ohne Zweifel in vielerlei Hinsicht auf Augenhöhe zur Konkurrenz, ein radikaler Neuanfang wie das Samsung Galaxy S6/edge, das vollgestopft ist mit neuester Technik und ein frisches Design bietet, ist das M9 aber nicht. Während das durch Evan Blass veröffentlichte, vermeintliche Design des M9 noch für Aufsehen und Vorfreude sorgte, machte sich nach der Vorabveröffentlichung des tatsächlichen Designs durch Cyberport rasch Ernüchterung breit. Das One M9 sieht nach wie vor gut aus, aber eben nicht besser als das M8 und auf der Rückseite sogar schlechter. Der Kamera-Buckel aus billig wirkendem Kunststoff passt in keinster Weise zu einem 749-Euro-Smartphone mit schickem Alu-Unibody. Kameras dürfen hervorstehen, aber bitte nicht so. HTC hält an gut Bewährtem fest, manchmal müssen Hersteller aber Wagnisse eingehen, um noch besser zu werden.
Ein eben solches Wagnis folgte von HTC noch am gleichen Abend mit der Vorstellung der VR-Brille Vive. Eine VR-Brille von Valve geisterte bereits durch die Gerüchteküche, dass aber HTC Partner bei der Entwicklung sein würde, damit hatte kaum jemand gerechnet. HTC sorgte für eine echte Überraschung, auf die das Publikum, das eigentlich für die Vorstellung des One M9 in die Multifunktionsarena Palau Sant Jordi gelockt wurde, sehr positiv reagierte. HTC hatte an diesem Abend einen HoloLens-Moment à la Microsoft, denn der Hauptgrund der Veranstaltung, das One M9, rückte nach der Ankündigung der Vive ähnlich schnell in den Hintergrund wie es Windows 10 nach der Präsentation der HoloLens-Brille passierte. Durch die Erfassung des Spielers im Raum und die Steuerung über zwei Nunchuck-ähnliche Controller verspricht die Vive ein intensiveres VR-Erlebnis als jede andere Brille zuvor.
Wer sich für mehr als diesen kleinen Ausschnitt der Messe interessiert, dem bietet die Themenseite zum MWC 2015 eine komplette Übersicht aller Meldungen.
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